Der Duft der Mondblume
setzt er sich selbst in einen Bulldozer, damit der Bau rechtzeitig fertig wird.«
»Aber es wird einen Aufstand geben, wenn die Alten davon erfahren«, warnte Kiann’e.
»Bitte, sag nichts, Kiann’e«, bat Eleanor sie ernst.
»Könnte man aus dieser alten Stätte denn keine Touristenattraktion machen?«, fragte Mollie.
»Ich bin eine große Bewunderin der hawaiianischen Kultur, aber leider weiß selbst ich, dass ein paar alte Steine im Schlamm die meisten Touristen nicht vom Hocker reißen werden«, erklärte Eleanor. »Doch wie gesagt, ich will euch nicht den Abend verderben. Lasst uns was zu essen bestellen, der neue Koch hier ist hervorragend. Wir werden ja sehen, was bei dem Treffen morgen herauskommt.«
Auf der Heimfahrt war Mollie sehr nachdenklich. »Klingt so, als würde dieses Bauprojekt deiner Freundin Eleanor ganz schön Kopfzerbrechen bereiten.«
»Ja. Offenbar gibt es überall auf den Inseln Überreste solcher alten Stätten. Die Hawaiianer wollen nicht, dass sie zerstört werden, aber die meisten Bauunternehmer scheren sich nicht um die polynesische Kultur«, sagte Catherine.
»Wieso kennst du dich bei so etwas aus?«
»Kiann’e und PJ haben mir Geschichten über die alten Polynesier erzählt. Wie sie mit ihren Kanus Tausende von Meilen über den Ozean gefahren sind. PJ meint, sie müssen exzellente Navigatoren gewesen sein, die die Sterne, die Gezeiten und die Winde lesen konnten, sonst hätten sie nicht so viele weit entfernte Inseln überall im Pazifik besiedeln können.«
»Er interessiert sich also nicht nur fürs Surfen?«, fragte Mollie mit einem Seitenblick auf Catherine.
» PJ interessiert sich für viele Dinge.«
»Und was sagt Bradley zu den Navigationskünsten der alten Polynesier? Als Marineoffizier hat er doch gewiss eine Meinung dazu?«
Catherine lachte kurz auf. »Ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns je darüber unterhalten hätten.«
»Wenn du morgen vom Schwimmen zurückkommst, lade ich dich zum Frühstücken ein«, bot Mollie an, die sah, dass Catherine gern das Thema wechseln wollte. »Und dann nichts wie zum Frauenclub. Ich kann es kaum erwarten.«
Mollie gab sich große Mühe, Mrs.Goodwin mit einem begeisterten Redeschwall zu bezaubern. Sie bewunderte das hinreißende Haus, den prachtvollen Garten, die reizenden Damen, das köstliche Essen und betonte, dass Catherine sich glücklich schätzen dürfe, so ein abwechslungsreiches Leben zu führen.
Als sie bei wässrigem Tee die üppigen, mit Karamell gefüllten Schokoladenkekse aßen, trat Catherine ihr unterm Tisch ans Schienbein. Übertreib’s nicht, Süße, sagte ihr Blick.
Doch Mollie ließ sich nicht bremsen. »Sie müssen ja schon an so vielen faszinierenden Orten gelebt haben, Mrs.Goodwin. Und ganz bestimmt haben Sie schon unheimlich viele wichtige Leute bewirtet?«
»Nun, hin und wieder hatten Commander Goodwin und ich einflussreiche Persönlichkeiten zu Gast. Etwa letzten Monat, da war der Staatssekretär aus dem Marineministerium hier. Deshalb lernen die Mädchen ja, wie man eine vornehme Tafel deckt und Konversation mit sehr unterschiedlichen Menschen aus allen Teilen der Welt macht. Schließlich ist es unsere Pflicht, durch unsere beispielhafte Haltung jedem zu vermitteln, was für ein wundervolles Land die Vereinigten Staaten sind.«
»O ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte Mollie. »Insbesondere Hawaii ist ja das reinste Paradies.«
Ein irritiertes Zucken huschte über Mrs.Goodwins Gesicht. »Natürlich ist es schön, wenn man gleich zu Beginn an einem so angenehmen Ort wie Hawaii stationiert ist«, ihr Blick streifte Catherine, »allerdings muss man sich auch auf härtere Posten einstellen.«
»Aber wenn man mit all dem amerikanischen Komfort und den anderen amerikanischen Familien auf einem Stützpunkt lebt, ist man doch nicht allzu isoliert, oder?«, fragte Mollie.
»Nein, das ist wahr. Es ist ein Segen, dass wir einander so unterstützen.«
»Wie eine große glückliche Familie«, lächelte Mollie.
»Entschuldigt mich kurz, ich hole frischen Tee.« Hastig stand Catherine auf. Sonst wäre sie wohl in schallendes Gelächter ausgebrochen oder schreiend mit der Teekanne auf Mollie losgegangen.
Später machte Mollie die Runde. Als Catherine sah, wie sie plauderte, lachte und jeder Offiziersgattin eine Menge Fragen über das Leben in Hawaii stellte, lächelte Catherine unwillkürlich in sich hinein. Mollie war zweifellos eine Vorzeigefreundin, die großen Eindruck auf die anderen
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