Der Duft der Mondblume
amerikanischen Flagge davor betrachtete, ließ ihre Begeisterung zum ersten Mal nach. »Na ja, nicht gerade Heatherbrae, stimmt’s?«
Nachdem sich Mollie geduscht und ausgepackt hatte, setzten sie sich bei einer Tasse Tee zusammen.
»Was machen wir zuerst?«, fragte Mollie. »Du hast doch bestimmt einen Plan.«
»Bradley ist der große Organisator, ich lass mich lieber treiben und die Dinge auf mich zukommen. Aber ich hab mir überlegt, dass du vielleicht Kiann’e tanzen sehen willst und wir deshalb einen Sundowner im Moonflower nehmen könnten.«
»Wie wär’s mit einem Einkaufsbummel? Gibt’s da nicht am Strand ein großes Einkaufszentrum?«
»Ala Moana. Ja klar, wenn du Lust hast«, lachte Catherine. Mollie konnte noch nie an einer Boutique vorbeigehen. Aber es würde Spaß machen. Außer Lebensmitteln hatte sie seit Bradleys Abreise kaum etwas gekauft.
Nachdem sie mit Kiann’e während der Pause zwischen ihren Auftritten etwas getrunken hatten, bestand Mollie, die trotz der langen Reise überhaupt nicht müde war, auf einer Cocktail-Tour durch die eleganteren Bars und Restaurants, was mit einem Abendessen im Chart House endete.
»Du vermisst so was bestimmt, seit du verlobt bist?«, meinte Catherine.
»Aber nein! Jason und ich gehen mehrmals die Woche aus. Er lädt seine Mandanten gern ein, und ich weigere mich, sie zu Hause zu bewirten. So gerne ich Freunde zu Besuch habe, die Gastgeberin bei Geschäftsessen spiele ich nicht!«
»Danke noch mal für den Geistesblitz, das Essen bei meiner Einladung von jemand anderem kochen zu lassen. Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, aber es hat die Sache enorm vereinfacht. Bradley möchte ja gern, dass ich einen Kochkurs besuche.«
»Du liebe Güte! Als ob du nichts Besseres zu tun hättest. Ich bin völlig begeistert von den Fotos, die du mir geschickt hast. Wirst du mich auch für die Zeitung porträtieren?« Mollie warf sich in Pose.
Allerdings war es vergebliche Liebesmüh, ihre Freundin zum frühen Aufstehen zu bewegen. Also ging Catherine ohne sie mit Kiann’e schwimmen.
»Mollie ist ein geselliger Mensch, aber auch ein Dickkopf, glaube ich«, sagte Kiann’e bei ihrem Spaziergang. »Und eine gute Freundin. Sie würde dich gegen alle Welt verteidigen. Bestimmt hat sie dir sehr gefehlt.«
»Ja, das hat sie. Komisch, dass wir so gut befreundet sind, denn eigentlich sind wir sehr verschieden. Aber sie ist wie eine Schwester für mich.«
Kiann’e lächelte. »Familie ist immer gut. Sieh nur meine Sippe an.« Sie strich über Catherines Arm. »Und meine Verwandten im weiteren Sinne – wie dich.«
»Oh, Kiann’e, das macht mich …« Catherine war überwältigt. Mollies Herzenswärme, ihr Humor und ihre manchmal befremdlichen Angewohnheiten hatten Erinnerungen in ihr geweckt, und sie spürte, wie groß die Distanz zu ihren alten Freunden seit ihrer Hochzeit geworden war. »Es ist so tröstlich zu wissen, dass ihr für mich da seid.«
»Du weißt, dass es so ist, Catherine … was immer passiert, welchen Kummer oder Ärger du auch hast«, sagte Kiann’e ernst.
»Danke.« Catherine holte tief Luft, damit ihre Stimme nicht zitterte. »Hoffen wir, dass euer Beistand nicht nötig sein wird.«
»Komm mit Mollie zu Tante Lani, wir geben eine kleine Party für sie.«
Anschließend schaute Catherine bei PJ vorbei, weil sie wissen wollte, ob er zu Hause war. Er leimte gerade zwei Bretthälften zusammen und spannte sie in eine Schraubzwinge.
»Hallo. Mollie ist da.«
»Prima. Amüsiert ihr euch?«
»O ja. Aber ich kann’s kaum erwarten, dass du sie kennenlernst. Was hältst du davon, wenn wir heute Nachmittag surfen und ich sie und Lester mitbringe?«
Er grinste. »Eine Surf- oder eine Angeberstunde?«
Sie lachte. »Mollie wird ganz schön überrascht sein. Sie glaubt bestimmt nicht, dass ich tatsächlich allein mit einem Brett da rausgehe.«
»Komm gegen Sonnenuntergang. Bist du sicher, dass sie nicht auch eine Surfstunde haben will? Na, ich bring für alle Fälle noch ein Brett mit.«
»Nein, bestimmt nicht, sie macht sich nichts aus Sport. Ist mehr der Party- und Einkaufsbummeltyp.«
Am späten Nachmittag holten Catherine und Mollie Lester ab und fuhren nach Waikiki.
Die tief stehende Sonne spiegelte sich auf dem Wasser. Am Strand dösten Menschen in Liegestühlen oder auf Handtüchern und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Auch Lester und Mollie machten es sich auf dem Sand bequem, und Mollie machte Fotos von
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