Der Duft der Mondblume
haben«, meinte Kiann’e. »Aber du weißt ja, meine Mutter und Eleanor sind immer für dich da, wenn du sie brauchst.«
Catherine rief Eleanor an und erzählte ihr, was passiert war.
»Es tut mir leid, dass Sie solche Probleme in Ihrer Ehe haben. Aber wenn Sie ganz sicher sind, dass es der richtige Schritt ist, ist es vernünftiger, jetzt zu gehen, statt jahrelang unglücklich zu sein. Sie sind jung und haben noch das ganze Leben vor sich. Reisen Sie, gönnen Sie sich etwas, Catherine. Wann kommen Sie an? Abel John wird Sie abholen.«
»Eleanor, das ist sehr freundlich, aber machen Sie sich keine Umstände. Ich möchte eine Weile an der Nordküste bleiben.«
»Bei diesen Hippies, die Abel John kennt? Ist das wirklich was für Sie? Wie wollen Sie sich über Wasser halten? Wie Ihr Geld verdienen? Jedenfalls können Sie gern hier wohnen, wenn Sie wollen. Wenigstens sollten Sie herkommen und mit mir essen.«
»Ja, gerne. Ich möchte ein paar Sachen für die Zeitung schreiben. Und ich habe etwas auf der hohen Kante. Allerdings hatte ich auch gehofft, dass ich vielleicht für Sie arbeiten kann. Ich weiß nicht genau, was da in Frage käme.«
»Ich werde darüber nachdenken. Mr.Kitamura macht ja die Fotos für uns, aber ich werde mir etwas anderes für Sie überlegen.«
»Danke, Eleanor, das ist sehr nett. Wie geht es mit dem Neubau voran?«, fragte Catherine.
Eleanor seufzte. »Nicht gut. Das erzähle ich Ihnen, wenn wir uns sehen. Und jetzt geben Sie mir schon Ihre Ankunftszeit durch. Abel John wird da sein.«
Catherine fühlte sich grenzenlos erleichtert, als sie den hochgewachsenen lächelnden Hawaiianer draußen vor dem kleinen Flughafengebäude auf sich zukommen sah. Sie umarmte ihn.
»Abel John, das ist, als würde man die Ohana wiedersehen!«
»Wie geht es dir? Ich habe gehört, du hast dich von deinem Mann getrennt.«
»Stimmt. Jetzt, da ich hier bin, geht es mir gleich besser.« Sie atmete tief durch. Ein vertrauter Duft lag in der Luft, und sie genoss die tropischen Farben, den warmen Passat und das Gefühl, die Stadt hinter sich gelassen zu haben und in eine verborgene Oase zu gelangen.
Er stellte ihre Tasche in den Kofferraum seines alten Wagens. »Dein ganzes Hab und Gut, Catherine?«
»So in etwa. Das meiste habe ich bei Kiann’e gelassen, ich reise erst einmal mit leichtem Gepäck. Jetzt brauche ich nur noch ein Surfbrett. PJ hat mir gesagt, dass genug hier sind und ich mir leicht eines ausleihen kann.«
»Keine Frage. Ich hab zu Hause auch mehrere. Du willst also ins
Nirvana?
«
»Na ja, ich glaube schon. Weißt du, wer dort ist?«
»Ginger und Summer und die Keikis. Leif ist auf Big Island, er arbeitet dort als Paniolo, treibt das Vieh für eine große Ranch zusammen. Ein Junge aus Südafrika war im
Nirvana,
aber ich glaube, er ist nach Lombok geflogen. Indonesien ist bei den Surfern groß im Kommen. Und PJ hat sich angekündigt. Ein paar Leute haben Boards bei ihm bestellt.«
»Klingt nach einem ziemlichen Durcheinander«, meinte Catherine unsicher. »Aber am besten bleibe ich ein paar Nächte dort, bis ich etwas Passendes gefunden habe.«
Abel John lenkte den Wagen aus dem Lihue-Airport-Gelände. »Ich weiß etwas, was dir wahrscheinlich besser gefällt. Eine Freundin von Helena sucht jemanden, der sich um ihr Haus kümmert, weil sie für einige Wochen nach Europa fährt. Es ist nichts Besonderes, nur ein Laden und darüber eine kleine Wohnung. Es liegt an der Südküste, keine guten Surfbedingungen. Aber es kostet Sie nichts. Ein ganz interessantes Städtchen. Sie hat auch ein altes Auto, das darfst du bestimmt benutzen. Willst du es dir mal ansehen?«
»Klar. Warum nicht?« Catherines Laune besserte sich schlagartig. Einfach in den Tag hineinleben. Wie wunderbar, eine Wohnung für sich zu haben, in der sie sich geborgen fühlte. Viel besser als das
Nirvana,
wo ständig Leute aus und ein gingen und man kaum für sich war. Abel John bog auf den Highway 50 .
»Wie geht es deiner Familie, Abel John?«
Er grinste. »Alles bestens. Helena und den Keikis geht es gut. Mein großer Junge und ich gehen jetzt zusammen fischen. Das ist etwas ganz Besonderes für Vater und Sohn.«
Auf der Fahrt zur Küste kamen sie an Plätzen vorbei, die Catherine vertraut waren: ein Café am Straßenrand, ein Ananasfeld, ein zerklüfteter Felsen mit einem windgepeitschten Baum, ein weißes Haus, überwachsen mit Bougainvillea und umgeben von Hibiskus- und Frangipanibäumen. Nach wie vor rostete
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