Der Duft der Mondblume
weißt hoffentlich, dass du auch jederzeit nach Sydney kommen kannst. Du kannst hier wohnen, solange du möchtest. Eine Großstadt ist auch mal eine nette Abwechslung.«
»Danke, Mollie. Aber ich bleibe lieber hier, bis mir das Geld ausgeht. Ich werde Vince um eine Gehaltserhöhung bitten«, scherzte sie.
Kiann’e und Willi waren unterwegs, also öffnete Catherine die Tür, als es Sturm läutete.
Ein Postbote stand draußen mit einem riesigen Paket in der Hand. »Bitte hier unterschreiben. Wer hat Geburtstag?«, fragte der Mann.
»Ich weiß nicht.« Aber als sie den Beleg unterschrieb, sah sie, dass das Paket an sie adressiert war. Catherine trug die Schachtel in die Küche, schnitt die Schnur durch und hob den Deckel ab. In dem Karton lag ein Dutzend langstieliger Rosen, jede Blume steckte in einem abgedichteten Wasserröhrchen. Ihr erster Gedanke war, dass der Strauß ein Vermögen gekostet haben musste. Rosen wurden auf Hawaii nicht gezogen, sie waren also vom Festland eingeführt worden.
Außerdem zog sie eine weiße Box und eine Karte aus dem Karton. In der Box befand sich eine verschnörkelte Glasflasche mit einem teuren Parfum. Sie schnupperte daran und verzog die Nase. Der schwere süßliche Duft war ekelhaft. Niemals würde sie so etwas Aufdringliches tragen.
Zuletzt öffnete sie den Briefumschlag mit der Karte.
Liebste Catherine,
Du bist meine Frau und ich liebe Dich. Komm nach Hause, hör mit diesem Irrsinn auf. Denk daran, was wir haben, was für ein Leben wir führen können. Ich bin bereit, Dir zu verzeihen. Ich hoffe, wir können einen Neuanfang machen.
Dein
Bradley
Wenn Bradleys extravagante Geste darauf angelegt war, sie umzustimmen, so wurde damit doch nur ein weiteres Mal deutlich, dass er nicht einmal versuchte, ihren Standpunkt zu verstehen.
»Bradley! Du kapierst nichts! Immer noch nicht!«, rief sie. »Mir verzeihen! Du erwartest, dass ich angekrochen komme und wir so weitermachen wie bisher. Das will ich aber nicht! Ich kann es nicht!«
Sie lief in den Garten, setzte sich hin und weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte.
Später warf sie den Rosenstrauß ins Auto und fuhr nach Waikiki. Bei Mrs.Hing machte sie halt und legte die Blumen auf die Theke.
»Ich dachte mir, die könnten Ihnen gefallen, Mrs.Hing.«
»Du lieber Himmel, meine Güte, sind die schön. Und so teuer. Warum schenken Sie sie her?«
»Ich bin allergisch gegen Rosen«, erwiderte Catherine ernst.
»Oje, oje. Hier, die sind für Sie.« Mrs.Hing begann eine Tüte mit Malasadas zu füllen.
»Das ist genug, vielen Dank«, sagte Catherine und floh aus dem kleinen Laden.
»Die sind gut«, sagte Lester und biss in seinen dritten Malasada.
»Das Beste aus Mrs.Hings Küche.« Catherine brachte ein Lächeln zustande.
Er schob das letzte Stück in den Mund, trank einen Schluck Kaffee und sah Catherine durchdringend an. »Du sagst, du möchtest für eine Weile nach Kauai. Darf ich auch erfahren, warum?«
»Ach, Lester. Es ist traurig. Schlimm und traurig. Bradley und ich haben uns getrennt.«
»Oh. Steht das fest? Oder bist du noch unsicher?«
»Nein«, seufzte Catherine. »Er ist auf dem Festland und hat mir Rosen und ein teures Parfum geschickt. Ich will diese Geschenke nicht. Genau das, was ich nicht mag. Es ist das reinste Klischee. Und er hat mir eine Karte geschrieben, damit ich mich entschuldige und wieder in meinen Ehekäfig zurückkehre. Ein kleines, weniger teures, wohlüberlegtes Geschenk hätte mir so viel mehr bedeutet.«
Lester nickte. »Ich habe nie so viel Geld gehabt, dass ich meinem Mädel kostspielige Geschenke kaufen konnte. Einmal habe ich ihr eine Muschelkette gemacht. Das hat ihr gefallen.«
»Was soll ich tun, Lester?«
»Geh nach Kauai. Nimm dir Zeit, mal richtig durchzuatmen. Geh schwimmen. Genieße Sonnenauf- und Sonnenuntergang.«
Catherine lächelte. »Nicht gerade der Rat, den mir meine Leute daheim geben würden.«
»Sie lieben dich, Honey, sie machen sich Sorgen. Aber du schaffst das schon. Ich hatte sowieso nie den Eindruck, dass du unglaublich glücklich oder verliebt bist.«
»Ach, ich denke, wenn man erst einmal verheiratet ist und der Alltag Einzug hält, ist das eben so, oder?«
»Da darfst du mich nicht fragen, ich war nie verheiratet. Aber ich habe auch nie aufgehört, verliebt zu sein.« Er klopfte die Krümel von seinem Hemd und wechselte das Thema. »Du solltest deinen Job bei der Zeitung behalten. Unsere Gespräche werden mir fehlen, und wer nimmt mich dann
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