Der Duft der Mondblume
schnell vergangen. Sie hatten sich zu vielem verlocken lassen, etwa zu einem Picknick an einem Wasserfall in den saftig grünen Bergen. Auch verriet ihnen Abel John den Weg zum Secret Beach, und sie kletterten zu einem ursprünglichen menschenleeren Strand hinunter, wo lediglich ein paar Surfer die langen Brandungswellen abritten. Außerdem waren sie in einer wunderschönen Bucht schnorcheln, und Catherine schlug Bradley bei einem Tennismatch. Was ihn offenbar ein bisschen ärgerte, denn anschließend behauptete er, er habe sich nicht richtig angestrengt.
»Du hast deine weibliche Gegnerin unterschätzt«, lachte Catherine.
Und als Catherine das Schild eines Reiterhofs entdeckte, hatte sie nicht widerstehen können. Mouse, dessen Cousin die Pferde gehörten, erbot sich, sie zu begleiten. Bradley hingegen weigerte sich, ein Pferd zu besteigen.
Es versetzte Catherine in Hochstimmung, wieder zu reiten, auch gab es keine bessere Möglichkeit, die Schlucht hoch über den Ananas- und Zuckerrohrfeldern zu erkunden. Mouse gab ihr dabei einen kleinen Einblick in seine Familiengeschichte: »Ich ein Mix aus Hawaii-Portugal und Chinese.« Letztere waren als Vertragsarbeiter nach Hawaii gekommen, und sie bearbeiteten noch immer dasselbe Land wie ihre Vorfahren. Mouse erzählte Catherine, er sei eingestellt worden, um im Garten zu arbeiten und sich um die Kokospalmen von Palm Grove zu kümmern. Als er eines Tages bei der Arbeit sang, hörte ihn Eleanor und fragte, ob er auch öffentlich auftrete.
»Ich sage ihr, meine Familie, wir alle singen. Also lässt sie mich vor den Gästen auftreten. Manchmal singen auch meine Schwestern. Mrs.L hat mich sogar auf eine Schallplatte gebracht. Ich habe jetzt drei gemacht. Wir haben einen Palm-Grove-Chor. Machen Shows und großes Konzert an Weihnachten für die Gäste. Viel Spaß.«
Sie kamen jetzt aus dem dichten Grün heraus, und die Pferde suchten sich ihren Weg auf einem Pfad aus Lavagestein, bis Catherine anhielt, um den atemberaubenden Blick von hoch oben aufs Meer zu genießen.
»Diese Insel ist so schön, so tropisch und unverdorben«, sagte sie. »Kein Wunder, dass man sie Garteninsel nennt.«
»Wir haben viel Regen, deshalb viele Regenbogen, Nebel und Blumen. Manche Plätze hier sind heilig. Es gibt einen speziellen Heiau, einen Tempel, den ich Ihnen zeigen kann. Abel John weiß viele Geschichten über die Insel. Er erzählt Mrs.Lang all die alten Sachen, und sie zeigt sie in Shows. Sie hat immer irgendeine Hawaiigeschichte für die Gäste.«
»Die Menschen hier auf der Insel, kennen sie diese Geschichten und ihre Geschichte?«, fragte Catherine. In der unberührten Landschaft dieser entlegeneren Insel war ihr klargeworden, dass neben dem alten Hawaii eine quicklebendige Gesellschaft existierte, in der sich sehr unterschiedliches kulturelles Erbe mischte.
»Wir auf Hawaii sind alle gemischt, aber die reinen Hawaiianer wie Abel John, die sind sehr stolz auf ihr Volk, ihre Könige. Mrs.L., sie kannte die letzte Prinzessin der Königsfamilie von Kauai, sie ließ die alte Dame in einer der Hütten wohnen, bis sie starb vor vielleicht zehn Jahren. Mrs.L. hat viel Wissen bekommen, mehr als viele Leute von hier.« Er machte eine Pause und nahm dann den Faden wieder auf. »Leute von hier sind jetzt mehr interessiert, Geld mit Touristen zu machen.«
»Wie gut, dass die Gäste des Palm Grove einen Einblick in die alten Traditionen bekommen«, sagte Catherine und wünschte sich, dass sie und Bradley noch ein paar weitere Zeremonien im Palm Grove erleben könnten, von denen sie gehört hatte – etwa die Ehrung der letzten Prinzessin, eine feierliche Baumpflanzung oder den Geburtstag des großen Königs.
»Ja. Es ist gut, wenn die Leute wissen, Hawaii ist nicht wie der Rest von Amerika. Wir haben eine besondere Geschichte. Aber Mrs.L., vielleicht sie schmückt Legenden und Zeremonien ein bisschen aus. Sie sind alt, wer also weiß genau?« Dabei grinste er, dann schnalzte er mit der Zunge und sie ritten weiter.
Als Catherine zurückkam, war Bradley im Swimmingpool und schwamm so viele Bahnen, wie er nur eben schaffte, um sich vermeintliche überflüssige Pfunde abzutrainieren – er machte sich Vorwürfe, weil er sich angesichts des üppigen kulinarischen Angebots hier nicht beherrschen konnte. »Büfetts sind mein Verderben«, gab er zu. »Wenn wir nach Hause kommen, müssen wir fasten. Nur noch ein paar Meter, dann komm ich raus.«
Catherine schlenderte zu den Kokospalmen, ein
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