Der Duft der Mondblume
mir gerade die hier geleistet«, bot Mr.Kitamura an und hielt die teure Leica-Großbildkamera hoch, mit der er gerade gearbeitet hatte. »Die Sie in der Hand halten, ist sehr gut. Eine Spiegelreflex, gute Marke, hervorragend verarbeitet. Außerdem mit großem Zoom.«
»O nein, die sieht viel zu professionell für mich aus«, wandte Catherine ein.
»Wenn Kamera gut, dann gute Bilder«, meinte Abel John. »Nehmen Sie Unterricht. Mr.Kitamura wird es Ihnen zeigen.«
Catherine drehte die gediegene schwarze Kamera hin und her. Sie fühlte sich solide an und lag gut in der Hand. Mit einem Blick durch den Sucher war die Welt auf einen überschaubaren Abschnitt reduziert, und Catherine konnte, was ihr nicht gefiel, einfach ausblenden. Mit einer leichten Drehung an der Linse wurde das Bildobjekt weich und verschwamm, sie überführte es damit in eine andere Dimension, konnte es aber auch wieder in die scharfe Realität zurückbringen; eine Drehung am Zoom, und sie schob das Bildobjekt weit weg oder holte es nah her, ganz nach Belieben.
Sie ließ die Kamera sinken. »Ist sie sehr teuer, Mr.Kitamura?«
»Sie war es, als ich sie gekauft habe. Aber jetzt …« Er zuckte die Achseln. »Ich gebe sie Ihnen zu einem fairen Preis.«
Catherine wollte diese Kamera. Gleichzeitig hatte sie Gewissensbisse und ärgerte sich über ihre Zerrissenheit. Vor ihrer Ehe hätte sie keine Minute darüber nachgedacht, aber jetzt hatte sie keinen Überblick über ihre finanzielle Situation, und sie verdiente kein eigenes Geld. Wie würde Bradley auf einen spontanen und unnötigen Kauf wie den einer teuren Kamera reagieren? Er hatte zwar ganz allgemein über Haushaltsgeld, Kosten für den Lebensunterhalt und Anschaffungen »nach unserer Hochzeit« gesprochen, aber beileibe nicht konkret oder abschließend. Das würden sie alles klären, sobald sie sich in ihrem neuen Leben eingerichtet hatten. Da fiel ihr ein, dass von dem Taschengeld für ihre große Reise noch etwas übrig war; sie konnte also durchaus tun, was sie wollte. Und so nickte sie Mr.Kitamura zu. Also kaufte sie die Kamera. Allerdings legte sie sie ganz unten in den Koffer und beschloss, Bradley nichts davon zu erzählen, sondern ihn damit zu überraschen.
An ihrem letzten Tag holte Catherine zwei Hawaiikleider und Bradleys neues Hemd bei Naritas Mutter in der kleinen Nähstube hinten im Angestelltentrakt ab. Sie war angenehm überrascht von dem Preis, der kein größeres Loch in ihren Geldbeutel riss. Dann verabschiedete sie sich von Mouse, Mr.Kitamura, Abel John, Talia, den Bedienungen und Mr.Hong, dem chinesischen Koch im Lagoon Room, wo sie meistens gefrühstückt hatten.
Eleanor war bei ihrer Abreise zugegen und drückte Catherine einen Kuss auf die Wange. »Sie werden nach Kauai zurückkehren und hier immer willkommen sein«, sagte sie herzlich. »Bitte grüßen Sie Kiann’e, und fragen Sie sie, wann sie endlich kommt.«
»Wenn Sie einmal auf Oahu sind, melden Sie sich bitte bei uns, damit wir uns treffen können«, bat Catherine.
»Danke, meine Liebe.« Sie schüttelte Bradley die Hand. »Ihnen beiden alles Gute.«
»Es war ein wunderschönes Erlebnis«, erwiderte er.
Unter den breiten Fächern der Bäume-der-Reisenden, die die Auffahrt säumten, fuhren sie hinunter bis zum Tor, wo an das schwarze Lavagestein geklebte Muscheln den Schriftzug »Palm Grove« bildeten. Catherine seufzte. »Man hat das Gefühl, eine befreundete Familie zu besuchen und nicht Angestellten zu begegnen. Gar nicht wie ein zahlender Gast.«
»Das ist wohl Mrs.Langs Erfolgsrezept. Bestimmt müssen die Angestellten nachts die Namen der Gäste auswendig lernen. Ein Paar, das schon einmal hier war, hat erzählt, dass die Angestellten sich nicht nur an ihre Namen erinnerten, sondern auch an ihre Kinder und sogar ihren Lieblingscocktail und ihr Lieblingsessen noch wussten. Wahrscheinlich wurde alles, was wir gegessen und gesagt haben, für unseren nächsten Besuch in einem Buch notiert«, meinte Bradley.
»O gut, wir kommen also wieder?«
»Dazu hast du wirklich Lust? Ich meine, es war zauberhaft, sehr romantisch in einer hinreißenden Umgebung, aber mit dieser Betonung des Gemeinschaftsgeists vielleicht auch ein bisschen hausbacken«, antwortete er. »Und das Haus kommt allmählich herunter. Manche Möbel müssten dringend ersetzt werden. Auch eine gründliche Renovierung könnte nicht schaden.«
»Mmmh. Ich bin lieber hier als in einem kühlen, unpersönlichen großen internationalen Hotel«,
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