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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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gehen ein paar radikale Änderungen im Surfbrettdesign zurück. Zu seiner Zeit war er sehr berühmt«, erklärte Kiann’e.
    »Aha. Verstehe. Und woher kennst du ihn? Bist du mit ihm verwandt?«
    »Nein, aber ich habe ihn sozusagen adoptiert. Er hat keine Familie. Abel John schaut auch nach ihm, wenn er nach Honolulu kommt.«
    »Und du nimmst ihn nie mit raus?«
    »Doch, manchmal. Aber er ist inzwischen über siebzig und hat fürchterliche Arthritis, so dass er sich nur noch mühsam fortbewegen kann. Schlimm für einen Mann, der so aktiv, so sportlich war und das Wasser so sehr geliebt hat. Auch Eleanor kümmert sich um ihn. Ich habe gehört, dass ihr das Apartment gehört und sie keine Miete von ihm will.«
    »Er hat als Weltmeister also kein Vermögen verdient?« Zwar interessierte sich Catherine nicht besonders fürs Surfen, doch sogar sie hatte einiges über die Kommerzialisierung dieses Sports durch Filme, Zeitschriften und Surfsportläden gelesen.
    Kiann’e wusste, was ihr durch den Kopf ging. »Früher war es beileibe nicht so einträglich wie heute. Und selbst jetzt können nur sehr wenige davon leben. Außerdem sind die Surfer ein ganz eigenes Völkchen. Sie betreiben ihren Sport aus Leidenschaft und sind zufrieden, wenn sie ihre Ausgaben hereinbekommen. Daran hat sich nichts geändert. Wenn du möchtest, stelle ich dich Lester nachher vor. Aber jetzt komm, lass uns bis zu der abgeknickten Palme da vorne laufen und von dort aus zurückschwimmen.
    »Ach, deshalb haben wir alles am Strand gelassen«, meinte Catherine, während Kiann’e bereits losrannte und dann ins klare Wasser watete.
    Es gab keine richtige Brandung, nur kleine Wellen schwappten immer wieder auf den Sand. Catherine watete hinaus, bis ihr das Wasser an die Taille reichte, dann tauchte sie unter, wie sie es bei Kiann’e gesehen hatte, und folgte ihr mit kräftigen Stößen. Kiann’e schwamm wie ein Fisch, mit gesenktem Kopf pflügte sie durchs Wasser, es spritzte kaum, wenn sie die Arme eintauchte. Man fühlte sich hier wie in einem riesigen, von einem Riff umgebenen Pool, was Catherine sehr gefiel, die den großen klatschenden Wellen an den australischen Stränden nichts abgewinnen konnte. Außer ihnen waren noch andere Frühaufsteher im Wasser und kraulten gemächlich oder ließen sich auf dem Rücken treiben, wobei es fast aussah, als ob sie noch schliefen. Alle waren ältere Semester, vielleicht Rentner vom Festland. Bradley hatte ihr erzählt, es sei der Traum sämtlicher kalifornischer Freunde seiner Eltern, ihren Lebensabend auf Hawaii zu verbringen.
    Allmählich sah man auch Urlauber, sie saßen auf ihren Balkonen oder erschienen auf den Frühstücksterrassen der Hotels direkt am Strand.
    »He«, meinte Kiann’e, »du bist eine gute Schwimmerin.«
    Catherine lachte. »Wir haben zwar weit weg vom Meer gewohnt – aber immerhin hatten wir einen Swimmingpool im Garten.«
    »Hast du noch Zeit für einen Kaffee mit Lester?«
    »Warum nicht? Bradley nimmt heute den Wagen, weil er alles Mögliche zu erledigen hat. Ich muss mich also nicht beeilen.«
    »Großartig. Dann können wir ja vielleicht auch zusammen irgendwo zu Mittag essen. Oder ich zeige dir ein bisschen was von Oahu«, schlug Kiann’e vor.
    »Das klingt großartig. Unsere Wohnung ist so klein, dass mir manchmal die Decke auf den Kopf fällt. Vor allem deshalb, weil bei mir zu Hause alles so groß und offen war.«
    Im dritten Stock stiegen sie aus dem engen Fahrstuhl. Kiann’e klopfte an die Tür des letzten Apartments, bevor sie selbst aufschloss. »Hi, Lester, ich bin’s. Und ich habe eine Freundin mitgebracht, die ich dir vorstellen möchte.«
    In der kleinen Wohnung wurden die beiden Frauen von einem älteren Mann begrüßt, der sich schwer auf einen Stock stützte. Es beeindruckte Catherine, wie aufrecht er stand und welche Kraft er ausstrahlte. Sein Haar war silbergrau, doch Gesicht und Oberkörper waren gebräunt. Die mageren Beine, die aus voluminösen Shorts ragten, sahen aus wie die eines Vogels. Dazu das gelbe Unterhemd, die strahlend blauen Augen und das fröhliche Lachen – Catherine musste an einen frechen Kanarienvogel denken.
    »Hallo, hallo. Wen haben wir denn da? Noch so ein hübsches Mädchen. Was kann sich ein Mann mehr wünschen? Wie heißen Sie, junge Frau?« Er streckte ihr die Hand entgegen.
    Als Catherine ihm die Hand schüttelte, war sie von dem festen, freundlichen Druck angenehm überrascht. »Ich bin Catherine und freue mich sehr, Sie

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