Der Duft der Mondblume
regelmäßig in der Presse auf, und so war es für ihn keine Überraschung, dass man ihm anbot, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.
Als die
Princess Matoika
mit dem Team der Vereinigten Staaten in New York ablegte, um die Sportler zur Olympiade nach Antwerpen zu bringen, stellte der junge Mann erstaunt fest, dass er die Kabine mit seinem Helden teilte: Duke Paoa Kahanamoku, dem Star des Schwimmteams.
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5
D ie Sonne war noch nicht aufgegangen, doch glänzte bereits blendend goldenes Licht hinter dem ausfransenden Saum der schwindenden Nacht hervor. Catherine wartete auf der Straße vor dem TradeWinds und beobachtete, wie die Angestellten der Frühschicht in die Hotels, Cafés und Büros eilten. Auch wenn Honolulu ein Ferienparadies war, wo an einem Morgen wie diesem bereits die sanfte Brise, die warme Luft und der klare Himmel einen weiteren Ansichtskartentag versprachen, verlief das Leben für viele hier ebenso eintönig wie in jeder anderen Stadt der USA . Man musste Kinder für die Schule anziehen und Frühstück zubereiten, es gab Nachrichten im Fernsehen, die Menschen planten ihren Tag, gingen zur Arbeit und konzentrierten sich auf ihren Alltag. Trotzdem war es hier anders, fand Catherine: die lässige Art, wie sich die Leute kleideten, das Gemisch der Ethnien, die lächelnden Gesichter. Und egal, in welche Richtung man nach oben blickte, man sah eine Palme und wusste, dass man nicht weit gehen musste, um auf einen wunderschönen Strand, eine atemberaubende Landschaft zu treffen. Ja, Hawaii war anders. Schon weil jeder sie ständig daran erinnerte, war sich Catherine stets bewusst, dass sie in einem »Inselparadies« lebte und sich glücklich schätzen durfte, hier zu sein.
Kiann’e hatte Catherine vorgeschlagen, sie bei einem frühmorgendlichen Ausflug mit Strandspaziergang und einem Bad im Meer zu begleiten. Sie würde dann rechtzeitig wieder zu Hause sein, um Bradley Frühstück zu machen, bevor er zur Arbeit ging. Catherine hatte eingewilligt, obwohl sie einräumte, keine große Strandliebhaberin zu sein.
Nun hielt Kiann’s kleiner roter Pick-up am Straßenrand.
»Guten Morgen. Bin ich zu spät dran?«, fragte Kiann’e.
»Nein. Ich war nur ein paar Minuten früher da, damit du nicht auf mich warten musst.«
»Ist Bradley schon auf? Du hättest ihn mitbringen sollen.«
»Er ist gerade aufgewacht … aber er braucht erst einmal eine Zigarette und schwarzen Kaffee, bevor er in die Gänge kommt. Was ist mit deinem Mann, Willi heißt er, nicht wahr?« Bisher hatte Catherine Kiann’es Ehemann noch nicht kennengelernt, der in seiner Fabrik Kleinmaschinen für Betriebe der Inseln herstellte – genau hatte Catherine das nicht verstanden. Sie wusste nur, dass er häufig nach Deutschland reiste, wo sein Vater ein Ingenieurbüro hatte. Kiann’e sprach nicht viel über Willis Arbeit oder ihr Privatleben, und Catherine wollte nicht neugierig sein. Außerdem interessierte sie sich weit mehr für Kiann’es Karriere als Tänzerin und Geschichten aus ihrer Kindheit auf Kauai.
Kiann’e fuhr ein Stück am Fuß des gezackten Diamond Head entlang und umrundete den Kapiolani-Park. Dann bog sie zu einem kleinen Apartmenthaus aus dunklem Holz mit Lanai-Geländern in leuchtendem Türkis ein. Die hölzernen Fliegengittertüren verliehen den Ambassador Apartments ein japanisches Flair. Sie stellte den Wagen in der Tiefgarage auf einen Bewohnerparkplatz und stieg aus.
»Komm mit.«
»Wohnt hier jemand, den du kennst, oder parkst du einfach so hier?«, fragte Catherine, als sie Kiann’e hinaus auf ein schmales Rasenstück mit einem kleinen Swimmingpool folgte. Eine niedrige Steinmauer trennte das Grundstück vom Sandstrand, zu dem ein paar Stufen hinunterführten. Außer zwei Männern, die am Wasser entlangschlenderten, war am Strand niemand zu sehen. Am Swimmingpool saß eine ältere Frau und las Zeitung. Sie nickte Kiann’e zu, als sie mit Catherine zum Strand hinunterging.
»Lass uns erst ein Stück laufen.« Kiann’e zeigte auf eine der Wohnungen mit Meeresblick. »Dort oben wohnt Lester Manning. Er fährt nicht mehr Auto und hat deshalb nichts dagegen, wenn ich seinen Parkplatz benutze. Ich bringe ihm regelmäßig ein paar Lebensmittel vorbei.«
»Praktisch. Und wer ist Lester Manning?«, fragte Catherine. Inzwischen waren sie am Wasser angelangt und marschierten los.
»Lester Manning? Er war jahrelang Weltmeister im Surfen. Eine Legende. Wie Duke Kahanamoku. Und Tom Blake. Auf ihn
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