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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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nickte. »Genau. Die Wüste und das Meer. Wichtige Orte in meinem Leben.«
    Kiann’e kam mit zwei Kaffeebechern herein. »Aber du hättest dir nie träumen lassen, dass du mal hier landen und ein Surfchampion wie Duke werden würdest, oder? Er hat dir sehr geholfen, stimmt’s?«
    »Duke war ein einflussreicher Mann. Hat vielen jungen Leuten geholfen. Aber wir sind Freunde geworden, richtig gute Kumpel. Er ist vor ein paar Jahren gestorben, und ich vermisse ihn sehr. Obwohl er im Schwimmen bei mehreren Olympiaden Gold geholt hat, wird er für mich immer der Vater des modernen Surfsports bleiben. Das war er doch, Kiann’e?«
    »Keine Frage, Lester. Wobei du schon auch ein paar Meriten vorzuweisen hast. Aber was anderes, wo ist die Einkaufsliste?«
    »Auf der Küchentheke. Sag mal, Kiann’e, hast du Catherine schon ein paar besondere Orte gezeigt? Hat sie deine Familie kennengelernt?«
    »Noch nicht, Lester, aber das kommt noch.« Kiann’e wandte sich an Catherine. »Das könnten wir heute machen – an der Ostküste meine Familie besuchen. Ich muss ihnen sowieso ein paar Sachen vorbeibringen. Meine Tante wird uns mittags verköstigen.«
    »Ich möchte nicht, dass sie sich meinetwegen Umstände macht –«, setzte Catherine an, aber Lester und Kiann’e erstickten ihren Einwand mit lautem Lachen.
    »Warte, bis du meine Familie kennengelernt hast, bei Tantchen hängt immer ein Teil der Sippe rum. Und nichts macht je irgendwelche Umstände. Aber komm, ich fahr dich jetzt nach Hause, damit du dich umziehen kannst, dann kriegt Willi sein Frühstück und danach nichts wie über die Pali.« Sie drückte Lester einen Kuss auf den Kopf. »Pass auf dich auf. Die Lebensmittel bringe ich dir morgen vorbei.«
    »Sag deiner Tante ›Aloha‹ von mir. Es war schön, Sie kennenzulernen, Catherine. Wir sehen uns bald wieder. Und wann immer Sie hier schwimmen wollen, Sie wissen ja jetzt Bescheid.«
    »Wirklich? Das ist sehr nett von Ihnen, Lester. Danke.«
     
    Kiann’es kleiner roter Pick-up wand sich die Pali hoch. Am Hinweisschild zum Aussichtspunkt bog sie ab und hielt an.
    »Schon mal hier gewesen?«
    »Nein. Aber ich würde gern aussteigen. Wir scheinen ziemlich hoch zu sein«, antwortete Catherine.
    »Halt deinen Hut fest, es ist immer unglaublich windig«, riet Kiann’e.
    »Was ist denn mit dem Wetter passiert?«, wunderte sich Catherine, als ihr, kaum war sie ausgestiegen, ein kalter Wind um die Ohren pfiff. Sie standen in Nebelschwaden, und als sie zum Rand des Aussichtspunkts vorgegangen waren, konnte Catherine nur gerade eben noch die Küste erkennen.
    »Typisch für die Pali. Wir sind hier etliche hundert Meter hoch.«
    »Eine beeindruckende Aussicht«, fand Catherine, »aber auch ein bisschen unheimlich. Liegt wohl am Nebel.«
    »Du entwickelst ein Gefühl für die Landschaft. König Kamehameha der Erste hat diese Insel erobert, indem er seine Feinde hier hinaufgetrieben hat, bis sie die Klippen hinuntersprangen. Natürlich rankt sich viel Aberglaube um diesen Ort. Manches ist ziemlich albern – aber meine Mutter glaubt daran.«
    »Was zum Beispiel?«, fragte Catherine.
    »Ach, dass man nachts kein Schweinefleisch über die Pali tragen darf. Und sie schwört, dass sie mal einen Menehune hier gesehen hat. Sie sagt, er sei ihr von Kauai gefolgt.«
    »Ein Menehune?«
    »Menehune sind das kleine Volk. Die Iren bezeichnen sie als Elfen. Kleine Lebewesen mit magischen Kräften, angeblich leben sie in den Wäldern von Kauai. Sie sollen viele Sachen gebaut haben.«
    »Es sind also nicht nur mythologische Figuren, sie packen auch richtig an?«
    »Manche Wissenschaftler behaupten, dass sie von denjenigen abstammen, die als Erste Hawaii besiedelt haben. Aber da ist meine Mutter anderer Meinung«, erzählte Kiann’e. »Sie glaubt lieber an die Geschichte der Ali’i, der mächtigen hawaiianischen Stammesführer. Hast du Abel John in seiner Rolle bei der Fackelzeremonie im Palm Grove gesehen?«
    »Habe ich«, lachte Catherine. »Und ich muss zugeben, dass ich mich auf die Seite deiner Mutter schlage. Er wirkte so majestätisch, so groß und stark. Ist deine Mutter eine echte Hawaiianerin?«
    Kiann’e starrte zur Küste, auf die fernen Städte und Strände, die unter ihnen lagen. »Nein, aber ihre Mutter war es. Und Mum ist sehr stolz auf ihre Verbindung zum alten Königshaus der Herrscher von Kauai.« Sie zuckte die Achseln. »Eine ziemlich vertrackte Geschichte. Heiraten, Umstürze, Kriege, Politik, die Briten, dann die

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