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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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    Catherine war überwältigt von dem riesigen PX -Markt, in dem man von Möbeln über Stereoanlagen und Fernsehgeräte bis hin zu hawaiianischen Souvenirs alles Erdenkliche kaufen konnte, und zwar ausgesprochen billig. In der Lebensmittelabteilung fand man beliebte amerikanische Nahrungsmittel und Produkte, und das zu weitaus günstigeren Preisen als in den Supermärkten von Honolulu. Dennoch kaufte Catherine lieber in den kleinen Geschäften und auf den Märkten ein, die Kiann’e ihr gezeigt hatte. Vor allem die Lebensmittelläden in Chinatown boten lokale Produkte feil.
    Bradley hielt es für dumm, nicht auf dem Stützpunkt einzukaufen, wo es das gekühlt frisch aus Kalifornien eingeflogene Obst und Gemüse so preiswert gab. Aber abgesehen von einigen Ratschlägen ließ er Catherine bei der Haushaltsführung freie Hand. »Das ist dein Bereich, du verwaltest die Haushaltskasse, und außerdem bringst du inzwischen recht interessante Gerichte auf den Tisch«, meinte er. »Allerdings sind Sukiyaki und diese koreanische Fischpfanne von neulich nicht ganz das Richtige für unsere Essenseinladung.«
    »Ach, du liebe Güte, die Einladung … müssen wir wirklich?«, jammerte Catherine.
    Bradley nahm sie in den Arm. »Ja, natürlich müssen wir, und alles wird gutgehen. Du unterschätzt dich. Das gehört hier nun mal dazu, Catherine. Und du hast doch gesehen, wie Mum so etwas angeht – mach einfach das Ganze in kleinerem Maßstab, für sechs Leute, nicht mehr. Keine Angst, die Goodwins sind sehr verständnisvoll.«
    Er küsste sie, und sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Wirklich beruhigt war sie allerdings nicht, weil ihre Qualitäten als Gastgeberin offensichtlich über Bradleys beruflichen Aufstieg mit entschieden, ganz gleich wie verständnisvoll sein Vorgesetzter und dessen Gattin auch sein mochten.
    Bradley löste sich von ihr. »Mach einfach Beef Wellington, als Vorspeise vielleicht Krabben und zum Nachtisch irgendwas mit Mangos.«
    »Thema abgehakt«, dachte Catherine, als sie hinter ihm aus der Tür trat, um ihn zur Arbeit zu fahren.
    Inzwischen war Kiann’e von Kauai zurückgekehrt. Am nächsten Tag beim frühmorgendlichen Strandspaziergang erzählte sie Catherine, dass ihre Mutter nach Honolulu kommen werde.
    »Sie will Tantchen besuchen, auch wegen dem ganzen Pilikia um das Big House dort an der Küste.«
    »Weshalb habt ihr Ärger? Was ist das Big House?«
    »Genau dort, wo Tantchen wohnt, soll am Strand eine Siedlung gebaut werden, und man will, dass die Einheimischen wegziehen. Einige Haole-Geschäftsleute haben das in die Hand genommen, sie planen dort Wohnblöcke, um die Apartments dann an reiche Leute vom Festland zu verkaufen.«
    »Aber das ist ja schrecklich! Dürfen die das denn?«, fragte Catherine.
    »Offenbar ja, es hängt wohl von der Art der Eigentumsrechte ab. Landtitel können Geschenke sein oder informelle Absprachen – oder, falls man Glück hat, Eintragungen im Grundbuch. Jedenfalls gibt es den Plan, die Einheimischen, die an der Küste leben, umzusiedeln. Das Grundstück meines Onkels Henry soll enteignet werden. Natürlich will man ihn dafür entschädigen, aber er möchte dort nicht weg. Es ist sein Zuhause. Tantchen ist sehr niedergeschlagen und grämt sich. Und auch mich macht es traurig, wenn ich höre, was meine Mutter und die Alten über das hawaiianische Königreich erzählen. Denn bevor Königin Liliuokalani gestürzt wurde, wollte sie eine Verfassung erlassen, die das Eigentum der Einheimischen schützte.«
    »Aber …?«
    »Ihre Regierung hat sie im Stich gelassen. Die sogenannte Missionarsbande hinterging sie zugunsten der reichen weißen Plantagenbesitzer. Geld regiert die Welt. Und so konnten ausländische Unternehmer und ihre Unterstützer in Übersee die Macht übernehmen. Sie machten gemeinsame Sache mit dem Regierungsvertreter der Vereinigten Staaten. Er forderte Truppen an, erklärte Hawaii zu einem amerikanischen Protektorat und hisste 1893 die amerikanische Flagge.«
    »Das klingt in meinen Ohren nicht sehr verfassungsgemäß. Aber ist Hawaii denn nicht einer der amerikanischen Bundesstaaten?«
    »Seit 1959 . Doch das Schicksal der Hawaiianer war schon mit dem Ende des Königreichs besiegelt – als wir 1894 zur Republik wurden«, erklärte Kiann’e und schnitt eine Grimasse.
    Ihr aufgebrachter Tonfall verwirrte Catherine. »Ich finde, Hawaii ist eine ganz wunderbare Mischung aus Insel- und amerikanischer Kultur …«
    »Das ist ja das Problem!

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