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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Seichtes Wasser ist also genau das Richtige für mich.«
    »Für mich auch«, sagte Bradley und nahm die Sonnenbrille ab. »Ich geh jetzt rein.«
    Sie sah ihm hinterher, wie er groß und schlank in seiner verblichenen gebatikten Lieblingsbadehose zum Wasser schritt. Wie vertraut sie einander inzwischen waren! Das merkwürdige Gefühl, den Alltag mit einem Mann zu teilen, war verschwunden, das Zusammenleben zur Routine geworden. Sie kannten ihre Gewohnheiten, ihre Vorlieben und Abneigungen. Bradley war stets höflich, nett und umsichtig, mit ihm zu schlafen war angenehm und eingespielt – obwohl das Thema Familiengründung nach ihrem Umzug ins neue Heim wieder aufs Tapet gekommen war.
    Mit einem Blick auf Catherines Seite des Toilettentischs, wo Make-up und Cremes, Bürste und andere persönliche Gegenstände von ihr lagen, hatte Bradley gefragt: »Wo ist deine Pillenschachtel? Ich hoffe, du nimmst sie noch?«
    »Warum? Wäre es denn ein Problem?«, scherzte sie.
    Aber Bradley war sehr ernst geworden. »Catherine, wir haben dieses Thema doch schon ausführlich diskutiert. Das hätte Auswirkungen auf meine Karriere, den Standort meiner Stationierung, wo wir leben, auf alles Mögliche. Wir wollen uns doch Kinder leisten können und nichts überstürzen, ehe der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
    »Okay, okay, ist ja gut. Ich hab sie hier bei dem anderen Kram.« Verärgert riss sie die obere Schublade auf. Immer dieses Gefühl, unter Beobachtung zu stehen! Viel lieber hätte sie der Natur ihren Lauf gelassen, und wenn sie schwanger geworden wäre, warum nicht? Doch brav nahm sie weiterhin täglich das Verhütungsmittel, denn tief im Innern hatte sie das ungute Gefühl, dass Bradley auf einer Abtreibung bestehen würde, falls sie »zu einem unpassenden Zeitpunkt« schwanger wurde. Vielleicht tat sie ihm ja unrecht, doch sie wollte es lieber nicht darauf ankommen lassen.
    Sie planschten und schwammen in dem warmen, klaren Nass, während bunte Fische unter ihnen durchs Wasser schnellten. Hinter ihnen erhob sich der steile Hügel in üppigem Grün, und Catherine stellte sich vor, sie wäre mit Bradley hier gestrandet und sie wären die einzigen Menschen auf dieser wunderschönen Insel. Aber nicht weit von ihnen wand sich der Kalanianaole-Highway durch die Hügel, und sie sah wieder Kiann’es wütendes Gesicht vor sich, wenn sie von der zunehmenden Zerstörung der hawaiianischen Inselwelt sprach.
    »Was glaubst du, wie es hier in zehn oder zwanzig Jahren aussehen wird?«, fragte sie Bradley deshalb, als sie ihm ein Sandwich reichte.
    »Ach, hier bleibt alles, wie es ist, das ist inzwischen ausgewiesenes Meeresschutzgebiet. Höchstens, dass noch ein Aquarium gebaut wird, ein Restaurant, ein asphaltierter Parkplatz. Und auf dem Weg hierher gibt’s noch reichlich Platz für ein paar Häuser an der Küste. Hawaii verändert sich nun einmal.«
    »Aber ist das gut? Die Einheimischen werden von ihrem Land vertrieben, damit reiche japanische und amerikanische Bauunternehmer dort Golfplätze und Wohnanlagen bauen können.«
    »Du darfst nicht alles glauben, was deine hiesigen Freunde erzählen, Catherine. Hawaii ist ein Teil von Amerika, auch hier träumt man den amerikanischen Traum, und es ist unamerikanisch, den Fortschritt aufzuhalten. Wir Amerikaner bewundern Leistung und Erfolg.«
    »Schön und gut, Bradley. Aber Hawaii ist anders als die anderen amerikanischen Bundesstaaten. Es war einmal ein eigenes Land mit einem eigenen Volk, eigenen Traditionen, einer eigenen Kultur und Sprache … und wurde gewaltsam übernommen.«
    »Catherine, bitte! Die Leute, mit denen du verkehrst, scheinen mir ziemlich radikale Ansichten zu haben. Entwicklung schafft Arbeitsplätze, und die meisten Hawaiianer wollen gern ein anständiges Haus, ein schönes Auto und ein angenehmes Leben haben. Also das, was sich auch alle anderen Amerikaner wünschen. Ich hoffe, du bringst so etwas nicht vor den Goodwins oder unseren anderen Freunden zur Sprache.«
    »Vor
deinen
Freunden, meinst du wohl. Meine Freunde sind Hawaiianer, und sie sind anders. Ich glaube nicht, dass sie so sein wollen wie die Menschen in … in Deauville oder so.«
    »Hawaiianer sind immer gemischtrassig, Catherine. Ich glaube kaum, dass du auch nur einen echten Hawaiianer kennst.«
    »Und was ist mit Abel John im Palm Grove?«, fragte sie angriffslustig.
    »Ethnisch gesehen mag er das ja sein. Aber sieh doch, womit er seinen Lebensunterhalt verdient. Er bedient Touristen und

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