Der Duft der Mondblume
schließlich sind wir nicht auf Almosen angewiesen! Ich möchte von diesen Leuten nicht als Familienmitglied behandelt werden.«
»Diese Leute sind meine Freunde, und ich finde das sehr aufmerksam von ihnen. Das ist der Aloha-Geist, Bradley. Schau, wie lecker.« Sie räumte Tupperdosen mit Essen, Früchte und einen Kuchen aus dem Korb.
An diesem Abend brachen sie mit einer Regel und aßen ausnahmsweise vor dem Fernseher. Bradley musste zugeben, dass es gut schmeckte.
»Ich vermute, du wirst dich morgen mit Kiann’e treffen. Wenn du den Korb zurückgibst, ermutige sie bitte nicht zu weiteren Lebensmittelspenden«, sagte Bradley.
Catherine überhörte die Bemerkung und sagte fröhlich: »Ich fange morgen Abend mit meinem Fotografiekurs an. Kann ich den Wagen haben, wenn ich dich nach Hause gebracht habe?«
Catherine bekam allerhand Neuigkeiten zu hören, als sie und Kiann’e am nächsten Morgen zum Strand gingen. Schließlich wollte sie ja wissen, wie es ihren Freunden ging und was sie in der Zwischenzeit gemacht hatten.
»Meine Mutter hat sich gefreut, dass die Kundgebung so viel Unterstützung bekommen hat. Natürlich hätte mehr darüber in den Zeitungen stehen können, aber es ist ein Anfang. Sie versuchen jetzt, ein Treffen mit Vertretern der Bezirksregierung zu organisieren. Lester hat dich vermisst. Aber jetzt erzähl mir von eurem Besuch in Australien. Wie hat es Bradley gefallen?«
Catherine erzählte und verschwieg auch nicht ihre Enttäuschung über Bradleys Reaktion auf Peel und Heatherbrae.
Kiann’e schüttelte den Kopf. »Das ist schlimm. Wahrscheinlich ist es ihm zu einsam und, ja, irgendwie fremd. Eine andere Kultur eben.«
»Immerhin sprechen wir beide Englisch.«
»Ich meine, das Landleben ist wohl nichts für ihn. Er hat immer in Apartments gewohnt und arbeitet in Büros oder Schiffskajüten.«
Catherine lachte.
»Ich werde mich daran gewöhnen. Ich bin so glücklich, auf Hawaii zu sein. Hoffentlich bleiben wir noch ein paar Jahre hier. Hey, mein Kurs fängt heute Abend an.«
»Toll. Du solltest ein Porträt von Lester machen. Ich glaube, er hat ein bisschen Sehnsucht nach dem Rampenlicht.«
»Gute Idee. Und eins von dir, wenn du bei Sonnenuntergang am Strand tanzt. Nicht im Moonflower, irgendwo, wo es ruhiger ist … Wie wär’s mit dem Strand vor dem Haus deiner Tante?«
»Finde ich gut. Aber komm erst mit der Kamera klar.«
Catherine war von ihrer ersten Fotografiestunde begeistert, obwohl die mathematischen und technischen Inhalte nicht ihre starke Seite waren. Zu Hause zeigte sie Bradley, was sie gelernt hatte, indem sie einige Bilder von ihm machte, während er in einer Illustrierten blätterte.
»Schau, später werde ich extra Linsen und Filter für besondere Effekte kaufen, etwa um Sterne im Sonnenlicht über dem Meer funkeln zu lassen …«
»Liebling, du machst den Kurs, nicht ich. Bitte keine vollständige Zusammenfassung jeder Unterrichtsstunde. Und wofür brauchst du all die teuren Extras? Wahrscheinlich kriegt der Typ Provision von einem Lieferanten. Schließlich musst du ja keine Profiaufnahmen machen.« Er wandte sich wieder seiner Illustrierten zu.
Am liebsten hätte Catherine erzählt, dass Vince sie ermutigt hatte, ihm weitere Fotos für die Zeitung zu liefern. Aber sie wollte Bradley nicht an ihre Rolle bei der Kundgebung erinnern.
Nach einiger Zeit stellte Catherine fest, dass sie vom frühen Morgen bis zum Abend beschäftigt war. Sie brachte Bradley ins Büro, obwohl es so nahe war, dass er gut hätte zu Fuß gehen können, fuhr nach Waikiki, wo sie mit Kiann’e spazieren ging und schwamm und mit Lester Kaffee trank, um sich dann den restlichen Tag ihren Haushaltspflichten zu widmen. Sie ging zu verschiedenen Versammlungen des Frauenclubs, besuchte ihren Fotografiekurs, tauchte regelmäßig bei Vince in der Redaktion auf und begann an einem größeren Fotoprojekt zu arbeiten.
»Wir sollen eine Serie mit Porträts machen, die eine Geschichte erzählen … nicht nur Köpfe zeigen«, erklärte sie Bradley. Kann ich dich unten am Hafen in deiner Uniform aufnehmen?«
»Ich denke, ja. Aber, Catherine, was wirst du mit all diesen Fotos machen?«
»Sie sind Teil des Kurses, und es kostet nichts, sie zu entwickeln und Abzüge zu machen. Ich lerne auch in der Dunkelkammer zu arbeiten. Für das Zertifikat am Ende müssen wir eine Sammlung von Fotoarbeiten vorlegen. Und es gibt einen Wettbewerb, an dem der ganze Kurs teilnimmt.«
Manche ihrer
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