Der Duft der Mondblume
ist der Tourismus das Lebenselixier der Inseln –, und ehe du dich versiehst, treten sie für die Autonomie, die Unabhängigkeit und solchen Unsinn ein.«
»Bradley! Die Leute wollen nur das Recht, auf ihrem eigenen Land zu leben. Würdest du das nicht wollen?«
»Catherine, ich werde darüber nicht mit dir diskutieren. Schluss mit der Debatte. Nur eins will ich klarstellen: Du kannst dich nicht mit Leuten verbrüdern, die eine militante antiamerikanische Haltung einnehmen. Als Arm der Regierung können wir nicht derart Partei ergreifen.«
»Das gilt vielleicht für dich, Bradley.«
»Du bist meine Frau, Amerika ist jetzt deine Heimat. Lieber Gott, du hast die Staatsbürgerschaft beantragt«, zischte er zornig. »Du musst an uns, an unsere Zukunft denken. Diese idiotischen Ideen und solche Freunde werden uns schaden. Bitte bedenke das.«
Catherine hätte gern zurückgeblafft. Aber da sie sah, wie sich die Stewardess mit dem Servierwagen näherte, hielt sie den Mund.
Schweigend aßen sie ihre Mahlzeit, dann schlug Bradley sein Buch auf, machte es sich mit einem Kissen gemütlich und war bald darauf eingeschlafen. Catherine starrte wieder auf die weißen Wolken hinaus. Sie konnte Bradleys Standpunkt verstehen. Gleichzeitig hörte sie Mollie sagen: »Tritt für deine Sache ein, befreie dich, Cathy.«
Catherine war überrascht gewesen, dass Mollie sich Women’s Lib angeschlossen hatte. Und trotz ihrer Pläne für eine gemeinsame Zukunft mit Jason hatte sie zu Catherine gesagt: »Er musste akzeptieren, dass ich mitbestimmen will, was unsere Zukunftspläne angeht – wo wir wohnen werden, meine berufliche Tätigkeit, die Familiengründung, mein Geld, sein Geld.«
Mollies kompromisslose Haltung hatte Catherine klargemacht, wie viel sie von ihrer Lebensgestaltung Bradley überlassen hatte. Aber loyal hatte sie zu Mollie gesagt: »Bradley ist so ein guter Planer, so organisiert, so vernünftig, aufgeschlossen und fair. Ich bin froh, dass er vieles regelt.«
»Das liegt daran, dass du ein Einzelkind bist, Cathy. Man hat sich immer um dich gekümmert und dich verwöhnt, und Bradley macht das Gleiche.« Catherine hatte auf diese unfaire Bemerkung nichts erwidert, aber Mollies unverblümte Einstellung zur Ehe stimmte sie nachdenklich.
Sie döste ein, und als sie aufwachte, machten sie sich gerade für die Landung in Honolulu bereit. Ihre Stimmung hob sich. Sie dachte an die Schönheit der Insel, an Kiann’e und ihre Freundinnen, an den Fotografiekurs und an das morgendliche Schwimmen im kristallklaren Wasser.
Als sie aus dem Flugzeug stiegen, waren da die Palmen, eine leichte Brise, die warme Luft, das Lächeln auf den Gesichtern der Einheimischen, die unkomplizierte Einreise ohne Zollformalitäten, Aloha-Rufe. Leis wurden gereicht, Leute umarmten sich … Sie nahm Bradleys Hand.
»Ich bin froh, zu Hause zu sein.«
Sie sahen ihre Post durch, und Catherine schnitt Grimassen angesichts der vielen förmlichen Einladungen zum Vormittagstee, zum Lunch und zu einer Versammlung des Frauenclubs. Sie rief Kiann’e an.
»Du bist wieder da! Wir haben dich vermisst. Morgen früh schwimmen? Was machst du heute Mittag?«, fragte Kiann’e. Sie klang erfreut.
»Oh, ich glaube nicht, dass wir heute noch aus dem Haus gehen. Aber ich kann es kaum erwarten, dich morgen zu sehen. Wie geht’s so?«
»Gut, gut. Lester vermisst dich. Leidest du unter Jetlag?«
»Es war eine weite Reise. Morgen erzähl ich dir alles.« Catherine brannte darauf, Kiann’e von ihrem Besuch zu Hause zu berichten. »Ich bin wirklich froh, wieder hier zu sein.«
Sie gingen einkaufen, Bradley rief einige Kollegen an; und als sie auspackten und die schmutzige Wäsche sortierten, klopfte es an der Tür.
»Wer kann das sein?«, sagte Bradley. »Wir sollten früh schlafen gehen. Ich muss morgen arbeiten.« Er machte ein langes Gesicht, als er die Tür öffnete und Albert, Kiann’es Neffe im Teenageralter, mit einem großen Korb erblickte.
»Kiann’e und Tante Lani schicken das für Catherine.«
»Hi, Albert. Was ist das?«, rief Catherine, die hinter Bradley stand.
»Sie dachten, ihr würdet zu müde sein, um zu kochen. Deshalb schicken sie euch ein Willkommensabendessen.«
»Wie nett, komm doch rein.«
»Ah, ist schon okay. Man sieht sich.« Der Junge winkte und verschwand.
Bradley stellte den großen Korb auf den Tisch. »Wirklich, Catherine, wie peinlich. Wir könnten essen gehen, außerdem haben wir auch Lebensmittel eingekauft. Und
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