Der Duft der Mondblume
wie sie gelangweilt gewesen war, wenn sein Vater vom Golfclub erzählte, von einem neuen In-Restaurant oder seinen sportlichen Hobbys. Auch würden ihr die ausgedehnten Plauderstunden beim Tee mit ihrer Mutter fehlen, wenn sie wieder auf den Inseln war. Mit ihrer Mutter konnte sie über alles sprechen, während Angela und Deidre anscheinend keine anderen Themen kannten als Kleider, Schlussverkäufe, Essengehen sowie heitere Erinnerungen an Bradley und seine Geschwister.
Als habe er ihre Gedanken erraten, nahm Bradley ihre Hand. »Hast du schon Heimweh?«
Aufgeschreckt aus ihren Gedanken nickte sie. »Es ist nicht nur die Familie. Heatherbrae und das Land sind einfach ein Teil von mir. Ich weiß, dass du es nicht zu seiner besten Zeit gesehen hast, aber es ist wunderschön.«
»Kann ich mir vorstellen. Ich dachte gerade, wie nett das Grillen am offenen Feuer bei Sonnenuntergang auf eurem Hügelchen war.«
»Bis die Mücken kamen«, erinnerte sie ihn. Bradley war von ihnen gleichsam bei lebendigem Leib aufgefressen worden, obwohl er sich förmlich mit Insektenschutzmittel übergossen hatte.
»Ich habe auch eine Menge Wallabys gesehen.«
Er zögerte. »Aber ich frage mich wirklich, Catherine, was du eigentlich die ganze Zeit gemacht hast, als du dort aufgewachsen bist?«
Verwundert sah sie ihn an. »Das hab ich dir doch erzählt. Wir sind ausgeritten, haben auf der Farm mitgearbeitet, sind mit zu den Viehauktionen und Landwirtschaftsausstellungen, waren bei Military-Rennen, Picknicks und Tanzveranstaltungen. Und das alles allein in unserem Distrikt. Manchmal sind wir auch nach Sydney und in andere Städte gefahren. Allerdings fand ich Sydney weniger aufregend als das Leben bei uns auf dem Land. Buschkinder verstehen es, das Beste aus dem Leben herauszuholen.«
»Aber es ist so ländlich. Bist du in einer Stadt wie Honolulu nicht glücklicher, wo du beides haben kannst? Die Berge, das Meer. Und dann liegt Waikiki vor unserer Haustür. Mir schien es, als ob deine Freunde ganz schön neidisch auf dein Leben wären, Catherine.«
»Das waren sie. Und ich weiß, dass ich allen Grund habe, zufrieden zu sein, Bradley. Es ist nur so, dass mir die alten Freunde und mein Zuhause fehlen … und ich muss einfach darüber nachdenken, wie unser Leben aussehen wird. Wir sind nirgends zu Hause.«
»Catherine, wir besitzen eine Wohnung. Und was soll das immer mit einem Zuhause? Du warst es doch, die das Zigeunerleben wollte. Du warst so unbekümmert, so unternehmungslustig, wolltest die Welt erobern. Wo ist diese Catherine jetzt?«
Sie wusste, dass er recht hatte. Er hatte keine Frau heiraten wollen, die in der Nähe seiner Mutter lebte, jeden Sonntag bei den Eltern aß, die immer die gleichen Leute an den immer gleichen Orten traf. Er wollte eine Frau, die gerne reiste und die fröhlich umzog, wann immer die Marine es so wollte. »Ich glaube, ich habe einfach Heimweh, die Nachwehen vom Abschied. Und wir wissen ja nicht einmal, wo wir nach Hawaii stationiert sein werden.«
»Genieße Hawaii, wir könnten es schlechter treffen.«
»Ich weiß. Und ich mag Hawaii. Ich hab die Inseln richtig ins Herz geschlossen. Besonders seit der Kundgebung.«
»Was für eine Kundgebung?«
»Oh, als ich in der Stadt war, um Fotos zu machen … Da sah ich eine Kundgebung mit vielen Hawaiianern.« Sie hatte sich verplappert und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen.
»Diese hawaiianische Landeigentumsgeschichte? Kennst du jemanden von den Protestlern? War Kiann’e da?«
Catherine nickte kleinlaut.
»Ich bin überrascht, dass Kiann’e so radikal ist. Sie hat nicht viel Ähnlichkeit mit dem Mädchen, das im Moonflower tanzt. Was ist dort passiert?«
»Du weißt von der Kundgebung?«
»Man hat im Büro darüber gesprochen. Offensichtlich wurde das Militär kritisiert. Wie bist du da hingeraten?«
»Ich habe Fotos vom Iolani-Palast und in der Innenstadt gemacht. Auch ein paar von der Kundgebung. Eins habe ich sogar an die Zeitung verkauft«, sagte sie herausfordernd.
»Du hast was? Teufel, ich hoffe, dass dich niemand gesehen hat. Dein Name wurde doch nicht etwa erwähnt?«, fragte Bradley besorgt.
»Du meinst, unter dem Foto? Ich denke nicht, dass ich schon so weit bin.«
»Catherine, das ist eine ernste Sache. Welche Zeitung war es?«
»Die
Hawaii News.
«
»Dieses Drecksblatt? Das ist doch das Sprachrohr der Separatisten. Sie haben die Frage des Landeigentums aufs Tapet gebracht, sperren sich gegen Bauprojekte – dabei
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