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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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könnten sie mit Herz und Verstand für uns gewinnen«, erklärte Catherine lächelnd. »Schließlich hat es ein paar … Zwischenfälle gegeben. Bradley hat mir erzählt, dass es eine Menge Hapa-Straßenkinder gibt, deren Väter als Soldaten am Mankuli Point stationiert waren.«
    »Was sind Hapa-Kinder?«, fragte eine Neue.
    »Mischlinge«, erklärte Julia. »Nachkommen von Männern, die hier auf Hawaii gedient haben. Es gibt Tausende ledige Männer auf einem Flugzeugträger, die einen draufmachen, wenn sie Landurlaub am Waikiki-Strand oder in der Stadt haben. Man kann darauf wetten, dass diese Kinder ihre Väter nie wiedersehen.«
    »Das ist aber wirklich nicht die Schuld unserer Jungs. Dass sie heißblütig sind, kann man ihnen nicht vorwerfen. Diese einheimischen Mädchen haben teilweise eine ziemlich lockere Moral«, protestierte Amy.
    »Das sind aber harsche Töne«, meinte Catherine, erstaunt über die Wendung, die das Gespräch nahm. »Hawaii wird doch angepriesen als Schmelztiegel des Pazifik – Japaner, Chinesen, Filipinos, Weiße, alle heiraten untereinander und haben Kinder.«
    »Und wissen Sie, wer am schlimmsten behandelt wird? Nicht etwas die Hapa-Kinder, sondern die weißen«, erklärte Amy. »Vor allem in der Schule. Wussten Sie, dass die Mädchen auf der Toilette drangsaliert werden? Die kleine Tochter meiner Freundin traute sich den ganzen Tag nicht auf die Toilette. Ein andermal kam ihr Bruder nach Hause und verkündete, morgen sei
Kill Haole Day.
Als sie zum Schulleiter ging, meinte der nur, das sei ein harmloser Spaß. Beide Kinder besuchen jetzt eine Privatschule.«
    »Dann könnte ein Kulturaustausch doch ganz sinnvoll sein«, beharrte Catherine. »Wie wär’s, wenn wir mit Kiann’e darüber sprechen?«
    »Wir sollten lieber abwarten, was Mrs.Goodwin davon hält«, wandte Julia ein.
    »Warum? Wir können doch im Vorfeld die Lage sondieren, damit wir die nötigen Informationen haben, wenn wir darüber sprechen.« Catherine überlegte, warum diese Frauen solche Angst vor der Gattin des Commanders hatten. Dann dämmerte es ihr wieder: Die Karriereaussichten der Ehemänner hingen nicht zuletzt vom Wohlverhalten ihrer Frauen ab.
    Catherine hingegen ging nicht so vollständig im Leben ihres Gatten auf wie diese Frauen, die ständig davon redeten, was ihre Männer taten, sagten, dachten, und anscheinend kein eigenes Leben hatten. Wieder einmal war Catherine froh, dass sie Kiann’e, Tante Lani, Lester und Vince kannte.
    Am nächsten Morgen sprach sie mit Kiann’e über ihre Idee für das Projekt des Frauenclubs.
    »Hm, im Grunde ein guter Gedanke. Eine Schule wäre es zwar nicht, dort wird ja nicht unterrichtet, aber man könnte es Hale Pihana Kanaka nennen – ein gemeinsamer Versammlungsort, wo sie lernen, dass wir alle verschieden und etwas Besonderes sind und dass das gut so ist. Gott weiß, dass es mit den Streitkräften schon genügend Probleme gegeben hat. Unsere Leute verabscheuen die Militärbasen.«
    Catherine brauchte eine Weile, um das zu verdauen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Leben in zwei Bereiche zerfiel: Da war einerseits ihre Ehe mit Bradley mit dem reglementierten, strukturierten Lebensstil der Marine, und es gab andererseits ihre Beziehung zu den Einheimischen, denen sie sich so verbunden fühlte und mit denen sie viel lieber zusammen war als mit den Marinefrauen.
    »Was meinst du, soll ich mich dahinterklemmen oder mich einfach zurücklehnen und zusehen, wie sie den nächsten Stand mit Bastelarbeiten anleiern?«
    »Catherine, du musst dir klarmachen, dass die anderen Marinefrauen nicht so sind wie du. Sie wissen, dass sie nur für kurze Zeit hier sind, und sie interessieren sich nicht für die Probleme von Hawaii, auch wenn einige davon aufs Konto der US -Streitkräfte gehen. Sie wollen nichts anderes, als die Karriere ihrer Männer voranbringen, und sich ansonsten keine Gedanken machen, weil sie ja sowieso bald weiterziehen. Und wenn du dich noch so sehr anstrengst, etwas zu bewegen, die US -Marine wirst du nicht ändern. Aber jetzt was anderes, wie sehen deine Pläne für heute aus?«
    »Mr.Kitamura ist in der Stadt, er und Paul wollen sich mit mir treffen. Es geht um meinen Fotokurs.«
    »Inzwischen kennst du deine Kamera doch aus dem Effeff.«
    »Das sagt Bradley auch. Er versteht nicht, welche Feinheiten man beispielsweise mit der Belichtung erreichen kann. Außerdem lerne ich jetzt, meine Abzüge selbst zu machen. Wenn ich daheim doch nur eine Dunkelkammer

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