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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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Gründe für die Schläge. Penelope wusste immer noch nicht, in welcher Gefahr er wirklich schwebte. Und irgendwann war es ihr gleichgültig …
    Als er sich wieder ausreichend bewegen konnte, bestieg er sie und nahm in der üblichen Weise Lohn für ihr Nachtlager. Alles war wie sonst. Fast alles. Die verheilenden Wunden ließen seinen Rücken weiß schimmern. Anfassen mochte sie ihn nicht, weil sie das Gefühl, über die tiefen Furchen zu fahren, unerträglich fand. Und nicht nur das. Doch noch war die Haut über ihrer verletzten Seele intakt. Penelope begann nach einem Ausweg aus ihrer Lage zu suchen …
    Apari kam noch einmal nach ihm schauen. In der Dämmerungstand er auf einmal da, vom Wind herbeigeweht und lautlos darauf wartend, dass man ihn bemerkte. Joshua winkte ihn zu sich. Der Schwarze schaute sie nicht einmal an, als er im Zelt verschwand.
     
    Ann Pebbles besuchte sie oft, am Nachmittag, wenn der Schafhirte noch bei seinen Tieren weilte und bleierne Hitze über dem Flusstal lag. Meist sprachen sie nicht viel. Die Vergangenheit ließ man ja ruhen, die Zukunft existierte nicht. Und die Gegenwart lag unter jenem Schleier aus Trunkenheit und Gleichgültigkeit, der half, sie zu ertragen. Der allmorgendliche Gang zur Fabrik mit schwerem Kopf. Das Gezeter der Fabrikweiber, wenn eine der anderen zu nahe kam. Streit um nichts. Frauen, die im Suff aufeinander losgingen, sich gegenseitig die Haare ausrissen und mit Gewalt getrennt werden mussten. Das unablässige Rattern der Spinnräder. Das Fett der Wolle, das sich kaum abwaschen ließ … Überall Gestank nach Schafen, in der Fabrik und abends im Zelt. Der Schafgestank war am schwersten zu ertragen.
    Penelope hatte früher nie viel Zeit am Spinnrad verbracht, doch besaß sie geschickte Finger und spann den Berg Wolle, den Mrs. Soakes ihr allmorgendlich hinwarf, zügiger als jede andere Arbeiterin. Obwohl ihre Augen vom Staub immer schmerzten und tränten, war sie froh über die Arbeit. Sie unterhielt sich kaum, versank stattdessen im ratternden Taumel der Drehungen und spann sich einen Faden, der ihr half, den Halt nicht zu verlieren. »Träumerin«, lachten die anderen sie aus, wenn sie die Pause verpasste, weil das Rad sie gefangen hielt …
    »Du solltest woanders arbeiten. Das ist Verschwendung, du kannst viel mehr«, meinte Ann, als Penelope ihr erzählte,wie manche Weiber aus Neid einfach den Faden durchtrennten und sie Zeit darauf verwenden musste, ihn wieder anzufilzen.
    »Sie hassen mich«, meinte sie schulterzuckend.
    »Niemand hasst dich. Allenfalls du selber, wenn du nicht was aus deinem Leben machst. Schau mich an – ich hab mir einen wundervollen Herrn gesucht, der mich großzügig behandelt, mir genug zu essen gibt und dessen Haushalt ich führen darf, wie es mir beliebt. Ich darf sein Haus ausstatten, ich darf einkaufen gehen, und manchmal liest er mir am Abend vor. Was für ein Glück, so jemanden gefunden zu haben! Noch vor einem Jahr habe ich auf den Galgen gewartet!«
    Penelope schüttelte den Kopf. »Der Galgen hat uns allen gedroht. Auf dem Schiff habe ich oft gedacht, es wäre besser gewesen, man hätte mich gehängt.«
    »Unsinn!«, schimpfte die Freundin. »Der Galgen war die Eintrittskarte für ein neues Leben. Das ahnen die, die das Urteil in Deportation umgewandelt haben, bloß nicht.«
    Penelope runzelte die Stirn. Das hatte sie doch schon mal gehört …
    Ann grinste. »Glaub mir, wir sind hier besser dran als in England. Wenn du einen guten Herrn gefunden hast, kannst du hoffen, dass er dich auslöst, und du kannst dich hocharbeiten. Die Männer tun das – sie denken alle nur ans Geld und daran, was sie kaufen, wenn ihre Strafe abgebüßt ist. Warum sollen wir Frauen das nicht können? Wir finden allemal was Besseres, wir zwei –«
    Penelope schüttelte zweifelnd den Kopf. Von dem Löseschein hatte sie schon mal gehört. Man konnte sich darum bemühen, für ein, zwei Jahre aus der Gefangenschaft entlassen zu werden. Aber wie sollte das gehen? Männer, die alsKettenkerle aneinandergefesselt im Steinbruch Schwerstarbeit verrichteten oder Straßen in die Wildnis bauten, sahen nicht aus, als ob sie von irgendwem einen Löseschein ausgestellt bekämen.
    Wenn Siedler zusammenstanden, hörte man sie nur von der Faulheit der Sträflinge klagen, von Renitenz und dem permanenten Willen zum Aufruhr. Und von Feldarbeit hatten sie sowieso keine Ahnung, kamen die meisten doch aus der Stadt und konnten nichts als stehlen, fälschen und

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