Der Duft der Rose
Kinder, weder Mädchen noch Knaben.«
»Ja. Wenn Ihr mit dem Gedanken an Derartiges spielt, dann bin ich nicht der Richtige, so sehr ich es natürlich bedauern würde.« Farids Stimme ließ keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit zu.
»Seid beruhigt, in diesen Dingen teile ich Madame Dessantes Auffassung.« Henri lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Die Nächte der Aphrodite sind bekannt für sinnliche, niveauvolle Unterhaltung, die der Befriedigung der fleischlichen Lust dient. Die Unterlagen von Beatrice Teauville, die lange Zeit die Zeremonienmeisterin dieser Nächte war, sind in meinem Besitz. Ich überlasse sie Euch gerne, damit Ihr Euch eine erste Orientierung verschaffen könnt. Vincent wird morgen die Einladungen mit der Ankündigung der Wiederaufnahme der Nächte der Aphrodite verschicken. Innerhalb einiger Tage werden sich genug interessierte Gäste einfinden.«
»Gut. Ich werde mir die Aufzeichnungen gerne ansehen und entsprechende Szenarien vorbereiten.« Farid kratzte die letzten Reste des Omelettes zusammen.
»Dann lassen wir es für heute genug sein. Morgen könnt Ihr Euch auf Belletoile umsehen und Euch mit den Gegebenheiten vertraut machen. Wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich Euch begleiten. Ansonsten habe ich Carlos als Euren persönlichen Kammerdiener abgestellt. Er steht zu Eurer Verfügung.« Henri erhob sich, für ihn waren alle Fragen geklärt. Farids Stimme ließ ihn jedoch noch einmal innehalten.
»Verzeiht, Euer Gnaden, aber wir haben noch nicht über meine Entlohnung gesprochen.«
Langsam drehte sich Henri um. Obwohl er Farids Frage verstand, erschien sie ihm in diesem Moment deplatziert. »Wenn ich mit Eurer Darbietung zufrieden bin, wird Eure Entlohnung Eure kühnsten Träume übersteigen, mon cher«, antwortete er kühl.
Farid stand auf und verbeugte sich mit der rechten Hand auf dem Herzen so tief, dass Henri nicht wusste, ob er ihn verspottete. »Nichts anderes habe ich erwartet, Euer Gnaden. Verzeiht meine Anmaßung.«
Henri nickte, wurde aber trotzdem das Gefühl nicht los, von Farid absichtlich provoziert worden zu sein. Missgestimmt verließ er den Salon.
Vincent ging schweigend neben ihm, bis sie Henris Gemächer erreicht hatten. »Hat es einen Grund, warum du ihm nicht erzählst, was in den Nächten der Aphrodite geschehen soll?«, fragte er dann leise.
»Ich will nicht, dass mehr Menschen als unbedingt nötig davon wissen. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?«, entgegnete Henri gereizt. »Manchmal frage ich mich, ob ich nur von Idioten umgeben bin.«
Vincent zuckte wegen der Beleidigung mit keiner Wimper, nur sein Rücken straffte sich unmerklich. »Soll ich mit hineinkommen?«
»Nein. Ich bin müde und will schlafen, geh in dein eigenes Bett.«
Vincent machte einen Schritt zurück. »Gute Nacht, Henri.«
9
Ghislaine stopfte ein Kissen in ihren Rücken und balancierte das kleine Tischchen mit dem Frühstück auf der Bettdecke. Ihr Magen knurrte, und sie starrte das unschuldige goldgelbe Croissant an. Die Wut, die sie gestern Abend auf dem Heimweg vom Verwalterhaus empfunden hatte und für die sie keine richtige Erklärung fand, war zum größten Teil verraucht. Aber noch immer fühlte sie sich auf seltsame Art betrogen, ebenfalls ohne genau zu wissen, warum.
Schließlich war alles so verlaufen, wie sie es geplant hatte. Sie hatte Nicholas Levec verführt, er hatte seinen Samen in ihr vergossen, und sie hatte ihm sicherheitshalber klargemacht, dass es nicht bei einem Mal bleiben würde.
Sie sollte zufrieden sein, ihr Ziel rückte näher und näher, und sie hatte alles unter Kontrolle. Ihre Finger schlossen sich um den vergoldeten Griff des Messers.
Nichts hatte sie unter Kontrolle gehabt. Nach seinem Kuss hatte sie keinen Gedanken mehr an den Grund verschwendet, aus dem sie zu ihm gegangen war. Das Ziel war völlig außer Sicht geraten. Stattdessen hatte sich eine unbeschreibliche Gier ihrer bemächtigt. Die Gier mit diesem Mann zu verschmelzen, sich vollständig der Lust zu ergeben, die seine kundigen Berührungen in ihr weckten. Wo konnte ein Mann wie er die meisterhaften Kenntnisse erworben haben, die er ihr so selbstverständlich präsentiert hatte?
Es hätte ein schneller, zweckmäßiger Akt sein sollen, kein leidenschaftlicher Rausch, der ihre Sinne und die Sehnsucht nach mehr weckte.
Ghislaine lockerte den Griff ihrer Finger. Sie musste versuchen, damit umzugehen. Noch immer war Nicholas Levec die beste Lösung, um ein Kind ohne weitere
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