Der Duft der Rose
Einmischung in ihr Leben zu bekommen. Offenbar war ihr vorher nicht der Gedanke gekommen, dass sie die Begegnungen, die dazu führten, ein Kind zu zeugen, auch genießen könnte. Deshalb war sie jetzt ein wenig durcheinander. Aber das würde sich legen. Nach der zweiten, dritten oder vierten Wiederholung des Aktes. Danach verblasste der Reiz des Neuen und überzog sich mit der stumpfen Patina des Altbekannten. Das wusste sie aus Erfahrung.
Wie auch immer. Der Weg, den sie eingeschlagen hatte, würde sie über kurz oder lang ans Ziel führen. Und nur das zählte.
In den folgenden Tagen begann sie, nach den Plänen zu suchen, die sie vor Jahren für die Seifensiederei hatte anfertigen lassen. Mit der Errichtung wollte sie beginnen, solange Nicholas Levec ihr seine Unterstützung als Verwalter zugesagt hatte. Standen einmal die Grundmauern, würde es einfach sein, das Projekt voranzutreiben. Auch ohne ihn.
Sie spielte mit dem Gedanken, die Pläne zusammenzupacken und damit zum Verwalterhaus zu gehen. Allerdings hielt sie die Tatsache des fehlenden Türschlosses zurück. Es war dumm, keine Frage, aber der bittere Unterton in Nicholas Levecs Stimme, der ihr noch immer in den Ohren klang, hielt sie zurück. Stattdessen schickte sie Francois, um ihn holen zu lassen.
Doch der kehrte ohne den Verwalter zurück. »Monsieur Levec wird sich einfinden, wenn es seine zu verrichtenden Aufgaben zulassen, soll ich Euch ausrichten, Madame la Comtesse.« Der Mann verzog keine Miene bei diesen Worten.
»Danke, Francois.« Diese Nachricht brachte Ghislaine aus dem Konzept, aber möglicherweise gab es tatsächlich unaufschiebbare Aufgaben, die vorrangig erledigt werden mussten.
Als drei Tage verstrichen waren, ohne dass sich Nicholas Levec im Schloss eingefunden hatte, schickte Ghislaine neuerlich nach ihm. »Sag ihm, dass er sofort bei mir zu erscheinen hat, wenn ihm irgendetwas an seiner Anstellung auf Plessis-Fertoc liegt«, trug sie dem Mann auf.
Zwei Stunden später hämmerte es an die Tür ihres Arbeitszimmers, und Nicholas Levec trat ein, ohne ihre Aufforderung abzuwarten. Ghislaine zuckte zusammen, als die Tür hinter ihm ins Schloss krachte. Er kam mit langen Schritten auf sie zu und blieb vor dem Sekretär stehen.
Langsam und ohne die Augen von ihm abzuwenden, legte sie die Feder beiseite. Seine Präsenz machte den Raum kleiner und die Luft dicker. Jeder Nerv in ihr erinnerte sich ungebetenerweise an ihre letzte Begegnung. Er trug nur ein Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln und eine abgewetzte braune Hose, die jeden Muskel seiner Schenkel sehen ließ. Ihr Mund wurde trocken, ihre Fingerspitzen fühlten seine warme glatte Haut, obwohl sie die Hände auf der Tischplatte ineinander verschränkte.
Er stützte die Hände in die Hüften. Seine hellen Augen starrten sie an, aber sie schaffte es, seinem Blick standzuhalten. Das stumme Duell dauerte eine Ewigkeit, dann schob Ghislaine den Stuhl zurück. Das Kratzen der Stuhlbeine auf dem glatten Parkett zerstörte die Stille ebenso wie das Klicken ihrer Absätze, als sie um den Sekretär herumging und sich an die Kante lehnte.
Von Nicholas Levec strahlte Zorn in heftigen Wellen aus. Obwohl sein Gesicht nahezu regungslos war, wetterleuchtete es in seinen Augen. Ghislaine schob das Kinn vor und straffte sich. Nach ihren bisherigen Erfahrungen mit Männern war sie davon ausgegangen, dass er nach ihrem gemeinsamen Erlebnis nicht mehr so abweisend sein würde. Schließlich hatten sie sich - wenn auch nur kurz - ganz ausgezeichnet verstanden. Das konnte er genauso wenig leugnen wie sie.
»Ich stehe zu Diensten, Madame la Comtesse«, sagte er leise und machte sich weder die Mühe, die Zweideutigkeit seiner Worte noch den beißenden Spott zu verbergen.
Ghislaine hob die Brauen. Er dachte also tatsächlich, dass sie ihn deshalb hatte rufen lassen. Kurz war sie versucht, seinen Irrtum mit einer Kopfbewegung zu den fein säuberlich an der Wand aufgereihten Planrollen zu korrigieren. Dann entschied sie sich dagegen. Die Pläne liefen ihr nicht weg. Was man von Nicholas Levec nicht mit Sicherheit sagen konnte. Und wenn er schon annahm, dass sie ihn deshalb rufen lassen hatte, konnte sie seine Annahme genauso gut bestätigen.
»Sehr schön«, antwortete sie und musste sich nicht anstrengen, ihre Stimme sinnlich klingen zu lassen. Sie war aufgeregt wie ein junges Mädchen bei seinem ersten Rendezvous, ihr Körper allerdings reagierte wie der einer erfahrenen Frau. Ihre Brüste spannten sich,
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