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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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...« Er räusperte sich, da sich seine Stimme in ein Krächzen verwandelte. »Du könntest dich in meinen Mund ergießen, und ich könnte deinen Samen der Frau übertragen, ohne dass du sie berühren musst.«
    Henris Finger auf Vincents Schulter hielten in der Bewegung inne. Es dauerte einige Momente, bis er die Botschaft in ihrer vollen Bedeutung begriffen hatte und das Bild, das damit verbunden war, vor seinen Augen auftauchte. Vincents Kopf zwischen den Schenkeln einer Frau.
    Unvorstellbar.
    Bei dem Gedanken daran erfasste ihn eine Woge heftigen Ekels. Er konnte es vielleicht über sich bringen, mit einer Frau in jener Art zu verkehren, die nötig war, um sie zu schwängern, aber ihr Geschlecht mit dem Mund zu berühren, war ... ganz und gar ... unvorstellbar. Seine Nackenhaare richteten sich auf, und sein Mund wurde trocken. Er blickte in Vincents gerötetes Gesicht, in dem die Augen im Kerzenlicht schimmerten.
    »Das würdest du für mich tun?«, fragte er völlig fassungslos.
    Vincent lächelte, und seine verkrampften Finger lösten sich aus dem Stoff des Nachthemds, um liebevoll über Henris Wange zu streicheln. »Das und noch viel mehr.«

11
    Nicholas Levec sprang vom Pferd und rannte zum Verwalterhaus. Er hatte den Morgen damit verbracht, das Erneuern der Zäune am Osthang zu überwachen und wollte sich ein frisches Hemd anziehen, ehe er die Comtesse aufsuchte, um die Pläne für die Seifenmanufaktur in Augenschein zu nehmen.
    In der Stube standen noch immer seine gepackten Habseligkeiten. Die Entscheidung, nicht wegzugehen, hatte er in den schlaflosen Stunden der letzten Nacht gefasst.
    Einmal mehr hatte ihn Ghislaine du Plessis-Fertoc mit ihrem gestrigen Erscheinen überrascht. Niemals hatte er damit gerechnet, dass sie den Mut zu einer Konfrontation aufbringen würde, noch dazu zu einer, die frei war von Vorwürfen und Anschuldigungen. In ihrem Arbeitszimmer hatte sie ihn zwar ganz eindeutig herausgefordert, aber bei jeder anderen Frau hätte er sich einfach umgedreht und den Raum verlassen. Nicht jedoch bei der Comtesse. Ungeachtet der Verachtung, die er anfangs für sie empfunden hatte und die nach ihrem ersten intimen Zusammentreffen merklich dahinschwand, hatte er reagiert wie ein dummer, unerfahrener Junge, der noch nie eine nackte Frau gesehen hatte.
    Er hatte jede nur mögliche Grenze überschritten und seine körperliche Überlegenheit ihr gegenüber ohne Skrupel ausgespielt. Die Kraft, die ihn zu ihr zog, war unwiderstehlich. Unkontrollierbar. Ghislaine du Plessis-Fertoc grub Dinge aus seinem tiefsten Inneren hervor, von denen er nichts gewusst hatte und ohne die er sich zweifellos besser fühlen würde.
    Das Verlangen, das er nach ihr empfand, schwelte wie ein verborgenes Feuer in ihm, und der kleinste Windstoß genügte, um es anzufachen. Ein Blick aus ihren bernsteinfarbenen Augen, das trotzige Vorschieben ihres Kinns oder die Berührung ihrer Hand. Der Ausbruch, mit dem er sich bei ihrem Zusammentreffen am vergangenen Abend vor ihr völlig entblößt und ihr gestanden hatte, wie sehr er sich nach ihr verzehrte, war der beste Beweis dafür.
    Und wieder war ihre Reaktion anders gewesen, als er erwartet hatte. Weder lief sie schreiend davon, noch benutzte sie die Waffe, die er ihr damit in die Hand gab, gegen ihn. Unbewusst strich er mit den Fingern über seine Lippen. Ein Hauch von einem Kuss statt einer schnellen gefühllosen Vereinigung, mit der sie ihm nicht nur alles hätte zurückzahlen können, sondern ihn unwiderruflich gebrochen hätte. Sie hatte es erkannt und darauf verzichtet, auf diese billige Art Rache zu nehmen.
    Sie war bereit, es auf gleicher Höhe auszufechten. Sie stand dazu, dass sie ihn begehrte, und sie knüpfte keine Bedingungen daran. Sie wollte nicht mehr, als er ihr geben konnte, und deshalb hatte er sich entschlossen zu bleiben, statt zu gehen. Denn er wäre nicht vor ihr, sondern vor sich selbst geflohen.
    Als er im Schloss ankam und einen Blick auf die Uhr neben der Treppe warf, musste er feststellen, dass er reichlich spät war. Er wartete nicht darauf, dass ihn ein Lakai ankündigte, sondern hastete die Stufen hinauf und klopfte an die Tür des Arbeitszimmers. Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er ein.
    Ghislaine saß wie immer hinter dem wuchtigen Schreibtisch und blickte auf. Der Ausdruck ihres ernsten Gesichts veränderte sich unmerklich, und sie erhob sich, um ihm entgegenzugehen. Wieder trug sie ein einfaches, hochgeschlossenes Kleid, das ihr überhaupt

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