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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Viertelstunde erreichten sie eine weite Ebene, die von einem schmalen Bächlein begrenzt wurde.
    Nicholas stieg ab und sah sich um. Sie hatten die Häuser weit hinter sich gelassen, außer einigen Fliederbüschen und wuchernden Wiesenblumen gab es hier rein gar nichts.
    »Nun, was sagt Ihr?« Ghislaine stand mit strahlenden Augen vor ihm. »Dort drüben kommt der Eingang hin, natürlich muss die Zufahrt auch dort beginnen.« Sie lief von ihm weg und breitete die Arme aus. »Hier steht die Rückwand der Manufaktur. Sie erstreckt sich bis zu diesem Strauch, und daran angrenzend soll ein Lagerhaus errichtet werden.«
    Sie kam zu ihm zurück und strich sich die Haarsträhnen, die sich aus der Frisur gelöst hatten, aus dem Gesicht. »Zwei Baumeister haben mir bestätigt, dass der Grund den Bau tragen kann. Bei der Ziegelei habe ich angefragt, sie können innerhalb von drei Monaten genug Ziegel herstellen, um das Fundament zu legen. Außerdem«, sie zwinkerte verschwörerisch, »habe ich ein paar Kilometer von hier eine verfallene Ruine aufgekauft, deren Steinquader man ebenfalls verwenden kann.«
    Er fühlte sich ein wenig überfahren. Sie wollte nicht über die Pläne sprechen und seinen Rat dazu hören, sie präsentierte ihm Fakten. »Was hat Euch auf die Idee gebracht, eine Seifenmanufaktur zu bauen? Ihr seid doch eine reiche Frau, Ihr könntet doch die Hände in den Schoß legen und ...«
    Er brach ab, weil auf ihrer Stirn eine steile Falte erschien. »Es geht nicht ums Geld. Es geht darum, dass ich will, dass etwas von mir bleibt. Dass es etwas gibt, das mich überdauern wird und das für immer mit meinem Namen verbunden ist.«
    Die Antwort erstaunte ihn. »Das ist recht ungewöhnlich für eine Frau. Meistens sind es Männer, die solchen Wünschen nachhängen.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich führe das Leben eines Mannes. Ich nehme die Stelle des Comte du Plessis-Fertoc ein, weil mir nichts anderes übrig bleibt. Es ist keine Rolle, die ich spiele, sondern mein Leben.«
    Ihre losen Haarsträhnen flatterten im Wind, und sogar im erbarmungslosen Licht der Mittagssonne sah ihr Teint vollkommen aus. Der Schwung ihrer weichen Lippen besaß etwas ungemein Verführerisches. »Keine Frau ähnelt weniger einem Mann als Ihr, Madame la Comtesse«, sagte er aus diesem Gedanken heraus. »Ihr seid durch und durch weiblich, und auch wenn Ihr noch hundert Jahre damit zubringt, auf Plessis-Fertoc zu herrschen - Ihr werdet niemals ein Mann werden.«
    Sie legte den Kopf schief. »Soll das ein Kompliment sein?«
    Er zuckte die Schultern. »Es ist die Wahrheit. Ich habe selten eine Frau getroffen, die so sehr Frau war, wie Ihr es seid.« Der Satz sollte keine Anspielung sein, sondern eine einfache Feststellung. Ghislaine musterte ihn schweigend und ohne erkennbare Reaktion. Nach einer Weile sagte sie schließlich: »Ihr seid ein Mann. Habt Ihr nie daran gedacht, dass etwas von Euch bleiben soll?«
    Fast hätte er gelacht. »Nein. Im Gegenteil. Ich bin froh, dass mit mir alles stirbt, was an meine Existenz erinnert.« Er hielt ihrem Blick so lange stand, bis sie sich abwandte und ein paar Schritte über die Wiese schlenderte. »Nun kennt Ihr die Pläne und den Platz, an dem sie Wirklichkeit werden sollen. Was sagt Ihr dazu?«
    »Ich glaube, dass Ihr Euch bereits mehr Gedanken über Euer Vorhaben gemacht habt, als viele andere es an Eurer Stelle getan hätten. Mir erscheint die Sache durchaus und mit Erfolg realisierbar. Einzig ...« Er ging näher an das Bächlein. »Damit könnt Ihr keine Manufaktur betreiben. Ihr müsst auf jeden Fall einen Brunnen graben lassen.«
    Sie trat neben ihn und betrachtete mit gerunzelter Stirn den mageren Wasserlauf. »Vermutlich habt Ihr recht. Aber das sollte kein Problem sein. Und alles andere ...« Sie sah zu ihm auf. »Ich kann also davon ausgehen, dass Ihr Euch um den Bau der Manufaktur kümmern werdet, solange Ihr hier seid?«
    Die Unsicherheit hinter ihren Worten berührte ihn. Gleichzeitig erinnerte sie ihn daran, dass er das Ende der Bauarbeiten nicht miterleben würde. Und auch nicht, ob ihr Vorhaben tatsächlich von Erfolg gekrönt sein würde.
    »Das habe ich Euch versprochen, noch bevor ich Näheres wusste. Und ich erneuere mein Versprechen gerne angesichts der weit gediehenen Pläne, die Ihr mir vorgelegt habt.«
    Sie lächelte, und er hatte das Gefühl, in ihre großen bernsteinfarbenen Augen zu fallen. Statt sich dagegen zu wehren, genoss er das Gefühl. Er hatte nicht

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