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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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als ein schnelles heißes Intermezzo, das keine tiefere Bedeutung besaß. Und sie musste sichergehen, dass er das begriff. »Ich muss Euch loben, Nicholas, Ihr seid ein hervorragender Liebhaber.« Sie wickelte kokett eine Haarsträhne um ihren Finger und befeuchte die Lippen mit der Zungenspitze. »Selten hat mich ein Mann so befriedigt, aber ich wusste schon nach unserer ersten Begegnung, dass Ihr über ein vielversprechendes Potenzial verfügt.«
    Der Ausdruck auf seinem Gesicht änderte sich unmerklich, bis jegliche Regung daraus verschwunden war. Er hatte die Botschaft verstanden - er war nur einer von vielen. Als er antwortete, klang seine Stimme glatt und emotionslos. »Danke für Eure Worte, Ghislaine, aber ich kann als Liebhaber nur so gut sein, wie es meine Partnerin gestattet. Also gebührt Euch ein ebenso großes Lob.« Er griff nach ihrer Hand und hob die Finger an seine Lippen.
    Ghislaine flüchtete sich in ein glockenhelles Lachen. »Ihr seid wirklich nie um Worte verlegen. Das gefällt mir.« Sie entzog ihm ihre Hand und blickte sich suchend nach ihren Kleidern um. Im Grunde hätte sie sich lieber an ihn geschmiegt und wäre einfach eingeschlafen, aber dieser Schwäche wollte sie nicht nachgeben. Er könnte daraus die falschen Schlüsse ziehen, denn eine ganze gemeinsame Nacht gab ihrer Affäre mehr Gewicht, als in Anbetracht der Umstände angemessen war.
    Als sie sich angezogen und ihr Haar geflochten hatte, trat sie zum Bett. Nicholas hatte sie die ganze Zeit über schweigend beobachtet, und als sie sich zu ihm drehte, schwang er die Beine aus dem Bett und stand auf. Nackt wie er war ging er an ihr vorbei zum Küchentisch.
    Ghislaine folgte ihm und spürte, wie ihr Verlangen angesichts der muskulösen Schenkel und seines strammen Hinterns wieder erwachte. Neuerlich musste sie sich zwingen, nicht einfach in das warme, zerwühlte Bett zurückzukehren.
    »Hier«, sagte er und hielt ihr den Schlüssel entgegen. »Ich will, dass Ihr einen davon behaltet.«
    »Warum?« Sie konnte ihr Erstaunen nicht verbergen.
    »Damit Ihr herkommen könnt, wann immer Ihr Lust habt.« Er beugte sich vor und streifte mit den Lippen ihre Wange. »Wann immer Ihr Lust auf mich habt.«

13
    Auf Belletoile vertrieb sich Henri regelmäßig die Langeweile mit den abendlichen Betrachtungen der für seinen Plan geeigneten Kandidatinnen - ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. An jeder Frau fand er etwas auszusetzen und nahm daher Abstand davon, ihr sein Anliegen in einem Vier-Augen-Gespräch zu unterbreiten. Das vor sich Herschieben einer so wichtigen Angelegenheit passte nicht zu seinem Wesen, denn im Allgemeinen schätzte er rasches Handeln bei sich und anderen. Deshalb begleitete ihn auch ein latentes Unbehagen dabei, die Sache nicht endlich zum Abschluss bringen zu können.
    Auch über Vincents selbstlosen Vorschlag hatte er nachgedacht. Aber es gab Dinge, die er nicht delegieren konnte - so gerne er es in diesem Fall auch getan hätte. Wenn er einen Erben wollte, dann musste er ihn auf dem üblichen Weg zeugen; alles andere konnte er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren.
    In der ganzen Misere erwies sich zumindest Farid als Glücksgriff, der die Nächte der Aphrodite in ihrem alten Glanz wieder auferstehen ließ. Er sorgte für Unterhaltung, die alle Sinne ansprach und für jeden Geschmack etwas bot. Im Gegensatz zu den Zeremonienmeisterinnen, die früher die Inszenierungen übernommen hatten, beteiligte er sich zu vorgeschrittener Stunde gerne selbst an den Ausschweifungen. Seiner Autorität tat das keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Das Publikum lag ihm zu Füßen, und Henri hörte nichts als Lob über ihn.
    Es hatte sich zur Gewohnheit entwickelt, dass Farid mit Henri und Vincent am frühen Nachmittag das Mittagessen einnahm. Gelegentlich erstattete er Bericht über die Vorkommnisse des vergangenen Abends, meist unterhielt man sich jedoch zwanglos über dieses und jenes. Henri merkte zwar, dass die Distanz zwischen Vincent und Farid unverändert blieb, aber da Farid ihn nicht in die peinliche Situation brachte, seine Avancen ablehnen zu müssen, ließ Henri die Dinge auf sich beruhen.
    »Ich dachte daran, die Sängerin Angela Santarelli für einen Auftritt zu engagieren, was haltet Ihr davon, Euer Gnaden?« Farid nahm sich ein weiteres Stück Weißbrot.
    »Ich hörte, dass sie sich auf einer Reise durch die Provence befindet«, erwiderte Henri. »Ich habe sie einmal in Versailles singen hören. Wenn es Euch gelingt, sie

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