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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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sagte er nach einer Weile. »Zunächst jedoch möchte ich, dass Ihr Euch hier wohlfühlt.« Er lehnte sich zurück und griff nach dem Klingelzug. »Habt Ihr Gepäck?«
    »Ein paar Habseligkeiten. Ich ließ sie unten.«
    Leon öffnete die Tür. »Ihr habt geläutet, Euer Gnaden?«
    »Mademoiselle d'Asseaux ist für die nächste Zeit mein Gast. Gebt ihr eines der Gemächer im Westflügel, und weist Sandrine an, ihr eine Zofe zuzuteilen.« Er wandte sich an die junge Frau, die nach ihrem Strohhut griff und aufstand. »Richtet Euch ein, ma chère. Solltet Ihr irgendetwas benötigen, so zögert nicht, Sandrine Eure Wünsche mitzuteilen. Wenn Ihr nicht zu müde seid, dann sehen wir uns beim Abendessen.« Er nickte ihr freundlich zu.
    »Ich danke Euch, Euer Gnaden. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr.« Sie versank in einem tiefen Hofknicks, aus dem sie sich graziös erhob, um Leon zu folgen.
    Vincent blickte den beiden nach. Sobald sich die Türe hinter ihnen geschlossen hatte, wandte er sich an Henri: »Wenn ich mich nicht sehr irre, dann hast du eben Mademoiselle d'Asseaux für deinen Plan ausgewählt.«
    Henri füllte die beiden leeren Gläser mit Wein. »Sie ist perfekt. Sie ist genau das, wonach ich gesucht habe. Sobald sie ein wenig zu sich selbst gefunden hat, werde ich mit ihr über den Plan sprechen.« Zum ersten Mal seit langem fühlte Henri eine ungeheure Zuversicht in sich. Sein Traum würde vielleicht schon bald wahr werden. Belletoile würde jemandem gehören, in dessen Adern das Blut der Herzöge von Mariasse floss.
    Vincents emotionslose Stimme holte ihn aus seinen Gedanken. »Und sie wird einwilligen. Aus dem einfachen Grund, weil ihr gar keine Wahl bleibt.«
    »Soll ich das als Kritik verstehen, mon petit?«, fragte Henri und hob die Brauen.
    Vincent sah ihn an. »Wer bin ich, den großartigen Herzog von Mariasse zu kritisieren?« Er nahm die Serviette von seinem Schoß und warf sie auf den Tisch. »Es spielt keine Rolle, und - um der Wahrheit die Ehre zu geben - deine Entscheidung erstaunt mich nicht im Geringsten. Du entschuldigst mich, ich habe noch einiges zu erledigen.«
    Ehe Henri antworten konnte, fiel die Tür hinter Vincent mit einem Knall ins Schloss. Sprachlos starrte Henri auf das weiß und gold lackierte Türblatt. Er verstand Vincents Sarkasmus nicht und noch weniger den Grund dafür.
    Natürlich war Sophie d'Asseaux ganz hervorragend für sein Vorhaben geeignet. Gute Familie, gute Erziehung, sie hatte bewiesen, dass sie Kinder gebären konnte, und aufgrund ihrer Vergangenheit stand sie seinem unkonventionellen Vorschlag mit größter Wahrscheinlichkeit aufgeschlossen gegenüber. Sie würde die Sicherheit, die sein Vermögen und sein Name boten, zu schätzen wissen. Und - was vielleicht im Augenblick am wichtigsten war - sie widerte ihn nicht an. Sie redete ohne Schnörkel und versuchte nicht, ihm ein X für ein U vorzumachen. Er würde sie in den nächsten Tagen beobachten, und wenn sich ihre Persönlichkeit angesichts des bequemen, luxuriösen Lebens auf Belletoile nicht völlig veränderte, dann war sie die Frau, die er als Mutter seines Kindes sehen wollte.

14
    Sophie folgte Leon, ohne ihre Umgebung wahrzunehmen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Im Grunde hatte sie nicht damit gerechnet, dass der Herzog sie überhaupt empfangen würde. Doch er hatte es getan, und er gewährte ihr sogar Unterschlupf, obwohl sie für ihre Worte keinerlei Beweise vorlegen konnte.
    Der Gedanke, einige Tage, vielleicht sogar Wochen, durchatmen zu können, ohne Angst vor dem Morgen haben zu müssen, erfüllte sie mit solcher Erleichterung, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Blind stolperte sie in das Zimmer, in das Leon sie führte, und ließ sich auf das breite Bett fallen. So weich, so sauber. Der Geruch nach Lavendel und Zitrone hüllte sie ein. Unbeweglich blieb sie liegen, um das Gefühl bis zum letzten Moment auszukosten. Sie hatte vergessen, dass es das gab - saubere Betten, reichliches Essen, Männer, die nüchtern an einem Tisch saßen. An einem Tisch, auf dem keine Farbtuben lagen, keine terpentingefüllten Gläser mit Pinseln herumstanden und keine harten Brotrinden vor sich hingammelten. Sie hatte vergessen, wie es war, wenn man mit Achtung und Höflichkeit behandelt wurde, statt angeschrien und geohrfeigt zu werden. Aber sie begann, sich zu erinnern, und sie würde dafür sorgen, dass es so blieb.
    Mit einem genussvollen Seufzen rollte sie sich auf den Rücken und blickte zum bestickten

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