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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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konnte sich nicht sattsehen. Wenn er so entspannt war wie jetzt, gab es gegen seinen Charme kein Gegenmittel. Von seinem Lachen ganz zu schweigen. Er schien gelöst genug zu sein, so dass sie die Frage, die ihr schon so lange auf der Zunge brannte, stellen konnte.
    »Du bist ein sehr geschickter Liebhaber. Woher weißt du so viel darüber, wie du einer Frau Lust bereiten kannst?«
    »Waren die anderen Männer, die du für dein Bett ausgewählt hast, keine guten Liebhaber?«, fragte er zurück.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mal ja, mal nein. Im Vorhinein ist es schwer zu sagen. Allerdings gab es doch einige, denen ich zeigen musste, wie und wo und wie stark eine Frau berührt werden will, um Lust zu empfinden.«
    »Ich hätte es mir gerne zeigen lassen.« In seinen hellen Augen tanzten kleine Lichter.
    Sie nahm seine Hand und hielt sie hoch. »Du hast mich an meiner empfindlichsten Stelle nie mit deinen rauen, schwieligen Fingern angefasst. Du hast die Fingerknöchel benutzt oder den Handballen - einmal ganz abgesehen davon, dass du wusstest, wo du mich damit berühren musst.« Sie küsste nacheinander seine Fingerspitzen. »Also, woher weißt du Dinge, die nicht einmal halb so viele Männer wissen, wie du glaubst.«
    Er entzog ihr seine Hand, und der gelöste Ausdruck verschwand von seinem Gesicht. Sie konnte praktisch zusehen, wie er sich wieder in sich zurückzog. »Ich mag Frauen«, sagte er schließlich ohne besondere Betonung.
    Ghislaine nickte. Das war nicht einmal ein Körnchen der Wahrheit. »Ja, so etwas habe ich mir schon gedacht.« Sie beschloss, die Abfuhr hinzunehmen, und streckte sich auf dem Bett aus. Ihr Blick war starr an die Decke gerichtet, sie erwartete nicht, dass er etwas hinzufügte oder erklärte. Das würde von einer Art Vertrauen zeigen, die ...
    »Ich war verheiratet.«
    Ghislaine wandte ihm den Kopf zu. Sie wagte nicht, etwas zu sagen, um seine Bereitschaft, etwas über sich zu erzählen, nicht zu zerstören.
    »Über zehn Jahre«, fuhr er mit geschlossenen Augen fort, den Arm unter den Nacken geschoben. »Wir waren sehr jung, als wir heirateten, und wir besaßen nichts. Nur uns. Und ein gesteigertes Interesse an der körperlichen Seite der Ehe, gepaart mit einer überdurchschnittlichen Neugier. Wir haben alles ausprobiert, was uns in den Sinn kam, manches gefiel uns, manches nicht. Ich zeigte ihr, was ich mochte, und sie zeigte mir, wie ich sie erregen konnte.« Er öffnete die Augen und sah sie durchdringend an. »Das ist alles.«
    Oh ja, und im Zimmer stand ein weißes Pferd. Sie wusste, dass sie besser schweigen sollte, konnte aber nicht. »Du hast sie geliebt.« Eine Feststellung, keine Frage.
    »Ja.« Ein Wort wie ein Peitschenschlag, das jede weitere Erklärung überflüssig machte.
    Seine Frau war tot, das brauchte sie nicht zu fragen, denn sonst läge er nicht hier bei ihr in einem Bett mit kühlen weißen Laken. Und die näheren Umstände wollte sie nicht wissen, denn sie wollte nicht den Schmerz eines anderen in ihr Leben lassen. Dazu fühlte sie sich nicht stark genug.
    Sie rutschte zu ihm und schmiegte sich an seinen Körper, als könnte sie ihm dadurch Trost und Vergessen schenken.

16
    Henri fühlte sich so voller Energie wie schon lange nicht mehr. Das Mädchen hatte ihm der Himmel geschickt. Ihr Verhalten während ihres Aufenthalts gab nicht den geringsten Anlass zur Klage. Er hatte sie auf Streifzügen durch Belletoile begleitet, ihr das Gewächshaus, die Menagerie, das Labyrinth, die verschiedenen Brunnen und die Grotte gezeigt. Sie war eine amüsante Begleiterin, niemals vulgär oder plump vertraulich. Bei den abendlichen Vergnügungen blieb sie nur interessierte Zuschauerin, ohne jedoch irgendeine Art von Missbilligung zu zeigen oder die Anwesenden durch ihr Verhalten zu brüskieren.
    Sophie d'Asseaux war nicht nur eine wohlerzogene Frau, sondern besaß auch Herzensbildung und einen offenen Blick auf die Welt. Sie war bestens geeignet, die Mutter seines Kindes zu werden. Und er würde nicht mehr lange damit warten, ihr sein Anliegen zu unterbreiten.
    Vincent hatte er bereits von seiner Entscheidung in Kenntnis gesetzt und nur ein Schulterzucken geerntet, begleitet von den Worten »Wenn du meinst.«
    Ja, er meinte. Und er hatte soeben ein Kärtchen zu Sophie geschickt mit der Aufforderung, ihn im Kristallsalon zu erwarten. Mit beschwingten Schritten machte er sich auf den Weg. Für den Anlass hatte er schlichte, aber elegante Kleidung gewählt und reichlich in die

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