Der Duft der Rose
Pflichten.«
Sophie verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Wangen hatten sich gerötet, und ihre Augen waren so hell, dass sie fast durchscheinend wirkten. »Was passiert mit dem Kind?«
Die Frage erstaunte ihn einigermaßen. »Es bleibt hier auf Belletoile natürlich, bei mir. Es bekommt die besten Lehrer, zuerst natürlich Ammen und Kindermädchen. Es wird rund um die Uhr aufs Vortrefflichste betreut werden.«
Völlig unvermutet sprang Sophie auf und begann, wütend im Zimmer auf- und abzulaufen. Henri lehnte sich in eine Ecke des Canapés und wartete. Da er nicht wusste, was genau sie so aufbrachte, schwieg er.
Schließlich blieb sie mit in die Hüften gestützten Händen vor ihm stehen und sah ihn böse an. »Ihr erwartet allen Ernstes, dass eine Frau ihr Kind einfach so zurücklässt, sich nicht darum kümmert, es nicht aufwachsen sehen will?«
Daran hatte er in der Tat nie gedacht.
»Und was wollt Ihr dem Kind erzählen, wo seine Mutter ist, und warum sie sich nicht kümmert? Es ist ein selbstsüchtiger Plan, Henri, ein Plan, den nur ein Mann schmieden konnte, der nicht weiß, was Mutter und Kind verbindet.«
Damit hatte sie recht. Seine eigene Beziehung zu seiner Mutter war ... schlichtweg nicht vorhanden gewesen. Er konnte die Gelegenheiten, bei denen er mit ihr allein gewesen war, an zehn Fingern abzählen. Und wie die Bindung anderer Mütter zu ihren Kindern aussah, darüber hatte er sich nie Gedanken gemacht.
»Welche Art von Frau ist es wohl, die ihr Kind im Austausch gegen Geld und Titel verlässt? Habt Ihr darüber je nachgedacht? Wollt Ihr tatsächlich, dass eine so kalte, so geldgierige, so egoistische Frau die Mutter Eures Kindes wird?«
Auch damit traf sie ins Schwarze. Jedes ihrer Worte enthüllte eine neue, unangenehme Wahrheit. Oh ja, Sophie d'Asseaux wusste mehr von der Welt, als er gedacht hatte. Verlegenheit gehörte nicht zu den Eigenschaften, mit denen er sich normalerweise schmückte, also konnte er auch nicht sonderlich gut damit umgehen. »Nein, über all das habe ich nicht nachgedacht. Ich dachte immer, dass die wirkliche Schwierigkeit meines Plans darin liegt, eine Frau zu überzeugen, sich von mir schwängern zu lassen, ohne sie zu heiraten«, antwortete er niedergeschlagen.
»Männer machen Frauen pausenlos zu Huren.« Sie klang so kalt und verächtlich, dass er unwillkürlich die Schultern hochzog.
»Das war nicht meine Absicht.«
»Nein, Ihr wolltet eine Frau nicht dafür bezahlen, ihren Körper für ein paar Minuten zu benutzen, sondern neun Monate lang. Und ihr nicht nur ihre Würde, sondern auch ein Stück ihrer selbst nehmen.«
Gereizt sprang er auf. »Vergesst einfach, dass ich jemals darüber gesprochen habe.« Mit langen Schritten lief er zur Tür, aber ihre Stimme hielt ihn zurück.
»Ihr habt mich für diesen Plan ausgewählt, Henri, nicht wahr?«
Sie stand mit geradem Rücken und erhobenem Kinn vor der schimmernden Tapete. Feuer in Eis. Und damit meinte er nicht nur das leuchtend rote Haar. Sein Plan war fehlgeschlagen, aber er wollte nicht lügen. »Ja, Sophie, das habe ich. Und nachdem mir meine Anmaßung bewusst geworden ist, bitte ich Euch dafür um Entschuldigung.«
Sie neigte den Kopf. »Ich nehme Eure Entschuldigung an, Henri. Eure Lage ist eben sehr verzweifelt.«
»Danke für Euer Verständnis.« Er wollte sich wieder zum Gehen wenden, aber sie kam langsam auf ihn zu.
»Meine Lage ist vielleicht nicht so verzweifelt wie Eure, aber meine Perspektiven als gut zu bezeichnen, wäre wohl eine Übertreibung.« Sie blieb so nah vor ihm stehen, dass der Rocksaum über seine Schuhspitzen fiel. »Aber das wisst Ihr ja, denn das war bestimmt der Grund, warum Ihr mich ausgewählt habt.«
»Es war nur ein Grund von vielen, Sophie«, widersprach Henri entschieden. »Ihr seid eine wohlerzogene junge Frau aus gutem Haus. Ihr besitzt Herzenswärme und Klugheit und ein angenehmes Äußeres. Jeder Mann würde sich glücklich schätzen, Euch zur Frau zu nehmen.«
Ihre Mundwinkel zogen sich verächtlich nach unten. »Oh ja, jeder Mann schätzt sich glücklich, eine Frau zu ehelichen, die von der Familie verstoßen wurde, weil sie mit einem windigen Abenteurer davonlief, um Tisch und Bett mit ihm zu teilen.«
»Nicht jeder urteilt nach dem, was war.« Seine Stimme klang aufrichtig, weil er es auch so meinte. Aber er wusste, dass ihre Lage alles andere als einfach war.
»Ich tue es.« Sie sah ihn mit einem durchbohrenden Blick an. »Ich tue, was Ihr gerade
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