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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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warten geradezu darauf, dass Ihr Eure Fantasien in die Tat umsetzt. Und eine Badewanne lässt sich ebenfalls problemlos herbeischaffen.«
    Sie lud ihn ein. Sie lud ihn tatsächlich zu sich ins Schloss ein, in ihr Zimmer, in ihr Bett, das mit Sicherheit nach Rosen duftete und daunenweich war.
    Der Gedanke kühlte ihn ab und zwar so gründlich, dass ihn fröstelte. Zu ihr zu gehen machte ihn ein für alle Mal zu ihrem Lustknaben. Nicht, dass er das nicht bereits war. Nicht, dass er das nicht wusste. Aber dann würde er vor sich selbst nicht mehr so tun können, als hätte er einfach nur eine Affäre mit irgendeiner Frau. Außerdem wurde ihm damit die Kluft zwischen ihnen bewusst. Im Verwalterhaus, in dem alten Bett, da war er der Herr, so armselig das auch klang. Im Schloss, da war er ein Nichts.
    Nicholas setzte sich auf und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Die Logik seiner Überlegungen stand auf schwachen Beinen, und tief in seinem Inneren wusste er, dass es nur um seinen Stolz ging. Einen Stolz, den er längst verloren geglaubt hatte. Was für ein Irrtum, wie er ausgerechnet jetzt erkennen musste.
    Er kniff die Augen zusammen und blickte zu den Männern hinüber, die mit Hacken und Spaten zugange waren. Dort gehörte er hin. Nicht zwischen seidene Laken, sich wie ein Tanzbär nach den Wünschen der Comtesse drehend. Es war so einfach, so klar - wenn es irgendeine Comtesse gewesen wäre. Aber es war Ghislaine, und für sie würde er noch ganz andere Dinge tun, wie er mit leisem Erschrecken feststellte.
    »Vergesst, was ich gesagt habe.« Ghislaine setzte sich ebenfalls auf und rutschte ein Stück von ihm weg, aber Nicholas bemerkte es nicht. Zu sehr beschäftigte ihn die eben gemachte Erkenntnis. Er war auf dem besten Weg, sich in Ghislaine zu verlieben, und dafür war in seinem Leben kein Platz.
    Er sah sie an. Sie füllte ihren Teller und begann zu essen, als hätte die leidenschaftliche Szene nie stattgefunden. Er wünschte, er hätte Worte finden können, alles wieder ins Lot zu bringen, aber diese Worte gab es nicht. Er griff nach seinem Teller und aß, obwohl er keinen Hunger verspürte. Oder zumindest nicht auf Brot und kalten Braten.
    »Wie gehen die Arbeiten voran?« Ghislaine deutete mit der Gabel auf den Platz.
    »Gut.« Dankbar nahm er den Themenwechsel an. »Es sollte alles nach Plan verlaufen. Monsieur Farigoule wird zufrieden sein.«
    Sie nickte. »Ich kann es gar nicht erwarten. Im nächsten Sommer wird vielleicht schon alles so weit sein, dass man mit der Herstellung der Seifen beginnen kann. In den ersten Jahren werde ich die Duftstoffe für die Seifen von Parfumeuren kaufen. Aber wenn alles gut geht, dann will ich neben der Manufaktur Blumenfelder anlegen.«
    »Rosen.« Das Wort war ihm herausgerutscht, ehe er nachdenken konnte.
    Sie sah ihn überrascht an. »Ja, ich möchte mit Rosen anfangen, später vielleicht auch Lavendel. Woher wisst Ihr das?«
    Er zuckte die Schultern. »Es ist Eure Blume. Die Rose, das seid Ihr.«
    Ihre Wangen nahmen einen rosigen Ton an. Sie öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Er runzelte die Stirn. Hatte er einen Fauxpas begangen? Etwas Unpassendes gesagt, das einer Beleidigung gleichkam? Da sie schweigend die Reste des Picknicks zusammenpackte, musste es wohl so sein. Was einmal mehr bewies, dass er im Augenblick keine glückliche Hand im Umgang mit Ghislaine hatte.
    Sie stand auf und klopfte ihren Rock ab. Ihre Verstimmung war mit den Händen greifbar. »Dann will ich Euch nicht länger aufhalten.«
    Er war versucht, sie einfach in die Arme zu ziehen und sich für sein Verhalten mit tiefen, heißen Küssen zu entschuldigen, statt verzweifelt nach Worten zu suchen, die den gleichen Effekt hätten. Aber sie auf diese Weise zu manipulieren widerstrebte ihm. Außerdem hätte er damit nur eine oberflächliche Beruhigung der Situation erreicht, keine tiefer gehende Veränderung.
    Also trug er den Korb zu ihrem Pferd. »Euer Besuch war eine angenehme Überraschung, Ghislaine.« Die Worte klangen so hölzern, wie er sie empfand.
    Sie nickte und sah ihn an. Um ihren Mund lag ein verkniffener Zug. »So war es gedacht.« Sie schwang sich in den Sattel und ordnete ihre Röcke, ehe sie ihm die Zügel aus den Händen nahm. »Wir sehen uns.«
    Er blickte ihr nach und war sich ziemlich sicher, dass sie heute Abend nicht an die Tür des Verwalterhauses klopfen würde.
    Ghislaine lief in ihrem Zimmer auf und ab. Sie war bereits für die Nacht

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