Der Duft der Rose
ihr die Kehle zuschnürte. »Du warst verheiratet ... hattest du Kinder?«, fragte sie heiser.
Er strich über ein rosiges Bäckchen. »Eine Tochter. Françoise.«
»Ach, Nicholas.« Sie stand auf, ging ums Bett und kniete sich neben ihn, um ihn in die Arme zu nehmen. Dabei überlegte sie, was passiert sein konnte. Vielleicht waren seine Frau und sein Kind bei der Geburt gestorben. Das würde seine Verbitterung und seine erste abwehrende Reaktion auf die Zwillinge erklären.
»Sie wurde sechs Jahre alt.« Er sprach so leise, dass sie die Worte kaum verstand. Geduldig wartete sie, dass er weiterredete, aber er schwieg und hing offenbar seinen Erinnerungen nach.
Ghislaine hielt ihn fest und fuhr mit den Fingern durch sein Haar. Sie wünschte, sie hätte den Mut, ihn zu fragen, was passiert war. Aber sie spürte, dass es da eine unsichtbare Grenze gab, die sie nicht überschreiten durfte. Heute hatte er bereits viel von sich preisgegeben. Wenn er dazu bereit war, würde er ihr alles erzählen. Bis dahin musste sie warten.
Die Wärme seines Körpers und der vertraute, langvermisste Duft woben ihre Magie. Ihre Sinnlichkeit erwachte und mit ihr die Sehnsucht nach ihm. »Bleibst du heute Nacht hier?«
Er drehte sich zu ihr. Ganz langsam wich die Melancholie in seinen Augen einem sanften Glühen. »Wenn du es möchtest.«
Statt einer Antwort küsste sie ihn. Nicht sanft, sondern mit dem Verlangen, das sie für ihn empfand, auch um die Schatten der Vergangenheit zu vertreiben. Um ihm einen kleinen Trost zu spenden und ihn ans Leben zu erinnern, an die Zukunft, die in diesem Augenblick so einladend vor ihnen lag. »Es kann nichts mehr passieren. Jeanne mischt einen Trank, der verhindert, dass eine Frau ein Kind empfängt.« Sie machte eine Pause. »Ich habe schon auf Belletoile mit der Einnahme begonnen«, gestand sie dann.
Er sah sie mit einem liebevoll spöttischen Blick an. »Also wart Ihr Euch Eurer Sache sicher, Madame.«
»Ganz und gar nicht, Monsieur. Aber ich wollte für alle Eventualitäten gerüstet sein«, gab sie im selben Tonfall zurück.
»Und ich danke Euch für Eure Weitsicht.« Er küsste sie mit einer ausdauernden Begehrlichkeit, die sie wünschen ließ, dass die Nacht bald beginnen möge.
Um sich die Zeit bis dahin zu vertreiben, zeigte Ghislaine Nicholas, wie sie das Ankleidezimmer und die Nebenräume zu ihrem Schlafzimmer hatte umbauen lassen, während er in Marseille gewesen war.
Die beiden Ammen schliefen in der ehemaligen Dienstbotenkammer, und das Ankleidezimmer war zu einem Kinderzimmer geworden, in dem sich nur die beiden Wiegen und eine Kommode befanden. »Meistens stehen die Wiegen nachts neben meinem Bett, aber heute Nacht werden wir eine Ausnahme machen.« Sie lächelte ihm verschwörerisch zu.
Und so geschah es dann auch. Als das Diner zu Ende war, die Zwillinge gefüttert und gewindelt in den Wiegen lagen und Jacques ihnen wie jeden Abend einen Kuss auf die Stirn gedrückt hatte, schlossen sich endlich alle Türen. Ghislaine und Nicholas waren allein.
Sie sahen sich an, und die Luft zwischen ihnen begann zu vibrieren. Ghislaine trat auf Nicholas zu und fing an, die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen. »Ich habe dich vermisst, jeden Augenblick, den ich klar denken konnte, habe ich dich vermisst.« Sie beugte sich vor und hauchte einen Kuss in seine Halsgrube. »Tag und Nacht.« Der nächste Kuss landete zwei Fingerbreit darunter. »Nacht und Tag.« Sie streifte ihm das Hemd von den Schultern und genoss den Anblick seiner nackten Brust. Spielerisch durchkämmte sie das seidige Haar mit den Fingern und fuhr die Kontur der kleinen Brustwarzen nach, bis sie sich aufrichteten.
Nicholas legte die Hände um ihre Hüften und zog sie an sich, so eng, dass sie seine Erektion spüren konnte. Mit einem zufriedenen Lächeln hob sie den Kopf und blickte ihn an. »Ging es dir auch so?«, fragte sie unschuldig.
Statt einer Antwort presste er seine Lippen auf die ihren. Sein heißer, feuchter Kuss nahm ihr den Atem und weckte die wunderbarsten Erwartungen. Leidenschaftlich erwiderte sie seine Zärtlichkeit, ließ ihre Zunge über seine Zähne gleiten, erkundete seinen Mund. Er stöhnte an ihren Lippen und seine Hände gruben sich fester in ihr Fleisch. Schließlich zerrte er, ohne den Kuss zu unterbrechen, ungeduldig an ihren Kleidern und riss sie ihr schließlich mit solcher Vehemenz vom Leib, dass die Knöpfe in alle Ecken des Raumes flogen. Mit nichts als ihren Strümpfen stand sie dann vor ihm,
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