Der Duft der Rosen
gefühlt. Das Wissen darum, dass ihre Beziehung nicht funktionieren konnte, änderte nichts daran. Sie begehrte ihn, und es war offensichtlich, dass er sie ebenso begehrte.
Doch Marias Fall hatte Priorität. Zach öffnete ihr die Tür und half ihr hinaus. Die Temperatur war deutlich angenehmer als in San Pico. Als sie sich dem Eingang näherten, trat ein alter Mann in weiten Jeans und einem ausgeblichenen T-Shirt der örtlichen Football-Mannschaft auf die Veranda.
“Zachary Harcourt?”
“Richtig.” Zach ging mit ihr die Stufen hoch. “Und dies ist Elizabeth Conners.”
“Liz”, korrigierte sie, auch wenn sie nicht genau wusste, warum, und reichte ihm die Hand.
“Ich bin Danny McKay.” McKay schüttelte erst ihr die Hand und dann Zach. “Ich war Detective bei der Polizei in Los Angeles. Nun bin ich seit fast acht Jahren im Ruhestand. Kommen Sie rein.” McKay sah aus, als ob er auf die siebzig zuging. Er war fast völlig kahl, nur ein dünner Haarkranz zierte den glänzenden Schädel. Er hielt die Gittertür auf, und sie folgten ihm in ein Wohnzimmer mit einem weißen gemauerten Kamin.
“Meine Frau ist vor vier Jahren gestorben”, erklärte McKay. “Solange sie lebte, sah es hier immer ordentlich aus. Ich versuche es zwar, doch ich scheine es nicht so hinzubekommen wie sie.” Das Haus stammte aus den Sechzigern und war vermutlich in den Achtzigern renoviert worden. Der hellgrüne Teppich war bereits leicht verblichen, und das Sofa und der dazu passende Sessel wirkten abgenutzt.
“Wir freuen uns, dass Sie sich für uns Zeit nehmen”, sagte Zach, während sie sich setzten und Elizabeth sich neben Zach auf dem Sofa niederließ.
“Kein Problem. Ich bekomme nicht mehr allzu viel Besuch. Möchten Sie einen Kaffee oder so etwas? Ich habe Eistee im Kühlschrank.”
Elizabeth blickte zu Zach. “Nein, vielen Dank.” Sie beugte sich vor. “Was können Sie uns über das vermisste Mädchen sagen, Mr. McKay?”
“Sagen Sie Danny. Und ich erinnere mich gut an den Fall. Vermutlich, weil die Kleine so ein niedliches Ding war. Dennoch kann ich Ihnen nicht viel darüber sagen. Das Kind schien einfach wie vom Erdboden verschluckt.”
Zach beugte sich ebenfalls vor. “Nach dem, was Ian sagte, wurde sie direkt aus dem eigenen Vorgarten entführt.”
McKay nickte. Sein kahler Schädel glänzte im Sonnenlicht.
“Hat ihren Eltern das Herz gebrochen. Vor allem der Mutter. Das einzige Kind, wissen Sie. Die Mutter hat das Mädchen wirklich geliebt.”
Elizabeth fröstelte. Laut Maria hatte das Mädchen nach ihrer Mutter gerufen.
Ich will zu meiner Mama
, hatte sie gebettelt.
“In der Zeitung stand, dass sie neun Jahre alt war”, sagte Zach, “und blonde Haare sowie blaue Augen hatte. Laut Murphy stand sonst nicht viel drin. Die Akten sind sechsunddreißig Jahre alt, und einige Seiten fehlen. Sie hatten damals nicht alles im Computer so wie heute.”
“Das stimmt leider. Heute ist es viel einfacher, solchen Dingen nachzugehen. Mit den Vermisstenseiten im Internet und all den Fernsehnachrichten haben wir eine bessere Chance, die Entführer zu stoppen, bevor es zu spät ist.”
“Erinnern Sie sich zufällig daran, was sie an dem Tag ihres Verschwindens trug?”
“So verrückt es klingt, das tue ich tatsächlich. Sie trug ein Partykleid mit einer pinkfarbenen Schütze. Sie hatte an dem Tag Geburtstag, wissen Sie. Sie wurde neun Jahre alt. Die Feier war in vollem Gang, alle Kinder spielten hinten im Garten. Doch laut ihrer Mutter fing der Hund, ein kleiner Pekinese, an zu bellen, und Carrie lief zu ihm in den Vorgarten.”
“Carrie?”, fragte Elizabeth.
“So hieß sie. Carrie Ann Whitt.”
Elizabeth schluckte.
“Erzählen Sie weiter”, drängte Zach.
“Jedenfalls lief Carrie zu ihrem Hund in den Vorgarten, und ich schätze, dass hinten im Garten so viel los war, dass sie eine Zeit lang niemand vermisste. Als man dann nach ihr suchte, war Carrie Ann verschwunden.”
Elizabeth sagte nichts. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Vor ihrem inneren Auge sah sie das kleine Mädchen mit ihren Freunden, alle herausgeputzt für die Geburtstagsparty. Dann sah sie das Mädchen am Fußende des Bettes vor sich, mit ihrer hübschen rosa Schürze und dem frisch gewaschenen, glänzenden blonden Haar. Der Kloß in ihrem Hals wurde größer.
“Und niemand hat etwas gesehen?”, fragte Zach. “Gab es keine Zeugen?”
“Als wir die Gegend später am Tag überprüften, sagte jemand, dass er einen verbeulten
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