Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
Vom Netzwerk:
ihr entgegengebrachte Vertrauen. »Ich werde dich nicht enttäuschen, Adam«, versprach sie.
    Adam lächelte, die Augen noch immer geschlossen. »Das weiß ich.«
    »Liebes?«
    Sie fragte sich, wie lange Catherine wohl schon dort stand und nach ihr rief. Offenbar eine geraume Weile, denn sie wirkte besorgt.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, ja, natürlich.« Sie richtete sich auf und tat, als sei sie in dem Sessel am Kamin eingenickt, anstatt stumpf ins Leere zu starren. Sie hatte nachgedacht. Die Geschichte von Margaret Catchpole regte ihre Fantasie an, und sie stellte fest, dass sie ständig darüber nachgrübelte.
    Ein sträflicher Leichtsinn war es, sich so zu verhalten wie sie. Einfach ein Pferd zu nehmen, loszureiten und alles zurückzulassen.
    »Ich wünschte, ich könnte das.«
    Ihr wurde erst klar, dass sie laut gesprochen hatte, als Catherine sie argwöhnisch ansah. »Was meinst du damit?«
    »Nichts, es ist nichts.« Sie stand auf und strich ihren Rock glatt. Er bestand aus feiner Wolle und war dunkelblau, eine Farbe, die ihrem Teint schmeichelte. Sie schaute in den reich verzierten Spiegel über dem Kamin und wusste, dass sie gut aussah. Das helle Haar umschmiegte in Wellen ihr Gesicht, ihre Haut war makellos – und ihre Augen traurig.
    »Ich wünschte …«, flüsterte sie, wusste aber nicht, was sie sich wünschte. Nur, dass sie einen Fluchtweg finden musste. Doch das war unvorstellbar. Insbesondere jetzt. Er würde sie niemals gehen lassen.
    Ihre Hände wanderten zu ihrer Taille und verschränkten sich dort, als ob sie das Kind spüren könnte, das in ihr wuchs. So winzig, so neu. Der Arzt tippte auf höchstens zwei Monate. Es würde noch sehr lange dauern, bis sie es sicher zur Welt bringen konnte.
    Ein Erbe.
    Sie hatte ihre Pflicht erfüllt. Eigentlich hätte sie froh und glücklich sein sollen.
    Doch die Augen, die ihr aus dem Spiegel entgegenblickten, blieben bedrückt, und Catherine beobachtete sie.

17
    Drei Tage lang arbeitete Adam auf Davids Parzelle in Sailor’s Gully, während Ella und Kitty den Laden versorgten. Die Geschäfte liefen nicht sehr gut. Nur ein paar Kunden erschienen, um die restlichen Waren zu begutachten. Einer kaufte eine Spitzhacke, beschwerte sich aber, sie sei zu stumpf. Ein anderer erstand ein Seil, behauptete jedoch, es sei zu kurz. Und die letzten beiden Decken wurden von einer Frau mit einem hustenden Kind erworben, die meinte, sie seien zu dünn.
    Am ersten Tag versuchte Ella, es Kitty nachzumachen und die passenden Geräusche von sich zu geben, wenn ein Preis genannt wurde. Doch nach einigen Stunden gab sie es auf. Kitty hatte etwas an sich, das sie dazu befähigte, die zögerlichen Angebote ihrer Kunden hochzutreiben, als sei es ein Kampf um Leben und Tod. Es war eine Leidenschaft, die Ella fehlte.
    »Man braucht eben ein bisschen Übung«, sagte Kitty mit einem überlegenen Lächeln.
    »Ich glaube, Übung würde bei mir auch nichts nützen.«
    Daraufhin wurde Kittys Miene noch herablassender, und sie ließ den Blick über den Midnight Gully schweifen, als gehöre er ihr.
    Inzwischen herrschte wieder reges Treiben. Die meisten Goldgräber hatten ihre Zelte zusammengeflickt, und nasses Bettzeug und Kleidungsstücke flatterten im Wind. Allerdings ballten sich am Horizont schon wieder Wolken zusammen, die jedoch nur gewöhnlichen Regen, kein Unwetter verhießen.
    »Ich frage mich, ob Adam Erfolg hat«, murmelte Kitty.
    Die Antwort erhielt sie, als er am Abend zurückkehrte. »Es lief nicht sehr gut.« Im Sailor’s Gully gab es zwar Gold, doch in Davids Parzelle hatten sie bisher nichts gefunden. Da der Boden trotz des Regens steinhart war, hatten sie erst einen halben Meter tief gegraben. Aber sie hofften, am nächsten Tag bessere Fortschritte zu machen.
    »Ich habe mich auch noch einmal nach Bess umgeschaut«, fügte er hinzu und betrachtete den Dampf, der aus seinem Teebecher aufstieg. »Niemand hat sie gesehen. Falls doch, rücken sie nicht mit der Sprache heraus. Sie ist fort.«
    »Eines Tages wirst du ein ganzes Gespann besitzen«, meinte Kitty, um ihn aufzumuntern. »Dann kannst du auf dem Goldfeld herumkutschieren.«
    Obwohl er lachte, wusste Ella, dass er ihr nur eine Freude machen wollte. »Tut mir leid«, flüsterte sie, als Kitty etwas holen ging. »Vielleicht kommt sie ja wieder.«
    Er sah sie an und streckte die Hand aus, als wolle er ihre Wange berühren. »Nein, sie ist weg.«
    »Deine Hände!« Ella hielt sie fest und musterte sie entsetzt. Seine

Weitere Kostenlose Bücher