Der Duft der roten Akazie
und in Handschellen gelegt. Als die Polizisten näher kamen, stellte Ella fest, dass die Schlange der gefesselten Männer länger und länger wurde.
Moggs brüllte Befehle, wendete sein Pferd hierhin und dorthin und hatte seine Augen überall. Seine Männer rannten auf Anweisung los wie Hunde auf Hasenjagd und stiegen sogar in die Gruben der bedauernswerten Goldgräber hinab, wenn diese sich weigerten herauszukommen.
»Ich habe eine Lizenz«, rief ein Mann, als er zu seinen Schicksalsgenossen gezerrt wurde. »Sie liegt in meinem Zelt!«
Aber der Polizist lachte nur. »Ja, ja, schon gut.«
»Es ist wahr. Lassen Sie sie mich doch holen.« Der Mann war den Tränen nah. Wie alle wussten, wurde das Fehlen einer Lizenz mit fünf Pfund Bußgeld oder zehn Tagen Gefängnis bestraft. So konnte ein Mann seine Parzelle und seine gesamte Habe verlieren, falls er keinen Freund hatte, der darauf aufpasste. Und manchmal waren Freunde noch weniger vertrauenswürdig als die Polizei.
Als Moggs auf seinem Pferd heranritt, verstummte das Lachen der Polizisten schlagartig. »Was ist?«, fragte der Lieutenant in schneidendem Ton.
»Er behauptet, die Lizenz sei in seinem Zelt«, höhnte einer.
Moggs zuckte ungeduldig die Achseln. »Binden Sie ihn an die anderen und suchen Sie weiter.«
Doch der Goldgräber ließ sich nicht so leicht mundtot machen. »Lassen Sie mich los. Ich schwöre, dass ich eine Lizenz habe. Verdammte Polypen!«
Moggs Pferd wollte sich aufbäumen, aber Moggs zügelte es mit eiserner Faust. Sein Gesicht war starr vor Wut. »Lieber bin ich Polizist als Abschaum wie Sie, der in der Erde herumwühlt!«
Der Goldgräber erbleichte. Ella war nicht sicher, ob er zornig oder verängstigt war. Plötzlich riss er sich von den Polizisten los und nahm die Beine in die Hand. Seine Schicksalsgenossen johlten.
Die Polizisten sahen einander ratlos an. Nur Moggs blieb die Ruhe selbst und griff nach seinem Karabiner, der in einem Halfter am Sattel steckte. »Stehen bleiben!«, befahl er. Allerdings hatte der Mann, selbst wenn er ihn gehört hatte, nicht die Absicht, das zu tun. Zur Freude seiner Zuschauer lief er weiter und umrundete Gruben und Erdhaufen. Da legte Moggs den Karabiner an und drückte ab.
Der Flüchtige stürzte mit einem Aufschrei bäuchlings zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Alle standen sprachlos und starr vor Schreck da, während Moggs seinen Karabiner wegsteckte, ohne mit der Wimper zu zucken. Im nächsten Moment begannen die Männer zornig zu murren und rückten vor. Die Polizisten, die in der Minderzahl waren, sahen Moggs Hilfe suchend an.
Dieser reckte das Kinn, ließ seinen kalten Blick über die Schürfer schweifen und prägte sich jedes Gesicht ein. Ella war sicher, dass er sich nicht im Mindesten bedroht fühlte. Offenbar hielt er dahergelaufenes Gesindel wie diese Leute nicht für ebenbürtige Gegner.
»Der Mann hat versucht, sich der Festnahme zu entziehen«, verkündete er selbstbewusst. »Ich habe ihm befohlen, stehen zu bleiben, aber er hat nicht gehorcht. Also war es meine Pflicht, ihn aufzuhalten.« Zornige Stimmen erhoben sich, doch Moggs übertönte sie alle. »Betrachten Sie das als Warnung an alle, die gegen das Gesetz verstoßen.«
Die Männer wussten, dass sie keine Chance hatten. Das Gesetz und die Lagerverwaltung waren auf Moggs’ Seite. »Die Kugel hat ihn an der Schulter getroffen. Er lebt«, meldete eine Stimme, worauf die Goldgräber den Kampf aufgaben und, einer nach dem anderen, langsam zu ihren Parzellen zurückkehrten. Sie grollten zwar, waren aber unterlegen. Der Zwischenfall hatte nicht gerade dazu beigetragen, das Verhältnis zwischen Polizei und Goldgräbern zu verbessern. Ella hatte den Eindruck, dass es sich nur um eines von vielen Scharmützeln in einem schon lange andauernden Krieg handelte.
Inzwischen war der Verwundete in Jardines Kaffeehaus getragen worden und kam allmählich wieder zu sich. Naughton spannte das Pferd vor den Karren, um ihn zum Arzt zu bringen. Ella erlebte zum ersten Mal, dass er für seine Mitmenschen einen Finger krumm machte.
»Wo sind wir hier bloß gelandet?«, fragte eine Stimme, eher erstaunt als zornig. »Warum müssen wir solche Übergriffe hinnehmen? Wir sind einfache Leute und hergekommen, um zu arbeiten. Was gibt denen das Recht, wegen eines Stücks Papier auf uns zu schießen?«
»Gar nichts gibt ihnen das Recht«, brüllte Kitty. »Gar nichts. Diese Schweine!«
Ella machte vor Schreck einen Satz. »Sei still!«, zischte sie
Weitere Kostenlose Bücher