Der Duft der roten Akazie
und was du bist, Catherine?«
Der Widerwille, der sich in ihren Worten zeigte, verzerrte auch ihre Lippen. Sie war abgestoßen und fühlte sich gleichzeitig verraten. Catherine hatte sich als ihre Freundin ausgegeben, obwohl sie die ganze Zeit ihre Nebenbuhlerin gewesen war.
»Eleanor«, flüsterte Catherine, und Schmerz stand in ihrem Blick. »Ich habe euch beide geliebt, kannst du das nicht verstehen? Ich habe euch beide geliebt.«
»Nun, und ich hasse dich!«
Als Adam sich vor sie stellte, konnte sie ihn im ersten Moment nicht klar sehen. Erst als sie blinzelte, war sein Gesicht nicht mehr verschwommen. Sein breiter wie zum Lächeln geschaffener Mund und seine weichen dunklen Augen.
»Hör auf«, murmelte er. »Sie sagt die Wahrheit, Ella. Sie liebt dich, und du musst ihr verzeihen.«
Das gewaltige Zugeständnis, das er von ihr verlangte, verschlug ihr den Atem, und sie blickte ihn aus großen Augen an.
»Verzeih ihr«, wiederholte er. Dann drehte er sich zu Catherine um. »Helfen Sie uns, eine Schiffspassage zu bekommen, damit wir Sydney verlassen, bevor Ollie McLeod sein Werk vollenden kann«, sagte er mit fester Stimme.
Catherine starrte ihn zornig an. »Ich kann Eleanor beschützen.«
Adam schüttelte langsam den Kopf. »Nein, das können Sie nicht, Miss McLeod. Ollie ist mit Vernunft nicht mehr zu erreichen. Er jagt sie und wird nicht aufgeben. Und wenn er von mir erfährt, wird er sich ebenso an mir schadlos halten. Das wissen Sie wahrscheinlich besser als jeder andere.«
Schweigend dachte sie über die Wahrheit nach, die in seinen Worten lag. Dann erhob sie sich mühsam aus dem Sessel. Sie wirkte gealtert, und ihr ausdrucksstarkes Gesicht war plötzlich angespannt und eingefallen. Ella bemerkte, wie die Belastung der letzten Wochen an ihr gezehrt hatte. Adam hatte recht. Sie musste Catherine ihre Schwäche und ihre Liebe verzeihen.
»Ja, ich helfe euch«, verkündete Catherine schließlich mit Nachdruck. »Morgen in aller Früh sticht eines von Ollies Schiffen in See. Dort könnt ihr eine Passage bekommen. Es heißt The Gull. Der Name des Kapitäns ist Mr Ingram. Ich kenne ihn. Er wird euer Geheimnis hüten und euch mitnehmen.« Als sie aufschaute, leuchteten ihre Augen aus dem bleichen Gesicht. »Braucht ihr Geld?«
Adam schüttelte den Kopf. »Wir haben genug, vielen Dank. Ein Freund hat uns Startkapital für einen Neuanfang gegeben.«
Catherine nickte, ging zu dem kleinen Schreibtisch in der Ecke und holte einen kleinen Beutel aus einer Schublade. »Hier drin ist ein Ring«, erklärte sie und hielt ihn Adam hin. »Zeigen Sie ihn Mr Ingram. Er wird ihn erkennen und wissen, dass er von mir ist. Richten Sie ihm aus, ich möchte, dass er euch kostenlos an Bord nimmt.«
Adam steckte den Beutel ein.
»Danke«, flüsterte Ella. Ihr wilder Hass war Trauer und Verwirrung gewichen.
»Jetzt bist du doch auf der Flucht.« Catherine seufzte. »Wie Margaret Catchpole. Du lässt alles hinter dir.«
Ella schnappte nach Luft und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie sah sich in dem prachtvoll ausgestatteten Zimmer um. Sie gab alles auf, und plötzlich erkannte sie, wie wenig es ihr im Vergleich mit der Zukunft bedeutete, die ihr bevorstand.
Draußen auf dem Flur erklangen Geräusche. Schritte hallten, und der Besucher schien zornig, verängstigt oder auch beides zugleich zu sein. Als Ella aufspringen wollte, packte Catherine sie so fest am Arm, dass sich ihre Nägel in die Haut gruben, und schüttelte den Kopf. Sie hörten Lettys zitternde Stimme.
»Miss McLeod möchte nicht gestört werden, Sir.«
»Was! Ich muss sie aber sofort sprechen«, brüllte Ollie McLeod. Ella hörte Wut und Verzweiflung in seiner dunklen Stimme.
Catherine erbebte. »Hinter euch ist eine Tür«, raunte sie. »Sie führt ins Esszimmer. Wartet dort, bis Ollie bei mir ist, und verschwindet dann.«
Adam nahm Ellas Hand, doch sie blieb stehen. »Was hast du vor?«, fragte sie voller Furcht. »Was willst du ihm erzählen?«
Mit einem sanften Lächeln drehte Catherine sich zu ihr um. »Ich verrate dich nicht, Liebes.«
Tränen stiegen Ella in die Augen. »Das weiß ich, Catherine.« Als Adam wieder an ihrer Hand zog, rührte sie sich nicht von der Stelle und betrachtete ihre Freundin.
Catherine tätschelte ihr die Wange. »Ollie hat in der Gosse von Sydney angefangen und sich nicht davon beeinflussen lassen. Er sagte, er verachte die Männer, mit denen er sein Geld verdiene, und ihre Laster brächten ihn zum
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