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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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hier war. Vielleicht war er ja zu den Goldfeldern im östlich gelegenen Ovens weitergezogen. Da er nicht wusste, was er tun sollte, hatte David sein Lager im Sailor’s Gully nördlich von Eaglehawk aufgeschlagen, denn er bezweifelte, dass sein Vater einem weiteren Fußmarsch gewachsen war, und wollte ihn nicht allein lassen.
    David hatte zwar eine Parzelle abgesteckt, doch Mr Marr war zu schwach gewesen, um ihm bei der Arbeit zu helfen. Weil sich sein Zustand immer weiter verschlechterte, hatte David einen Arzt geholt. Dieser hatte zwar ein Medikament zusammengemischt, das allerdings nicht wirkte. Kurz darauf hatte Davids Vater das Bewusstsein verloren und war nicht mehr zu sich gekommen.
    Am Ende seines Berichts angelangt, verfiel David in Schweigen. Der Regen draußen plätscherte nur noch leise und war nicht mehr als die entfesselte Naturgewalt von vorhin wiederzuerkennen.
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte Ella mitleidig.
    Der Junge schüttelte den Kopf. Der bloße Gedanke an die Zukunft schien ihn zu überfordern. »Ich weiß nicht«, flüsterte er. »Am liebsten würde ich zu meinem Bruder gehen, aber ich habe ja keine Ahnung, wo er ist. Außerdem möchte ich meinen Vater nicht zurücklassen, auch wenn er tot ist.«
    Ella empfand tiefes Mitgefühl für ihn. Schließlich wusste sie am besten, wie es war, ganz allein zu sein. Sie sah Adam an, in der Hoffnung, dass ihm eine Lösung einfallen würde. Doch er betrachtete das Zeltdach, wo sich jeden Moment ein großer Wassertropfen lösen würde.
    »Wie ist der Boden, wo du deine Parzelle abgesteckt hast?«, erkundigte er sich schließlich. »Hat schon jemand dort Gold gefunden?«
    David wirkte erstaunt. »Ich … ich glaube schon. Bisher hatte ich noch nicht wirklich Gelegenheit, es nachzuprüfen. Aber das heißt nicht …«
    »Nein, das heißt nicht, dass deine Parzelle nichts abwerfen wird«, stimmte Adam zu. Als er sich nachdenklich am Kinn kratzte, überlief Ella ein Schauder. Er bemerkte die Bewegung aus dem Augenwinkel, runzelte die Stirn und nahm dann mit einem Auflachen die Hand weg. »Das Unwetter ist fast vorbei«, meinte er. »Wir sollten besser die Schäden in Augenschein nehmen.«
    Zögernd verließen sie nacheinander das sichere Zelt. Der Himmel hatte sich beträchtlich erhellt, sodass es schien, als wäre der Morgen angebrochen. Der Boden war aufgeweicht, schlammig und mit vom Wind herangewehtem Unrat bedeckt. Ein dicker Ast des großen Baums, an dem ein Gewirr aus Zweigen und welken Blättern hing, lag quer über Adams Karren. Der restliche Baum stand einsam da und wies auf der einen Seite des Stamms eine schartige Wunde auf.
    Als Ella endlich den Blick von den Schäden an Baum und Karren abwendete, stellte sie fest, dass sie nicht als Einzige Pech gehabt hatten. Die Plane über dem Laden hatte zwar gehalten, doch überall im Midnight Gully suchten die Bewohner ihre verwehte oder zerstörte Habe zusammen. Zelte waren zerrissen oder durch die ganze Schlucht gepustet worden, und in fast jeder Grube stand das Wassere mehrere Zentimeter tief. Die Jardines auf der anderen Seite der Straße, die inzwischen ein morastiger Bach war, schienen alles gut überstanden zu haben. Nur von dem roten Schild an der Seite des Zelts tropfte die Farbe auf die Leinwand.
    »Du solltest besser in dein Lager zurückkehren, solange es noch hell ist«, wandte sich Adam an David Marr. »Morgen früh komme ich vorbei und schaue mir die Sache an. Vielleicht lohnt es sich, dass du weitergräbst, wer weiß.«
    Der Junge holte zitternd Luft und lächelte schüchtern und erleichtert. »Danke, Sir.«
    »Also abgemacht.« Adam erwiderte das Lächeln. »Dann wäre das schon einmal geklärt.«
    Auch Ella lächelte froh. Sie hätte ahnen müssen, dass Adam David beistehen würde. Noch ein Hilfsbedürftiger, dachte sie spöttisch. Adam schien sie magisch anzuziehen.
    »Wie hast du uns gefunden?«, erkundigte sich Kitty bei David, während sie etwas Essbares für ihn zusammenpackte. »Du hättest da draußen weggeblasen werden können.«
    David zögerte und errötete leicht. »Nachdem mein Vater und ich uns am Big Hill von euch verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg nach Eaglehawk. Dort sind wir einem Mr Morris begegnet. Er sagte, ihm sei Mrs Seaton bekannt.« Er errötete noch heftiger, sodass Ella sich fragte, was der selbstgerechte Mr Morris wohl sonst noch über sie gesagt hatte. Angesichts ihrer Auseinandersetzung in Five Mile Creek bestimmt nichts

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