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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Handflächen waren mit bogenförmigen Wasserblasen bedeckt, und er hatte auch welche an den Daumen. »Mit solchen Händen kannst du nicht arbeiten.«
    Doch er lachte nur, diesmal von Herzen. »Mir war gar nicht klar, wie verweichlicht ich inzwischen bin, bevor ich mit dem Graben angefangen habe. In ein oder zwei Tagen ist alles wieder in Ordnung.« Er drückte ihre Finger und ließ sie los. Dann streckte er sich gähnend und stöhnte auf, als seine schmerzenden Muskeln protestierten. »Ich glaube, ich gehe zu Bett, meine Damen. David und ich müssen noch ein paar Meter weiterbuddeln, bis wir am Grund des Lochs angelangt sind.«
    Am zweiten Tag war es im Laden noch ruhiger. Auf der anderen Straßenseite servierte Mrs Jardine, ein hämisches Grinsen im Gesicht, ihren Gästen den »Kaffee«. Kitty beobachtete sie argwöhnisch.
    »Wie würde ich mich freuen, wenn ihr die Bude abbrennt«, murmelte sie.
    Ella sah sie erstaunt an. »Magst du sie nicht? Ich finde sie recht nett, obwohl sie gegen das Gesetz verstößt.«
    »Ich traue ihr nicht über den Weg.« Kittys Tonfall war hart. »Sie lächelt und macht Witze, aber …« Unfähig oder nicht willens, es näher auszuführen, schüttelte sie den Kopf. »Und dieser Naughton ist ein unfreundlicher Dreckskerl.«
    Ella hätte es zwar anders ausgedrückt, musste aber zustimmen. Seit ihrer Ankunft hatten sie nicht ein Wort mit ihm gewechselt, und jeder Versuch, höfliche Konversation zu betreiben, prallte an seinem breiten Rücken ab.
    Um die Mittagszeit fing Kitty an zu gähnen und wies mit dem Kopf die Schlucht hinunter. »Wenigstens er wird sich freuen, dass wir fast ausverkauft sind«, sagte sie, womit sie den Ladenbesitzer meinte, der Adam anfangs hatte verjagen wollen. »Das heißt, bis Adam neue Ware bekommt.«
    An diesem Morgen hatte Adam den Ochsentreiber bezahlt. Der rothaarige Bursche mit der Narbe auf der Wange hatte das Geld eingesteckt und seine Anweisungen entgegengenommen. Ella wunderte sich, dass Adam ihm traute, denn auf sie wirkte er nicht sehr zuverlässig. Doch sie nahm an, dass er wusste, was er tat.
    »Kann Adam sagen, wann der Fahrer aus Melbourne zurückkommt?«
    »Hängt von den Straßenverhältnissen ab. Sie sollen sehr schlecht sein.« Kitty gähnte wieder. »Ich glaube, ich setze den Kessel auf und koche Tee. Möchten Sie welchen?«
    »Ja, danke.«
    Sie gingen hinauf zum Zelt, von wo aus sie, für den Fall, dass ein Kunde erschien, den Laden im Auge hatten. Während Kitty sich ans Teekochen machte, nutzte Ella die Gelegenheit, weiter an ihrem Rock zu nähen. Sie freute sich schon auf das neue Kleidungsstück, auch wenn es nur aus blauem Wollstoff war. Was habe ich sonst getragen?, überlegte sie. Habe ich mich nachmittags und abends umgezogen? Hatte ich Reitkleidung und ein Wanderkostüm?
    »Mrs Seaton!«
    Kittys Zischen schreckte Ella hoch. Kitty war aufgesprungen und blickte in die Schlucht hinunter.
    »Schauen Sie!«
    Ella folgte der Aufforderung und erhob sich ebenfalls, um besser sehen zu können. Sie erkannte nichts Außergewöhnliches. Die Schürfer arbeiteten in ihren Parzellen. Und wer gerade Mittagspause machte, saß da, aß oder rauchte Pfeife.
    »Da drüben!«, beharrte Kitty ungeduldig und zeigte mit dem Finger.
    Endlich bemerkte sie es. Eine Abteilung Polizisten näherte sich langsam vom California Gully her.
    Die Männer wurden von einem Offizier auf einem prächtigen Rotfuchs angeführt. Er hatte eine steife militärische Haltung und blickte sich kein einziges Mal nach seinen Männern um, als erwarte er selbstverständlich, dass sie ihm folgten. Ella stellte fest, dass seine Uniform mit den Tressen makellos gepflegt war.
    Sie erstarrte.
    »Es ist Moggs, richtig?«, sagte Kitty.
    »Ja, ich glaube schon.«
    Inzwischen waren die Goldgräber auf die Polizisten aufmerksam geworden und drehten sich um. Der Ruf »Polypen! Polypen!« ertönte als Warnung, da die Polizisten offenbar wieder einmal ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgingen, Jagd auf Schürfer ohne Lizenz zu machen. Die Männer verteilten sich, hielten an jeder Parzelle an und verlangten, das kostbare Dokument zu sehen.
    Die Goldgräber, die eines vorzuweisen hatten, gehorchten widerwillig, während die anderen festgenommen wurden. Die Polizisten schwärmten in der Schlucht aus und bildeten eine Kette, um das Gebiet so gut wie möglich abzudecken und die Übeltäter vor sich herzutreiben. Einer entkam und versteckte sich in seinem Zelt. Aber ein anderer wurde verfolgt, ergriffen

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