Der Duft der roten Akazie
Maryanne hatten ihnen sogar ihr Zelt überlassen und sich unter die Leinwand zurückgezogen, in die David Adams »Leiche« gewickelt hatte. Allerdings hatte Eddie sie in eine recht gemütlich wirkende Behausung verwandelt.
Eddie bedachte Maryanne mit einem ungehaltenen Blick. »Du und Adam könnt euch ausruhen, so lange ihr wollt«, meinte er zu Ella. »Ohne dich würde ich immer noch in diesem verdammten Gefängnis sitzen, wo die Flöhe einen bei lebendigem Leibe auffressen. Und ohne Adam wäre Maryanne ertrunken.«
Maryanne schmunzelte, ohne sich von seinen Seitenhieben stören zu lassen, und rührte weiter in ihrer Suppe.
»Ich muss Kitty und David mitteilen, was passiert ist«, fuhr Ella fort. Eigentlich wollte sie nicht noch mehr von Eddie verlangen, hatte jedoch keine andere Wahl. »Kannst du ihnen eine Nachricht überbringen, wenn der Zeitpunkt da ist?«
»Selbstverständlich.«
Sie nickte und erhob sich. »Ich schaue nach, wie Adam sich fühlt.«
»Die Suppe ist gleich fertig«, rief Maryanne ihr fröhlich nach, als wären sie alte Freundinnen.
Adam war wach und machte an diesem Morgen einen noch kränklicheren Eindruck. Die Blutergüsse waren dunkel verfärbt, doch Ella tröstete sich mit dem Gedanken, dass so etwas immer erst schlimmer aussah, ehe es heilte. Mit ihrer Hilfe richtete er sich unter Schmerzen auf und aß etwas von der Suppe. Selbst das schien ihn anzustrengen, weshalb Ella ihr Vorhaben, über ihre Zukunft zu sprechen, auf später verschob. Nach dem Essen schlief er wieder ein, ohne sich darum zu kümmern, wo er sich befand.
Als er wieder erwachte, war er schon ein wenig kräftiger und beantwortete ihren besorgten Blick mit einem spöttischen, wenn auch schmerzverzerrten Lächeln. »Der Schweinekerl hat Fäuste aus Stein.«
Sie schluckte die Wut auf Moggs hinunter, die in ihr aufstieg, denn sie hatte Wichtigeres auf dem Herzen. »Adam, wir können hier nicht bleiben. Eddie hat mir erzählt, dass die Polizei unsere Namen und Personenbeschreibungen bekannt gegeben hat – deine und meine. Sie werden nicht lockerlassen und sämtliche Goldfelder absuchen, bis sie uns haben.«
Er hatte zwar die Augen geschlossen, doch Ella wusste, dass er zuhörte.
»Dann wäre da auch noch Eddie«, fuhr sie leise fort. »Solange wir da sind, bringen wir ihn in Gefahr.«
Er holte tief Luft. »Du hast recht, Cinderella. Hilf mir auf.«
Es dauerte zwar eine Weile und war eine schmerzhafte Angelegenheit, aber schließlich stand Adam auf eigenen Füßen draußen vor dem Zelt. Eddie musste ihn auf einer Seite stützen, Ella auf der anderen. Er hatte den Arm um ihre Schultern gelegt, und sie spürte, wie ihre Knie unter seinem Gewicht zitterten.
»Helft mir beim Gehen«, keuchte Adam.
Eddie sah Ella zweifelnd an. »Ich habe deiner Frau gesagt, dass ihr bleiben könnt«, protestierte er.
Aber Adam fiel ihm ins Wort. »Zu gefährlich. Moggs will mir ans Leder, und er wird erst Ruhe geben, wenn er mich hat. Du hast ihn richtig eingeschätzt, Ella. Er ist ein Mann, der sich in eine Sache verbeißt. Und sein Ziel ist in diesem Fall, mich am Galgen baumeln zu sehen.«
Eddie stemmte die Füße in den Boden. »An deinem Aussehen können wir nicht viel verändern, Adam. Doch ich habe mir überlegt, dass es eine Möglichkeit wäre, deine Frau zu verkleiden.«
Als Ella ihn fragend musterte, grinste er. »Eigentlich ein Jammer, dass wir einen Jungen aus ihr machen müssen.«
Adam lachte und stöhnte vor Schmerzen auf. »Jetzt kriegst du deine Chance, Liebling«, keuchte er. »Du kannst in Margaret Catchpoles Fußstapfen treten.«
»Ich habe auch schon einen Plan«, fuhr Eddie fort. »Ein Kumpel von mir wohnt im Busch. Er wird euch eine Weile verstecken, bis du reisefähig bist.«
Adam seufzte. »Gut, dann solltest du dich mit ihm in Verbindung setzen. Wir müssen so schnell wie möglich aus Paddy’s Gully verschwinden.« Eddie nickte. »Doch eins nach dem anderen. Zuerst muss ich wieder gehen können.«
Paddy’s Gully lag verlassen da. Die fünf Goldgräber arbeiteten in ihren Gruben. Dennoch hielten Ella und Maryanne nach Verfolgern Ausschau, während Eddie mit Adam Gehen übte. Oben auf dem Diamond Hill befand sich, wie Eddie erklärt hatte, ein Stützpunkt der Polizei. Die Polizisten kämen zwar für gewöhnlich nie hierher, aber man könne ja nie wissen.
Als Adam am Ende seiner Kräfte angelangt war, setzte Eddie ihn auf einen abgesägten Baumstamm, der als Bank diente. Trotz des kalten Windes stand ihm
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