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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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fließen und rannen ihr über die Wangen. Adam küsste ihre Augenlider und dann ihren Mund. Seine Lippen schmeckten salzig. »Mein Liebling«, murmelte er. »Mein tapferer Liebling.«
    Sie lagen so dicht beieinander, dass ihre Gesichter sich fast berührten. Er seufzte auf. »Ich wollte Großgrundbesitzer werden – ein zweiter Ollie McLeod.« Bitterkeit wegen seiner zerstören Hoffnungen und zerbrochenen Träume schwang in seinem Tonfall mit.
    »Schlaf, Adam«, meinte sie sanft und strich ihm das Haar aus der Stirn.
    Er lächelte und zuckte zusammen, als seine Lippe sich anspannte. »Bleib noch ein bisschen bei mir«, murmelte er benommen. Er schlief, ehe sie ihm antworten konnte.
    Ella lag da und betrachtete ihn. Sie wusste, dass die Blutergüsse und gebrochenen Knochen heilen würden. Doch womöglich hatte er innere Verletzungen davongetragen. Ob es ein Fehler gewesen war, ihn aus dem Lazarett zu holen? Wie viel Zeit blieb ihm, unter den primitiven Bedingungen in Paddy’s Gully zu genesen, bevor Lieutenant Moggs sie wieder aufspürte?
    »Die Bekanntmachung ist heraus!«
    Mit vor Aufregung funkelnden Augen setzte sich Eddie neben Ella ans Lagerfeuer. Er war im Laden in Golden Point gewesen, wo man stets die neuesten Gerüchte aufschnappte.
    Am Morgen hatte es aufgehört zu regnen, und die Sonne verbreitete ein paar schwächliche Strahlen. Allerdings hatten sich die Goldfelder in eine Schlammwüste verwandelt, was das Vorwärtskommen zu Fuß oder zu Pferde nicht eben erleichterte.
    »Was für eine Bekanntmachung?«, erkundigte sich Maryanne und hörte auf, in dem großen Suppentopf herumzurühren, der auf dem Lagerfeuer blubberte.
    »Dass ein bewachter Gefangener aus dem Lagerlazarett entflohen ist.« Er grinste. »Es werden auch sein Name und eine Personenbeschreibung aufgeführt. Außerdem eine Liste der Verbrechen, die er angeblich begangen haben soll.«
    »Weiß man, wer seine Helfer waren?« In Maryannes dunklen Augen waren Furcht und Begeisterung zu erkennen.
    »Zwei Männer und eine Frau, heißt es. Der Name der Frau ist Mrs Seaton, helles Haar, blaue Augen.« Eddie betrachtete Ella aus dem Augenwinkel. »Sie bezeichnen dich als Komplizin, Ella.« Lachend schlug er sich auf den Oberschenkel.
    Ella wurde von Angst ergriffen. Also wurden ihr Name und ihre Beschreibung nun überall veröffentlicht. Sicher ahnte Moggs, dass sie sich ganz in der Nähe versteckten, weil Adam zu schwach zum Reisen war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie fand.
    Eddie hatte ihre Gedanken gelesen. »Wie geht es ihm?«, fragte er und wies mit dem Kopf in Richtung Zelt.
    »Besser, als ich gehofft habe«, erwiderte Ella zögernd. »Er hat zwar Fieber, aber es ist nicht gestiegen. Nur um seine Rippen mache ich mir Sorgen. Sie schmerzen bei jedem Atemzug.«
    Eddie, der in diesen Dingen offenbar Erfahrung hatte, zuckte die Achseln. »Ein paar gebrochene Rippen können einen nicht aufhalten, wenn man sie fest verbindet. Euch ist sicher klar, dass er nicht bleiben kann.«
    »Ja, ich weiß.« Sie reckte das Kinn. »Wo sollen wir hin?«
    Er blickte in die Ferne, während Maryanne langsam in ihrer Suppe rührte. Ein Stück weiter den Hang hinauf campierten noch immer die fünf Goldgräber – der schottische Koch, Hans und die anderen Männer, an die Ella sich noch von ihren ersten Besuch erinnerte.
    »Am besten verschwindet ihr aus Victoria«, meinte Eddie schließlich. »Nach Sydney oder Adelaide. Vielleicht sogar nach Tasmanien. Seid ihr erst einmal aus Victoria raus, hat Moggs ohne Zustimmung der dortigen Behörden keinen Zugriff mehr auf euch. Dann könnt ihr ihm eine lange Nase drehen und zuschauen, wie er vor Wut platzt.«
    Das klang sehr einfach, doch Ella ahnte, dass es das nicht sein würde. »Sydney«, murmelte sie tonlos. Dann jedoch erhellte sich ihre Miene. »Adam stammt ursprünglich aus Sydney. Sicher hat er Verwandtschaft dort.« Eben, dachte sie schaudernd. »Andere Angehörige«, ergänzte sie. Plötzlich hielt sie Sydney für die beste Möglichkeit. Das Wichtigste war, dass sie sich so schnell wie möglich aus Bendigo verdrückten, ehe Moggs ihren Unterschlupf entdeckte.
    »Es ist gefährlich für uns, wenn ihr bleibt«, stellte Maryanne fest. »Eddie könnte Ärger kriegen.«
    Eddie wies sie mit einem ärgerlichen Brummen zurecht, aber Ella legte ihm die Hand auf den Arm. »Nein, nein, sie hat recht«, sagte sie rasch. »Du hast schon so viel für uns getan. Wir dürfen dir nicht weiter zur Last fallen.« Eddie und

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