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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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der Schweiß auf der Stirn, und seine Haut unter den Bartstoppeln und zwischen den Blutergüssen war bleich. Ängstlich fragte sich Ella, wie schwer seine Verletzungen wohl sein mochten.
    Maryanne, die ihn aus anderen Gründen beobachtete, lächelte träumerisch. »Du hast einen starken Mann, Ella. Nimmt er dich im Bett hart ran? Ich wette, er tut es, was?« Sie lachte auf, und ihre dunklen Augen funkelten keck. Ella spürte, wie sie feuerrot anlief, und wandte sich ab, um es zu verbergen.
    Am Nachmittag schlenderte Maryanne, den Kopf voller Anweisungen und Adams Geld in der Hand, zum Laden in Golden Point. Adam ruhte sich im Zelt aus, und Ella merkte Eddie die Erleichterung an, weil der Flüchtige nicht mehr im Freien herumsaß.
    Eddie zündete seine Pfeife an und setzte sich neben sie. »Mein Kumpel kommt heute Abend her«, meinte er. »Er lässt sich jeden Abend blicken, um die neuesten Nachrichten in Erfahrung zu bringen. Ich werde ihn bitten, dich und Adam mitzunehmen. In der Dunkelheit wird euch niemand sehen, und ihr könnt euch Zeit lassen.«
    Ella nickte und versuchte, sich die Zweifel nicht anmerken zu lassen.
    »Ich begleite euch, um euch zu helfen«, fügte Eddie in gütigem Ton hinzu. »Außerdem werde ich euch jeden Tag besuchen und euch besorgen, was ihr braucht. Ich denke, ihr werdet eine Woche dort warten müssen. Das sollte reichen.« Etwas an seinem Blick verriet ihr, dass sie nur diese eine Woche hatten.
    »Da wäre noch etwas, das ich Adam verschwiegen habe«, fuhr Eddie fort. »Auf seinen Kopf ist eine Belohnung ausgesetzt, die so hoch ist, dass so mancher die Freundschaft über Bord werfen könnte.«
    Ella starrte ihn entgeistert an.
    Eddie zog an seiner Pfeife. »Keine Sorge, ich verrate ihn nicht. Aber ist dieser David vertrauenswürdig?«
    Ella nickte. »Ja, auf ihn können wir uns verlassen.« Und auf Kitty sicher auch. Also blieben nur noch die Jardines übrig. Ella ließ den Blick über die menschenleere Schlucht schweifen, als rechne sie damit, Moggs jeden Moment herangaloppieren zu sehen.
    Endlich kehrte Maryanne, mit Paketen beladen, zurück. Adam, der inzwischen wieder aufgewacht war, wurde ans Lagerfeuer gesetzt, während Maryanne und Ella sich im Zelt ans Verkleiden machten. Es dauerte eine Weile, bis Maryanne grinsend herauskam. Ihr folgte eine nervöse und vor Verlegenheit errötende Ella. Sie trug die Kleidung, die Maryanne mitgebracht hatte: eine Baumwollhose, ein blaues Hemd, eine Jacke und einen Filzhut auf dem Kopf.
    Keiner sagte ein Wort. Eddie musterte sie mit geschultem Blick, während Adam offenbar ein Lachen unterdrückte. Ella spürte, wie sie noch heftiger errötete. Sie wusste, dass die Hose zu groß war und ohne Gürtel wohl heruntergerutscht wäre. Aber das Wollhemd war so weit, dass es ihre Brüste tarnte, und die Jacke bedeckte sie vom Hals bis zu den Oberschenkeln. Sie sah aus wie ein junger Bursche in den abgelegten Sachen seines Vaters. Der weiche Filzhut rundete die Aufmachung ab. Maryanne hatte ihn ihr tief in die Stirn gezogen, um ihr bartloses Gesicht zu verbergen und ihr Haar darunter zu verstecken.
    Eigentlich fand Ella Männerkleidung sehr bequem, denn sie schenkten ihr eine bislang ungeahnte Bewegungsfreiheit. Hätten sich die Sachen nicht so fremdartig angefühlt, sie hätte sie sogar gern getragen. Allerdings machte es sie verlegen, dass alle sie anstarrten.
    Schließlich räusperte sich Adam. »Wie soll ich dich nennen?«
    Ella lächelte zittrig. »Ich weiß nicht. Das habe ich mir noch gar nicht überlegt.«
    Maryanne, die die Reaktionen auf ihr Werk offenbar komisch fand, fing an zu lachen. »Was haltet ihr von Charlie?«, schlug sie vor. »Ich hatte einmal einen Rüden namens Charlie. Wenigstens dachte ich, dass es ein Rüde ist, bis er sich als Hündin entpuppt hat.«
    Ella warf ihr einen unsicheren Blick zu, aber Eddie lachte. »Natürlich«, stellte er fest, »wirst du nur aus der Entfernung oder bei Dunkelheit damit durchkommen«, merkte er an.
    Adam grinste. »Das Gleiche habe ich auch gedacht.«
    Maryanne schmollte, trat einen Schritt zurück und musterte Ella prüfend. »Was stimmt denn nicht mit ihr? Die Kleider sind weit genug, um die Kurven zu verstecken. Ich könnte ihr natürlich Dreck ins Gesicht schmieren oder ihr die Haare abschneiden, damit …«
    »Nein!«, stieß Adam hervor. Er holte tief Luft. »Nein«, wiederholte er in ruhigerem Ton. »Das riskieren wir.« Er klopfte neben sich auf den Baumstamm. »Komm her, Charlie.«
    Ella

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