Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
Vom Netzwerk:
zu stehen, die all ihre Ängste verkörperten, erschreckte die Goldgräber derart, dass sie jeden Gedanken an Widerstand und auch ihre Waffen aufgaben.
    »Brave Jungs«, lobte der Straßenräuber, der sich ein Lachen offenbar kaum verkneifen konnte. »Und jetzt möchte ich euer Bargeld, eure Uhren und was ihr sonst noch bei euch habt. Außerdem durchsuchen wir euer Gepäck.«
    Als die Männer murrten, brachte er sie zum Schweigen, indem er noch einmal in die Luft schoss. Der Knall war so ohrenbetäubend, dass alle schlagartig verstummten. Ella beobachtete gebannt die Szene und bemerkte den Straßenräuber deshalb zunächst nicht, der an den Karren heranritt und argwöhnisch darunterspähte.
    Todesangst schlang sich um sie wie eiserne Ketten. Adam hatte sie vor den anderen Goldgräbern beschützen können, doch gegen diese gefährlichen Gesetzlosen war er machtlos. Vielleicht – und ihre Angst verwandelte sich in Panik – handelte es sich ja um dieselben Männer, die sie an der Seaton’s Lagune überfallen hatten.
    Ella schloss die Augen und betete.
    »Verdammte Diebe! Holt euch mein Geld, wenn ihr wollt. Aber freiwillig gebe ich es euch nicht!«
    Die zitternde, zornige Stimme ließ alle zusammenfahren. Ein schreckliches Schweigen entstand. Als Ella die Augen aufschlug, stellte sie fest, dass der Straßenräuber, der sich dem Karren genähert hatte, mitten in der Bewegung erstarrt war. Im nächsten Moment drehte er sich zu der Lichtung um, wo Mr Morris sich aus der Gruppe der Goldgräber gelöst hatte. Finstere Entschlossenheit malte sich auf seinem bleichen Gesicht.
    »Verdammter Narr«, flüsterte Adam.
    Mr Morris’ Worte klangen wie eine Kampfansage. Langsam wandte der Anführer der Straßenräuber sich um, bis sein Blick den Störenfried traf. Mr Morris wurde zwar noch bleicher, blieb aber kerzengerade und hocherhobenen Hauptes stehen. Obwohl Ella sein Verhalten leichtsinnig fand, musste sie ihn für seinen Mut bewundern. Sie hielt den Atem an und versuchte, trotz ihres laut pochenden Herzens dem Gespräch zu folgen.
    »Aber, aber, mein Junge«, erwiderte der Straßenräuber in trügerisch freundlichem Ton. »Wir müssen schließlich auch von etwas leben.«
    »Indem Sie Ihre Mitmenschen bestehlen«, rief Mr Morris. Seine Freunde, offenbar ebenso entsetzt über seine Waghalsigkeit wie Ella, wichen zurück und gingen auf Abstand zu ihm.
    Wieder entstand Schweigen. Offenbar hatten die Straßenräuber nicht mit dieser Entwicklung der Dinge gerechnet und waren Widerworte nicht gewohnt. Sie wechselten Blicke und versuchten, ihre tänzelnden Pferde zu beruhigen.
    »Bindet ihn an einen Baum«, befahl der Anführer. »Fesselt sie alle. Von mir aus können sie hier verhungern.«
    Die Männer protestierten lautstark. Am lautesten war Mr Morris zu vernehmen.
    »Ihr Teufel! Würdet ihr tatsächlich eine wehrlose Frau fesseln?«
    Es wurde totenstill auf der Lichtung. Langsam breitete sich eine bösartige, bedrohliche Stimmung aus, und Ella hatte den merkwürdigen Eindruck, dass die Straßenräuber sie umkreisten wie wilde Hunde und immer näher kamen.
    »Von was für einer Frau redest du, mein Junge?«, fragte der Straßenräuber mit sanfter Stimme.
    »Oh, Mist«, stöhnte Adam auf wie unter Schmerzen. Als er Ella ansah, erkannte sie zwar sein Gesicht, konnte jedoch dessen Ausdruck nicht deuten. »Sie rühren sich nicht von der Stelle«, sagte er. »Und halten Sie Wolf fest.«
    Ohne nachzudenken, griff Ella in das raue Fell. Adam schickte sich an, unter dem Karren hervorzukriechen. Sie bekam es mit der Angst zu tun. »Wo wollen Sie hin?«
    Er wandte sich zu ihr um. »Jetzt wissen die Kerle, dass Sie hier sind, Mrs Seaton, und sie werden Sie suchen, bis sie Sie haben. Das darf ich nicht zulassen.«
    Mit diesen Worten robbte er geschickt unter dem Karren hervor. Starr vor Schreck umklammerte Ella den sich heftig sträubenden Wolf und beobachtete, wie Adam in aller Seelenruhe auf die Reiter zuging.
    »Ich dachte, du schaust dir inzwischen schon die Radieschen von unten an!« Adams Stimme war kräftig und tragend, und er setzte weiter einen Fuß vor den anderen.
    Der Anführer wirbelte herum und zückte die Pistolen. Ella stieß ein Wimmern aus. Sie war sicher, dass er Adam jeden Moment erschießen würde. Ohne nachzudenken, kroch sie unter dem Karren hervor, und sie spürte, wie ihre Beine sich anschickten, ihm nachzulaufen.
    Als der Anführer lauthals auflachte, hielt Ella inne.
    »Adam, bist du das?«
    Adam blieb vor ihm

Weitere Kostenlose Bücher