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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Kopf, und sein Lächeln wurde grausam. »Die Amerikaner haben Rufus in San Francisco aufgeknüpft. Du erinnerst dich sicher, wie sie waren. Erst hinrichten, dann erst Fragen stellen. Sie haben ihn mit Geld erwischt, das ihm nicht gehörte. Eigentlich sollte ihm der Prozess gemacht werden, aber der Henker war schneller, und schon war es aus und vorbei mit ihm.«
    Adam verzog das Gesicht. »Er ist gestorben, wie er gelebt hat, Eben. Immerhin war er ein Mörder. Das weißt du genauso gut wie ich. Du hast es selbst gesehen. Rufus und seinesgleichen waren schuld daran, dass wir Jungs aus Sydney so einen schlechten Ruf hatten.«
    Eben wandte sich zu Ella um. Anscheinend hatte er das Interesse an Rufus’ frühzeitigem Ableben verloren. Obwohl das Feuer inzwischen munter brannte und Wärme verbreitete, widerstand Ella der Versuchung näher zu kommen. Eben machte es sich grinsend bequem, als ahnte er, dass seine Gegenwart sie daran hinderte.
    Adam hatte Wasser gekocht und bereitete nun Tee zu. »Machst du schon wieder die Arbeit, Adam, während deine Frau die Hände in den Schoß legt?«, höhnte Eben, nachdem er ihn eine Weile beobachtet hatte.
    Adam lächelte nur. »Manche Frauen sind eben der Mühen mehr wert als andere, Ebenezer.«
    Eben lachte. »Du hattest schon immer Glück bei den Damen, Bruderherz.«
    Vor Schreck fand Ella die Sprache wieder. »Ihr seid Brüder?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
    Eben fletschte grinsend die Zähne. »Das sind wir, Adams Ehefrau.«
    Ella starrte ihn entgeistert an, während sie versuchte, diese neue Erkenntnis zu verdauen.
    »Zumindest haben wir dieselbe Mutter«, fuhr Eben im Plauderton fort. »Adams Vater war ein Seemann, der auf einem Walfänger gefahren ist. Meiner war Vorarbeiter und in der Stadt, um einen draufzumachen. Das hat sie uns zumindest erzählt, und wenn es jemand wissen sollte, dann sie.« Eben nahm den Teebecher von Adam entgegen und kramte eine silberne Flasche aus der Manteltasche. »Die hat einmal einem sehr wichtigen Mann gehört«, teilte er Ella mit und hielt sie hoch. »Sogar sein Name ist eingraviert.« Grinsend gab er einen Teil des Inhalts in den Tee. Als Adam nickte, schüttete er auch einen Schluck in dessen Becher.
    Eben schüttelte den Kopf. »Du warst immer ihr Lieblingssohn, und ich war das schwarze Schaf. Mich hatte sie schon vor langer Zeit aufgegeben. Aber sie hat felsenfest daran geglaubt, dass du es einmal zu etwas bringen wirst. Ein Jammer, dass sie nicht mehr lange genug gelebt hat.« Sein Tonfall war weniger verbittert als schicksalsergeben.
    Adam tat die Bemerkung mit einem Achselzucken ab. »Bisher habe ich noch nicht allzu viel geleistet, sondern mich nur in Kalifornien zum Narren gemacht.«
    Eben schnaubte. »Wir hatten eine verdammt schöne Zeit in Kalifornien. Ja, das hatten wir.« Er seufzte und bedachte Ella mit einem verächtlichen Blick. »Und jetzt willst du dich niederlassen. Mit einem Häuschen, einer Kuh und sonntags brav zur Kirche.«
    Adam zuckte wieder die Achseln.
    »Nun ja.« Eben trank seinen Tee aus, obwohl dieser noch kochend heiß war. »Ich verschwinde besser, bevor die Polypen aufkreuzen oder dein tapferer Freund noch einmal beschließt, den Helden zu spielen.« Als er aufstand, bauschte sich sein Mantel, und die Goldknöpfe schimmerten matt. »Auf Wiedersehen, Adams Frau.«
    Ella neigte den Kopf, als sei er ein Gast auf einem eleganten Ball. Er lachte auf. »Nancy würde dich sicher gern kennenlernen«, fügte er hinzu.
    Adam begleitete ihn zu seinem Pferd. Die beiden blieben eine lange Zeit fort. Ella fühlte sich auf einmal todmüde und schloss die Augen. Als sie Zaumzeug klappern hörte, riss sie sie wieder auf. Eben saß auf seinem Pferd, Adam stand neben ihm. Dann winkte Eben, und sein Pferd preschte davon in die Dunkelheit, dass der Schlamm in alle Richtungen spritzte.
    Sicher überfällt er gleich jemand anderen, dachte Ella.
    Eine Weile blickte Adam seinem Bruder, dem Straßenräuber, nach und kehrte dann mit grüblerisch gesenktem Kopf zum Karren zurück.
    Ella wartete, bis er das Lagerfeuer erreicht hatte. »Warum haben Sie mir das verschwiegen?«
    Ihre Stimme hallte laut durch die Dunkelheit. Als er sich zu Ella umwandte und sie musterte, hatte sie den Eindruck, dass er sich seine Worte sorgfältig zurechtlegte. »Die Zeit reichte nicht, um Ihnen meine ganze Lebensgeschichte zu erzählen.«
    »Ist er wirklich Ihr Bruder?«
    »Ja, das ist er«, erwiderte er spöttisch. »Nach Mas Tod sind wir zusammen nach

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