Der Duft der roten Akazie
stehen und hielt ihm die Hand hin, die der Straßenräuber mitsamt Pistole umfasste und heftig schüttelte.
Ella spürte, wie ihr die Knie weich wurden. Adam kannte diesen Mann? Und der Straßenräuber kannte ihn? Ihre Beine gaben nach, sodass sie gegen das Wagenrad in den Schatten sank. Wolf, der offenbar ahnte, dass sein Herr ihn im Moment weniger brauchte als Ella, schmiegte sich an sie. Sie hörte ihre Stimmen wie durch einen Nebel.
»Hast du dich darauf verlegt, Goldgräber zu berauben, Eben?«, fuhr Adam missbilligend fort. Allerdings erkannte Ella an seinem Tonfall, dass dieser Mann offenbar ein Freund war. Sie wurde von Zorn ergriffen. Warum hatte er ihr nicht verraten, dass er ihn kannte, anstatt sie in dem Glauben zu wiegen, er würde für sie sein Leben opfern?
Wieder lachte Eben und musterte dann mit abfälliger Miene sein schweigendes Publikum. »Ach, das sind doch nur Schafe. Allerdings wundert man sich, was Schafe so alles in ihren Bündeln verstecken. Ich möchte genug verdienen, um nach Norden zu ziehen und Rinder zu züchten. Weit weg von der Polizei, damit sie mich endlich in Ruhe lässt.«
»Du würdest vor Langeweile sterben.«
Eben schnaubte verächtlich. »Was ist mit dir, mein Junge? Warum treibst du dich im Black Forest herum?«
Adam trat näher an ihn heran. Seine Antwort war so leise, dass Ella sie nicht verstehen konnte. Aber Eben nickte und legte Adam den Arm um die Schulter. Seine Begleiter blickten sich unruhig um und fragten sich anscheinend, ob die Polizisten die Schüsse gehört hatten. Eben rief sie zusammen, und es fand eine kurze Besprechung statt. Im nächsten Moment machten sie zu Ellas Erstaunen kehrt und verschwanden im Schutz der Bäume. Eben und Adam standen allein am Lagerfeuer.
Offenbar verwirrt von dieser Wendung der Ereignisse, verharrten die Goldgräber unschlüssig. Eben musterte sie eine Weile. »Ihr habt gerade größeres Glück gehabt, als ihr je auf den Goldfeldern haben werdet«, höhnte er. »Eure Habe ist sicher. Legt euch wieder schlafen.« Die Männer, auch Morris, gehorchten mit vor Erstaunen geweiteten Augen. Ella beobachtete, wie Adam und Eben sich dem Karren näherten. Das orangefarbene Licht der Lagerfeuer spiegelte sich auf ihren Gesichtern.
Bei seinem Feuer angekommen, hielt Adam inne und fachte es sorgfältig wieder an, während Eben in die Hocke ging, um sich die Hände zu wärmen. Ella stellte fest, dass er seine Pistolen in den Gürtel gesteckt hatte. Dennoch bot er einen furchterregenden Anblick. Sie lehnte reglos am Wagen, als würde sie von einem wilden Tier bedroht, zog die Knie an und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. Doch er spürte ihre Gegenwart. Vielleicht hatte er auch Wolfs Hecheln gehört, denn er hob den Kopf.
Eben hatte etwas Beängstigendes an sich, was nicht nur an seinem struppigen Bart und dem zerzausten Haar lag. Es war eher die verwegene Art, wie er den Kopf hielt, und seine weißen Zähne, die durch den Bart blitzten.
»Nanu?«, meinte er belustigt mit dunkler Stimme. »Wen haben wir denn da, Adam?«
Adam blickte auf, und Ella glaubte kurz, einen warnenden Ausdruck in seinen Augen zu erkennen. Im nächsten Moment lächelte er ebenfalls. »Das ist meine Frau.«
Eben zog die Brauen hoch. »Deine Frau? Sie sieht aus, als könnte sie ein Bad gut vertragen.«
Wut stieg in Ella hoch. »Da bin ich nicht die Einzige!«
Eben wirkte ein wenig verdattert, lachte dann aber auf. »Und eine spitze Zunge hat sie auch. Wo hast du sie aufgetrieben? Nicht in San Francisco. Ich dachte, du und Nancy wärt schon so gut wie verheiratet gewesen.«
Adam machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nancy ist ihrer eigenen Wege gegangen.«
Eben lachte wieder. Offenbar nahm er das Leben von der humoristischen Seite. »Das weiß ich, Adam. In Kalifornien wurde ihr der Boden ein wenig zu heiß. Sie haben ihren Gasthof geschlossen, und sie musste verschwinden. Sie stand nur eine Stunde am Pranger und hatte großes Glück, dass ihr Schiff nicht durchsucht wurde, als es in See stach.« Er schmunzelte. »Inzwischen ist sie hier. In einer Ortschaft namens Sawpit Gully, wo sie wie früher einen Gasthof betreibt. Ich besuche sie hin und wieder. Wir haben eine Abmachung, natürlich rein geschäftlich.« Er schien Adam zu verspotten und ihn zum Widerspruch herausfordern zu wollen.
Aber als Adam das Wort ergriff, klang seine Stimme ruhig und gelassen. »Was ist mit Rufus? Ist der inzwischen etwa auch hier?«
Eben schüttelte langsam den
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