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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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sollen. Als sie ihn nun betrachtete, funkelten seine Augen amüsiert, warm und leuchtend wie die Flamme einer Kerze.
    »Sie stellen nicht etwa gerade eine Liste meiner Fehler zusammen, oder?«, erkundigte er sich leise.
    Ella spürte, wie sie errötete, und wandte sich ab. »Entschuldigung. Habe ich Sie angestarrt? Ich war in Gedanken ganz weit weg.«
    Er schwieg, und sie sah ihn wieder an. Mittlerweile stand ein spitzbübisches Glitzern in seinen Augen. »Sie verlangen keine Vollkommenheit, richtig, Mrs Seaton?«, sagte er.
    »Natürlich nicht«, gab Ella zurück. Sie war machtlos dagegen, dass sie wieder rot anlief.

4
    D er kalte Wind zauste ihr Haar. Als sie das Gesicht in die Brise hielt, zerrte das Band ihrer Haube an ihrem Hals. Unter ihren Füßen schwankte das Schiff. Sie fühlte sich so lebendig und voller Tatendrang wie schon seit Monaten nicht mehr.
    Seit der Hochzeit.
    Sie schloss die Augen. Der Abschied von zu Hause war so schmerzhaft gewesen, als ließe sie ihr Herz zurück. Ihre Eltern waren überzeugt, dass sie sich wiedersehen würden. In einem oder zwei Jahren kommst du zurück, hatten sie gesagt. Aber sie hatte es besser gewusst.
    »Nun ist Sydney deine Heimat«, hatte ihr Mann verkündet. »Dort wirst du als meine Frau ein neues Leben anfangen.«
    Es war eine verantwortungsvolle und wichtige Position. Er brauchte die Worte nicht auszusprechen, denn sie las sie in seinen kalten Augen.
    Der Wind fuhr ihr ins Haar. Sie erschauderte. Obwohl sie ihn geheiratet hatte, ohne ihn zu lieben, hatte sie sich dennoch etwas von der Ehe erwartet. Freundschaft, Geborgenheit, Lachen. Nicht diese steife Förmlichkeit und Kälte. Manchmal, wenn er sie betrachtete, hatte sie den Eindruck, dass er sie nicht einmal leiden konnte.
    Das Schiff bäumte sich auf und durchschnitt mit seinem Bug den grünen Ozean. Mit Kurs auf Sydney.
    Der Schuss weckte sie, riss sie jäh aus ihrem Traum und ließ sie mit vor Schreck geweiteten Augen in der Dunkelheit hochfahren. Es dauerte eine Weile, bis ihr Verstand einsetzte. Vor Furcht und Schläfrigkeit benommene Stimmen riefen durcheinander. Ein Pferd wieherte. Irgendwo knackte ein Zweig laut unter einem Fuß. Wolf sträubte das Fell und begann zu bellen.
    Ella tastete nach Adam, der zusammenzuckte. Mit einem leisen Fluch griff er nach ihrer Hand und rückte näher an sie heran. »Leise«, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie beobachtete, wie er zum Rand des Karrens robbte und nach seinem Hund rief. Als dieser angelaufen kam, packte er ihn und hielt ihn fest. Voller Angst kroch Ella hinter Adam her und spähte durch das Wagenrad auf das Lager.
    Die Bäume ringsherum bildeten eine dunkle, undurchdringliche Mauer. Die Feuer waren zwar beinahe heruntergebrannt, spendeten aber genug Licht, sodass Ella die Vorgänge verfolgen konnte. Ein paar Goldgräber standen halb bekleidet beisammen, während andere noch unter ihren Decken lagen. Alle wirkten verwirrt und verängstigt.
    »Was ist los?«, zischte Ella. Sie hatte den Satz noch nicht beendet, als Johlen und Gebrüll erklangen. Drei Reiter kamen aus dem dunklen Wald auf die Lichtung geprescht. Im Schein des Feuers erinnerten sie an Gestalten aus einem Albtraum.
    Im ersten Moment hielt Ella sie für Polizisten, aber ihr zusammengekrampfter Magen teilte ihr mit, dass sie sich irrte. Einer der Männer reckte eine Pistole in die Luft und gab einen Schuss ab, und das Mündungsfeuer blitzte rot in der Dunkelheit auf. Bess, die zwischen den Bäumen hinter dem Karren stand, wieherte voller Furcht. Wolf stieß ein kehliges Knurren aus, doch Adam hielt ihn weiter fest umklammert. Ella spürte, wie es ihr selbst die Kehle zuschnürte. Adam griff so heftig nach ihrer Hand, dass es schmerzte. »Still!«, raunte er.
    »Waffen fallen lassen! Wir suchen keinen Streit!«, rief der Straßenräuber, der geschossen hatte. Entsetzt stellte Ella fest, dass er in jeder Hand eine Pistole hatte, die er beim Sprechen schwenkte. »Übergebt uns nur eure Wertsachen. Dann verschwinden wir wieder.«
    Inzwischen war die Anzahl der Reiter – zumindest soweit Ella feststellen konnte – auf fünf angewachsen. Der Anführer trug einen prächtigen Mantel, dessen große goldene Knöpfe bei jeder Bewegung funkelten. Eine dunkle Haarmähne fiel ihm über die Schultern. Ein Bart verdeckte sein Gesicht. Selbst zu Pferde schien er seine Begleiter zu überragen. Ella versuchte zwar, so lautlos wie möglich zu atmen, aber es klang eher wie ein Keuchen.
    So unvermittelt vor den Männern

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