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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Decke. Sie schloss die Augen, doch es dauerte eine lange Zeit, bis sie spürte, dass Adam sich neben sie legte. Noch mehr Zeit verging, bis ihre Gedanken endlich nicht mehr wild durcheinanderwirbelten und sie schlafen konnte.

5
    Der restliche Weg durch den Black Forest verlief ereignislos. Eigentlich hatte Adam von den Goldgräbern Dank dafür erwartet, dass er ihre Habe, ihre Würde und möglicherweise sogar ihr Leben gerettet hatte – aber weit gefehlt. Seit Ebens Besuch hatte sich ihre Einstellung zu ihm verändert. Sie beäugten ihn argwöhnisch und tuschelten miteinander. Die Hochachtung, die sie für ihn als ehemaligen Neunundvierziger empfunden hatten, hatte sich in Misstrauen verwandelt. Sobald sie Five Mile Creek erreicht hatten, machten sie sich schleunigst aus dem Staub.
    Five Mile Creek war ein Weiler, der am nördlichen Ende des Black Forest rings um das Wood End Inn entstanden war. Adam ließ Bess an der Brücke ausruhen, die über den Fluss führte. Er brauchte nicht lange, um mit feuchtem Holz ein Feuer anzuzünden, während Ella mit einem Eimer zum reißenden Fluss ging. Als sie eine einigermaßen rutschsichere Stelle am Ufer gefunden hatte, bückte sie sich, um den Eimer zu füllen. Im nächsten Moment hörte sie Schritte hinter sich.
    Da ihr der Schreck nach der Begegnung mit Eben im Black Forest noch im Nacken saß, fuhr sie herum. Aber es war nur einer der Goldgräber, und zwar der heldenmütige Mr Morris. Er verharrte zögernd, was allerdings nur an dem morastigen Boden lag. Als er die Uferböschung hinunterstieg, versanken seine Stiefel im Matsch. Ella merkte ihm an, dass er etwas auf dem Herzen hatte.
    »Ma’am, dürfte ich Sie kurz sprechen?«
    Ella nickte, obwohl ihr Mr Morris’ trotzig gerecktes Kinn gar nicht gefiel.
    Dicht vor ihr blieb er stehen und betrachtete missbilligend seine schmutzigen Stiefel. »Ma’am, ich kann nicht länger schweigen. Ich weiß nicht, was dieser Adam Ihnen bedeutet, aber ich möchte Sie vor ihm warnen.«
    Ella errötete. »Warnen?«, stieß sie hervor. »Was soll das heißen? Wahrscheinlich hat Adam uns allen das Leben gerettet. Wenn er den Straßenräuber nicht gekannt hätte, wären wir jetzt alle im Black Forest an Bäume gefesselt! Vielleicht hätten sie uns sogar noch Schlimmeres angetan.«
    Morris runzelte die Stirn und trat von einem Fuß auf den anderen. Aber an seiner entschlossenen Miene änderte sich nichts. Ella wurde klar, dass er nie einsehen würde, was sie Adam verdankten, da er dann sein eigenes Scheitern hätte eingestehen müssen.
    »Ein Mann wie Adam eignet sich nicht als Begleiter für eine Dame«, fuhr er hastig fort.
    Anfangs hatte sich Ella noch erstaunt gefragt, was der Mann wohl von ihr wollte. Inzwischen war sie wütend.
    Doch Morris ließ sich davon nicht beirren. »Ich muss darauf bestehen, dass Sie mit uns weiterreisen, Ma’am.« Er errötete, als er ihren überraschten Blick bemerkte. »Ich würde für Ihre Sicherheit sorgen.«
    Der Mann war so selbstgefällig, dass sie am liebsten losgeschrien hätte. Allerdings verfolgte er sicher nur die besten Absichten. Ella knirschte mit den Zähnen.
    »Danke für Ihre Besorgnis, Sir, doch ich fühle mich in Adams Gesellschaft völlig sicher.«
    Morris’ Kinn trat noch mehr hervor. »Sie sollten nicht allein mit ihm sein, Ma’am. Er ist ein Halunke und wird sich an Ihnen vergreifen.«
    Nun riss Ella endgültig der Geduldsfaden. »Offenbar erreicht man mit Takt nichts bei Ihnen, Sir«, entgegnete sie mit eiskalter Stimme. »Auch falls Adam wirklich ein Halunke ist, ziehe ich einen Mann wie ihn allen Gentlemen in Victoria vor. Er war so gut zu mir, wie Sie es gar nicht erahnen können. Und jetzt will ich nichts mehr von diesem Thema hören.«
    Morris wirkte verdutzt und schien endlich zu begreifen, dass Ella sich seinen Wünschen nicht beugen würde. Jedoch ließ er sich nicht so rasch abweisen. »Ma’am, ich muss Sie bitten, es sich noch einmal zu überlegen.«
    »Nein, Sir.«
    Er wich einen Schritt zurück. Sie sah ihn finster an, in der Hoffnung, dass es ihm die Sprache verschlagen würde. »Ich kann nicht glauben …«
    »Was Sie glauben, Mr Morris, ist mir völlig gleichgültig.«
    Er presste starrsinnig die Lippen zusammen und wandte sich ab. Ella blickte ihm nach, als er, den Rücken steif vom verletzten Stolz, die Uferböschung hinaufstieg.
    Nachdem er fort war, meldeten sich Zweifel. Hätte sie ihn vielleicht doch begleiten und Adam zurücklassen sollen? Im nächsten Moment

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