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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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auch zu den Goldfeldern?«, meinte sie.
    Adam zuckte die Achseln. »Er wird sein ganzes Geld für Rum ausgeben und dann seinen Rausch ausschlafen. Danach muss er zurück auf die Schaffarm, wenn er nicht verhungern will.«
    Sein abfälliger Tonfall ließ sie aufmerken. »Waren Sie je Schäfer?«
    »Nein«, entgegnete Adam im Brustton der Überzeugung.
    »Erzählen Sie mir von Bendigo«, forderte sie ihn nach einer Weile auf.
    »Ich war noch nie dort«, gab er mit einem spöttischen Lächeln zurück. »Aber ich habe gehört, das Goldfeld sei riesengroß. Etwa fünfzigtausend Goldgräber. Das erste Gold wurde in Bendigo Creek gefunden, doch das war im letzten Jahr. Es heißt, eine Frau, die Ehefrau des Vorarbeiters einer Schaffarm, sei darauf gestoßen. Es gab einen gewaltigen Goldrausch, der sich allerdings nach der ersten Aufregung legte. Inzwischen wurde Gold an einer anderen Stelle mit dem Namen Eaglehawk Gully entdeckt, und alle wollen dorthin. Die ehemaligen Sträflinge, die Farmer, die Schäfer und die Einwanderer, die von der Überfahrt noch nasse Füße haben. Niemand möchte sich das entgehen lassen. Ich habe erfahren, dass Ballarat und Forest Creek mittlerweile beinahe entvölkert sind. Jeder glaubt, in Eaglehawk auf die eine oder andere Weise ein Vermögen machen zu können.«
    Ella ließ seine Worte auf sich wirken. Das Goldfeld in Bendigo schien ein geschäftiger, von Aufregung und Gier geprägter Ort zu sein, wo möglicherweise Gefahren drohten. Vielleicht war es vernünftiger und sicherer, nach Melbourne zurückzukehren. Doch wenn die Straße wirklich so schlecht war, wie Adam gesagt hatte … Allein die Vorstellung, sich der Obhut eines weiteren Fremden anvertrauen zu müssen, ließ sie schaudern. Adam wollte nach Norden. Also würde sie ihn begleiten.
    Da kam ihr ein neuer Gedanke. »Könnten wir auf dem Weg nach Bendigo einem Polizisten begegnen?«
    Er musterte sie zweifelnd. »Mag sein.«
    »Ich muss den Zwischenfall melden.«
    »In diesen Zeiten geschehen so viele Verbrechen, ohne dass die Täter je gefasst werden. Auf den Goldfeldern ist ein Menschenleben nichts wert, Cinderella.« Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen, als bereite es ihm Freude, sie damit zu necken, dass er ihn aussprach.
    »Was soll ich dann tun?«, entgegnete sie ungehalten. »Ich möchte herausfinden, wer ich bin, wohin ich wollte und warum.«
    »Ich kann Erkundigungen für Sie einziehen«, erwiderte er ruhig. »Überlassen Sie das nur mir.«
    Ihre Kopfschmerzen wurden wieder schlimmer. »Ich denke trotzdem, dass ich Anzeige erstatten sollte.«
    Er zuckte die Achseln, als sei ihm die ganze Angelegenheit gleichgültig.
    Ihr Blick wurde argwöhnisch. »Werden Sie etwa polizeilich gesucht, Adam?«
    Er lachte auf. »Sie gefallen mir, Cinderella. Sie haben offenbar wirklich keine Ahnung, in welche Welt Sie da hineingeraten sind.«
    »Durchaus möglich. Doch ich muss es melden.«
    Adam nickte feierlich, als teile er ihre Auffassung von Herzen. Allerdings nahm sie ihm das nicht ganz ab.
    »Und nennen Sie mich bitte Mrs Seaton. Alles andere gehört sich nicht.«
    Sie klang verärgert – und das war sie auch. Vielleicht benahm sie sich ja kleinlich, aber sie war fest überzeugt davon, dass ein Mann von Adams Stand sie noch nie anders als mit Ma’am angesprochen hatte.
    Lange Zeit herrschte Schweigen. Der Karren rollte langsam die Straße entlang; Wolf trottete daneben her. Hin und wieder verschwand der Hund zwischen den Bäumen, um seinem eigenen Zeitvertreib nachzugehen, erschien jedoch immer wieder, um die Reisenden zu bewachen. Inzwischen fuhren sie durch einen Wald. Die Bäume hatten eine derbe Rinde und kleine grüngraue Blätter. Adam bezeichnete sie als Eukalyptus. Eigentlich hätten die Stille und das flackernde Sonnenlicht idyllisch sein können, wäre der kalte Wind nicht gewesen, der durch Ellas dünnes Kleid pfiff. Wieder dachte sie an den Mantel, den sie ganz sicher besessen hatte, und erschauderte.
    »Hier.« Adam reichte ihr etwas, das verdächtig nach einer Pferdedecke aussah.
    Ella wollte sie schon ablehnen, überlegte es sich jedoch anders. Es war besser als nichts, sagte sie sich gereizt und wickelte sich hinein wie in einen Umhang. Die Decke roch kräftig nach Bess, der Stute, und Ella biss sich auf die plötzlich zitternde Lippe. Sie war überzeugt, dass sie noch nie im Leben eine Pferdedecke getragen hatte. Das war fast schlimmer, als harte Brotfladen zu essen und in einem Karren zu fahren!
    Gerade

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