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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Tee heiß und stark, sodass sie genüsslich die Augen schloss. Nur der Gesang der Vögel und das Rupfen des grasenden Pferdes durchbrachen die Stille. Es war, als wären der Händler und sie ganz allein auf der Welt.
    Händler, sagte sie sich ärgerlich. Ich muss aufhören, ihn so zu nennen.
    Sie schlug die Augen auf und stellte fest, dass er sie beobachtete. Langsam wanderte sein Blick über ihren mit Schlamm bespritzten Rock und blieb an ihren nackten Knöcheln hängen. Verlegen zog sie sie unter den Saum ihres Kleides, sodass nur noch ihre Schuhspitzen zu sehen waren.
    »Ich habe mich noch nicht einmal bei Ihnen bedankt, Mr … Adam«, meinte sie stockend.
    Als er sie betrachtete, bemerkte sie wieder das kluge Funkeln in seinen dunklen Augen. »Ich heiße einfach nur Adam.«
    »Mehr nicht? Nur Adam?«
    »Ja.«
    Sie wiederholte den Namen, um herauszufinden, ob er eine Erinnerung in ihr wachrief. Aber nein. Sie straffte die Schultern und hielt ihm die Hand hin. »Guten Tag, Adam.«
    Er musterte erst ihre Hand, dann sie und griff dann langsam danach. Seine Finger waren schwielig, und er hatte Schmutzränder unter den Fingernägeln. Ihre eigenen waren auch nicht in besserem Zustand.
    »Guten Tag, Mrs Cinderella Seaton.«
    »Ziemlich lang, meinen Sie nicht?«
    Er schmunzelte. »Ganz recht. Soll ich Cinders zu Ihnen sagen?«
    »Oh nein!«
    Ihr empörter Tonfall brachte ihn zum Lachen. »Ist Ella besser?«
    Nach einer Weile nickte sie. »Ja, um einiges.« Allerdings nahm sie Anstoß an seinem freundlichen, vertraulichen Lächeln. Immerhin war er ein Fremder und nichts weiter als ein fahrender Händler. Hätte er ihr da nicht mehr Achtung und Respekt entgegenbringen müssen? Also schlug sie einen kühlen und förmlichen Tonfall an. »Sie müssen mich mit Mrs Seaton ansprechen, Adam.«
    Er verbeugte sich zustimmend. An seinem Verhalten gab es zwar nun nichts mehr auszusetzen, doch Ella war nicht sicher, ob sie dem Funkeln in seinen Augen traute.
    Die Mahlzeit war sättigend, was jedoch das einzig Lobenswerte war, das sie daran feststellen konnte. Das Fladenbrot war so hart, dass es ihr ins Zahnfleisch stach, und der Hammel alt und zäh. Während Ella heimlich einen Teil davon an Wolf verfütterte, fragte sie sich, wovon er sich wohl für gewöhnlich ernährte. Einen Sekundenbruchteil sah sie einen weiß gedeckten Tisch mit Silberbesteck, zartem Porzellan und brennenden Kerzen vor sich. Aber schon im nächsten Moment war das Bild wieder verschwunden, und sie hegte den Verdacht, dass sie nur einen Wunschtraum heraufbeschworen hatte.
    Nach dem Frühstück spannte Adam die Stute vor den Karren und packte seine wenige Habe zusammen. Ella hatte keine Haarbürste bei sich. So gern sie auch ihr zerzaustes Haar geglättet hätte, brachte sie es nicht über sich, Adam um seinen Kamm zu bitten – vorausgesetzt, dass er überhaupt einen besaß. Er hatte ihr ganz nebenbei vorgeschlagen, sich für eine Weile ins Gebüsch zurückzuziehen, doch obwohl sie sich danach sehnte, sich zu erleichtern, war es ihr peinlich gewesen, es mit Adams Wissen zu tun. Nun, sagte sie sich, während sie im Gestrüpp kauerte, so unangenehm es ihr auch sein mochte, würde sie auf derartige Förmlichkeiten verzichten müssen, solange sie mit Adam unterwegs war.
    Als sie zurückkehrte, erwartete er sie bereits, streckte die Hand aus und half ihr auf den schmalen, harten Kutschbock. Ella versuchte, eine möglichst bequeme Sitzposition zu finden. Adam schnalzte mit den Zügeln, und die Stute setzte sich in Bewegung. Der Karren fuhr ruckartig an und holperte dann weiter.
    Sie fuhren denselben Weg entlang, den Harvey und Ella am Vorabend genommen hatten.
    »Gegen Mittag erreichen wir die Straße nach Bendigo«, verkündete Adam.
    Ella rutschte auf dem harten Sitz hin und her. »Warum haben Sie die Straße überhaupt verlassen?«, erkundigte sie sich und beantwortete im nächsten Moment ihre eigene Frage. »Vermutlich wollten Sie Ihren Freund Mr Harvey besuchen.«
    Schmunzelnd betrachtete Adam die Ohren seines Pferdes. »Harvey bezeichnet jeden als Freund. Aber ja, wir sind Freunde. Harvey wollte unbedingt in den Gasthof. Also ist er losgeritten, während ich für eine Nacht mein Lager aufgeschlagen habe.« Er räusperte sich. »Ich war bei einem Mädchen, das ich kenne. Sie arbeitet auf derselben Farm wie Harvey. Deshalb bin ich von der Straße nach Bendigo abgebogen.«
    Da er verlegen wirkte, hielt Ella es für ratsam, das Thema zu wechseln. »Möchte Mr Harvey

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