Der Duft Der Wüstenrose
was Ludwig ihr über den Vorbesitzer erzählt hatte: Er war ermordet worden.
Pete Random fragte Luise, wie viel Geld sie schon zusammenhätte, und behauptete, dafür würde er die Rinder bekommen. Er nahm ihr Geld, fuhr zu einem Viehhändler nach Mariental und kam auch wirklich mit dreihundert Rindern zurück. Doch er hatte ihnen unterwegs schon sein Brandzeichen aufgedrückt.
Als Luise dagegen protestierte, jagte er sie mit seinem Gewehr aus dem Haus, warf ihr noch einen Koffer mit Kleidern hinterher und riet ihr, nie wieder einen Fuß auf seinen Grund und Boden zu setzen, andernfalls müsste er sie erschießen. Es würde ihr sowieso keiner glauben, denn niemand wusste, dass sie so viel Geld gehabt hatte.
Fanny schloss die Augen. Auch ihre Mutter hatte aus diesem Haus fliehen müssen. Zahaboo, es ist genug, dachte sie. Wirklich genug. Ich will zurück zu meiner Tochter, beende diesen Fluch. Sorg einfach nur dafür, dass er Lottchen nichts mehr anhaben kann.
Als Fanny voller Hoffnung ihre Augen wieder öffnete, starrte sie immer noch auf die Veranda der Farm, aber an den Kameldornbäumen rechts und links, wo eben noch Blüten gewesen waren, hingen nun Früchte.
Pete Random aß leise schmatzend Porridge, Würstchen und Rühreier auf seiner Veranda und warf seinem Windhund ab und zu ein Stückchen Wurst zu. Die Ohren des Tieres drehten sich ständig, dann lief der Hund nervös auf der Terrasse hin und her, bis ihn sein Herr genervt zu sich rief. »King Size, beruhige dich, Platz! Was der Köter nur wieder hat.« Pete beugte sich weit vor und fischte nach einer der alten Zeitungen auf dem Sideboard. Dabei sah Fanny den Revolver, den er hinten in seinem Hosenbund stecken hatte.
Er trank noch einen Schluck Tee, rülpste und schlug die Todesanzeigen auf, die er stets voller Behagen zuerst las. Er lebte, während die in der Zeitung tot waren.
Das Rascheln beim Umdrehen der Seiten war das einzige Geräusch, das Fanny hören konnte. Obwohl es ein warmer, sonniger Tag war, zwitscherte kein einziger Vogel, muhte kein Rind, miaute keine Katze, krähte kein Hahn, schrie kein Pavian, klapperte kein Bediensteter mit Geschirr.
Nur der Wind wehte leise.
Fanny wäre gern wieder weggelaufen, aber es war ihr nicht möglich, ihre Beine blieben bewegungslos, wie angewurzelt stand sie dort.
Plötzlich hörte sie ein Wispern. Dann bemerkte sie Saherero und ihre Mutter, die sich bis an die Veranda herangeschlichen hatten. Saherero umklammerte ein Gewehr.
Fanny konnte ihren Vater nun endlich im Licht der Sonne sehen. Sein Gesicht war klar und oval geschnitten, die Nase hatte einen schmalen Sattel, wurde zur Spitze hin sehr breit und warf einen Schatten auf seine vollen pflaumenfarbenen Lippen. Er küsste Luise und flüsterte ihr zu: »Die Furcht vor der Gefahr ist schrecklicher als die Gefahr selbst. Es wird alles gut werden. Diese Rinder gehören dir, und wir holen sie zurück. Siehst du Unrecht und Böses und tust nichts dagegen, dann wirst du ihr Opfer. Aber du bist kein Opfer und wirst meine Frau werden.«
Bei seinem letzten Satz lächelte Luise, dann nickte sie ihm zu. Er bedeutete Luise, in ihrem Versteck zu bleiben, und stahl sich leichtfüßig zur Veranda.
Fanny wunderte sich, dass der Hund nicht bellte, im Gegenteil, je näher Saherero kam, desto ruhiger wurde er. Als Saherero die unterste Stufe der Veranda erreicht hatte, legte der Hund den Kopf zwischen seine Pfoten und jaulte noch einmal leise, bevor er anfing zu schnarchen. Dann erst schlich Saherero weiter.
Fanny hielt den Atem an und starrte voller Angst zurVeranda. Es war ganz offensichtlich, dass sich alle Bediensteten aus dem Staub gemacht hatten, Pete und Saherero waren ganz allein. Eine böse Ahnung beschlich sie.
Saherero legte das Gewehr an, richtete es auf Pete und stellte sich direkt vor ihn hin. »Du wirst uns jetzt zu den Rindern führen und uns alle die geben, die dir nicht gehören!«
Pete sah auf, legte die Zeitung nieder und lachte herablassend wie über einen schlechten Witz. »Ich trinke gerade Tee. Das ist eine heilige Sache für uns Engländer, selbst ein Kanake wie du müsste das mittlerweile gelernt haben.« Er goss sich Tee aus der Kanne in seine Tasse.
»Meine heiligen Ahnen raten dir auch etwas. Sie sagen, ein Mann mit Bart sollte nicht ins Feuer blasen.« Saherero bewegte demonstrativ den Zeigefinger an seinem Gewehr.
Pete lachte wieder, dann schleuderte er Saherero den heißen Tee ins Gesicht und griff nach dem Revolver in seinem
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