Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
Vom Netzwerk:
Saherero nicht zu merken schien, wie viel Kraft ihre Mutter diese Unterredung kostete.
    »Selbst dann kannst du nicht meine Hauptfrau werden.«
    »Warum nicht?« Luise schob ihn von sich, sah ihn mit großen glänzenden Augen an und kaute auf ihrer Unterlippe herum.
    »Weil ich schon eine Frau habe und du eine Weiße bist.«
    »Du hast schon eine Frau?« Luises Stimme wurde brüchig, ihre Augen standen voller Tränen, doch sie versuchte sie wegzuzwinkern.
    »Und was ist mit unserem Kind?«, fragte sie tonlos. Sie legte eine Hand vor ihren Mund, wie um zu verhindern, dass ihr Worte entschlüpften, die sie bereuen könnte.
    »Wenn es zu uns passt, kann ich es zu mir nehmen.«
    Fanny schnappte nach Luft, als ihr klar wurde, was ihr Vater damit sagen wollte. Wenn die Hautfarbe passte, dann … War das der Grund dafür, dass ihre Mutter sie nicht gewollt hatte? Ich werde meine Tochter nicht weggeben, dachte sie. Ich nicht. Unter keinen Umständen.
    »Und wenn unser Kind so aussieht wie ich oder wie ein Bastard?«
    »Ich bin ein Mukuru, das würde nicht gehen. Zwar hat der Mensch zwei Beine, doch kann er nur einen Weg gehen. Und mein Weg als Priesterfürst ist klar.«
    Der Mensch kann nur einen Weg gehen, wiederholte Fanny in Gedanken und sprang auf. Was fiel ihrem Vater ein, wie konnte er so mit ihrer Mutter reden! Sie ging bis zur Felsenkante. »So geht das nicht!«, schrie sie. »Auch ein Mukuru muss wissen, was er tut!« Doch ihre Worte drangen nicht zu den beiden vor. Als wäre sie nicht da. Und dann wurde ihr klar, dass sie noch nicht einmal geboren war.
    Luise wischte sich über die Augen und atmete tief durch. »Und wenn mein Kind und ich dem Mukuru dreihundert Rinder mitbringen würden?«
    »Nun, das wäre gut, aber das Kind sollte trotzdem zu unserem heiligen Feuer passen.«
    »Ich bin sicher, unser Kind wird so schwarz werden wie sein Vater.«
    Fanny schwankte zwischen Lachen und Weinen, sie schritt wütend auf dem Felsen hin und her. Da hatte sich ihre Mutter genauso gründlich geirrt wie sie selbst.
    Luise räusperte sich und entzog sich Sahereros Umarmung. »Ich werde mit unserem Kind wiederkommen und dreihundert Rinder mitbringen. Nimmst du mich dann zur Frau?«
    »Ja, dann halte ich dir die Hütte zu meiner Linken frei.«
    »Ich danke dir.« Luise atmete tief durch, dabei tropften jetzt doch einige Tränen auf ihre Wange, die Saherero bemerkte und kopfschüttelnd wegwischte.
    » Ondangi osengiro . Mein Vater hat mich gelehrt, dass Danke sagen das Gleiche ist wie fluchen. Wir geben, ohne Dank zu erwarten.«
    »Ich erwarte keinen Dank. Aber ich möchte«, Luise räusperte sich und wurde sicherer, »dass wir unsere Abmachung besiegeln.«
    Eine gute Idee, dachte Fanny, das war nur vernünftig, fand sie.
    »Traust du mir nicht?«
    »Doch, aber man vergisst so schnell, und ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde, um dreihundert Rinder aufzutreiben.«
    Luise zog einen Rosenkranz aus ihrer Schürzentasche.
    Fanny stöhnte leise auf. Der Rosenkranz bestand neben dem silbernen Kreuz aus dicken roten Granatperlen, doch die restlichen vierzig Perlen waren die unheilvoll schimmernden, die verfluchten, die immer noch in der Welt waren.
    Luise betrachtete den Rosenkranz, dann gab sie sich einen Ruck und zerriss ihn.
    »Nein«, rief Fanny, »tu das nicht, tu das bloß nicht!« Sie schrie, so laut sie konnte, aber ihre Mutter hörte sie nicht. Luise gab Saherero zehn Perlen von ihrem Rosenkranz, dann verlangte sie zehn von den Perlen, die er um den Hals an einem Lederband trug. Große, gelbe Perlen mit dunklen Mustern, von denen auch sieben in Fannys Armband gewesen waren.
    Saherero zögerte lange. »Bodomperlen sind heilig. Diese elf hier sind von meinem Mutterbruder. Ich musste ihm versprechen, sie niemals abzulegen und mich nach meinem Tode mit dreien davon begraben zu lassen. Nur Könige und Magier dürfen sie tragen. Nein, sie dürfen nicht nur, sie müssen sie tragen, um eifersüchtige Geister abzuwehren. Doch ich will dir zeigen, wie stark meine Liebe ist, und gebe dir deshalb alle bis auf drei. Mögen sie dich so gut beschützen wie mich.« Er küsste jede einzelne Perle, bevor er sie ihr gab.
    »Die kleinen Sterne scheinen immer«, murmelte er eindringlich, »während die große Sonne untergeht. Mögen dich diese kleinen Sterne beschützen.«
    Schließlich fädelte er die zehn verfluchten Perlen neben seine restlichen drei. Dann küsste er Luise leidenschaftlich auf den Mund. Für eine lange Zeit hörten sie

Weitere Kostenlose Bücher