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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Missionar einen Rosenkranz aus den Zauberperlen, mal vergrub ein Schwarzer eine Perle hinter dem Haus. Und ohne dass sie sagen konnte warum, wurde der Traum ständig bedrohlicher. Trotzdem hätte sie sich nie von ihrem Perlenarmband getrennt. Es war die Nabelschnur zu ihrer Mutter. Sie trocknete sich ab, überprüfte, ob ihr Perlenarmband sauber war, verzichtete auf ihr Korsett und schlüpfte in eines ihrer weißen Kleider, das ihr auch so ausgezeichnet passte, denn sie war auf dem Schiff und der Reise auf dem Ochsenkarren noch schlanker geworden.
    Sie steckte ihr widerspenstiges, schwarzes Haar fest und eilte dann nach unten auf die Veranda, wo die Männer beim Frühstück saßen. Der Richter bewohnte eines der wenigen Häuser in Windhuk, das über einen ersten Stock und eine gemauerte Veranda verfügte.
    Als sie zu ihnen trat, stand Ludwig auf und küsste ihr die Hand.
    »Du bist spät«, sagte er, und Fanny hörte Missbilligung aus seinem Ton heraus.
    »Wer so bezaubernd aussieht, dem verzeiht man alles«, protestierte der Richter, der mit seinem dicken Mops auf den Knien sitzen blieb. Der Mops hörte auf den Namen Bismarck, was für Ludwig ein Beweis für die merkwürdige Einstellung des Richters zum Deutschen Reich war.
    »Nehmen Sie doch Platz«, sagte der Richter. Fanny spür te, dass er sie mochte, verstand aber nicht so ganz, war um. Immer wieder erwischte sie ihn dabei, wie er sie nachdenklich anstarrte. Ein leichter Windzug wehte über die Veranda und machte die für Ende Januar ungewöhn liche Hitze etwas erträglicher. Der Garten des Richters wirkte verdorrt. Nur die prächtigen rosaweißen, leicht nach Zitrone duftenden Pelargonien, die in Kübeln auf der Veranda standen und täglich gegossen wurden, waren noch nicht verwelkt. Alle warteten auf den Regen, der lange überfällig war. Angesichts der Dürre konnte sich Fanny kaum vorstellen, dass der ursprüngliche Name von Windhuk Ai-Gams gewesen war, was »heiße Quelle« bedeutete oder Otjomuise , Ort des Dampfes. Hier dampfte nichts, alles staubte.
    Fanny setzte sich auf einen der schweren, dunklen Holzstühle, die sich der Richter zusammen mit den restlichen klobigen Möbeln aus Berlin hatte nachschicken lassen und die so gar nicht zu der Hitze und Sonne des Landes passen wollten.
    Sie bestrich eine Scheibe frisch gebackenen Brotes mit Butter und Marmelade und trank dazu omeire , einen säuerlichen Milchtrunk, den der Richter von den Hereros bezog. Fanny liebte den Geschmack, der sie an Buttermilch erinnerte und bei der Hitze angenehm kühlte. Der Richter hatte sie darin bestärkt. »Wir sollten unsere Nahrung viel mehr den Eingeborenen anpassen, als ihnen unsere Bräuche aufzuzwingen«, war seine Auffassung, über die er mit Ludwig regelmäßig in Streit geriet. Ludwig war sicher, dass es in dem Trunk von Krankheitskeimen nur so wimmelte und es für Europäer äußerst gefährlich war, davon zu trinken.
    Aber heute beschäftigte ihn etwas anderes. »Charlotte, wir müssen so schnell wie möglich abreisen. Mein Freund Hermann aus Keetmanshoop hat mir geschrieben, dass sich die Hottentotten ständig an meinen Damara-Schafen vergreifen.«
    Fanny schöpfte Hoffnung. Diese Neuigkeit erschien ihr wie ein Geschenk des Himmels, so könnte sie Maria von Imkeller doch noch entrinnen.
    »Dann brechen wir doch sofort auf!«, schlug sie vor.
    »Nun, ich denke doch, ihr reist erst nach der Hochzeit ab, oder?«, fragte der Richter und zwinkerte Fanny zu. Sein rundes, bartloses Gesicht legte sich dabei in tiefe, speckige Falten, was ihn dem Mops, den er mit Brotstückchen fütterte, sehr ähnlich sehen ließ. Wenn ein Brotstück auf den Boden fiel, rannte ein kleiner schwarzer Junge herbei, hob es für den Richter auf und verschwand genauso geräuschlos wieder in die Ecke, aus der er gekommen war.
    »Natürlich«, knirschte Ludwig, mühsam um Höflichkeit bemüht.
    »Wir könnten Maria von Imkeller doch absagen, Ludwig«, mischte sich Fanny schnell ein. »Ich brauche diese Feier wirklich nicht.«
    Ludwigs Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. »Du bist wirklich ein Weib nach meinem Geschmack.«
    »Aber dieses Opfer können Sie nicht annehmen, Ludwig. Schließlich heiraten Sie Ihr kleines Frauchen ja nur einmal, da ist es nur recht und billig, ihr ein Fest auszurichten, das sie nie vergessen wird. Meine verstorbene Luise hat immer …«
    »Ja«, unterbrach ihn Ludwig hastig, und Fanny unterdrückte ein Lächeln. Ludwig langweilten die unzähligen Anekdoten,

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