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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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vertrauen, ich weiß genau, wer Sie sind.«
    Seine Worte drangen durch den fiebrigen Nebel in ihrem Kopf und erzeugten ein schreckliches Echo. Er wusste, wer sie war, er wusste es … War das eine Drohung, die sie zu etwas zwingen sollte? Er konnte doch unmöglich wissen, dass sie nicht Charlotte war. Bei dem Versuch zu sprechen würgte sie ihr trockner Hals. Alles drehte sich, aber sie musste wissen, musste mit ihm sprechen.
    »Schsch, es ist gut. Alles ist gut, so wie es ist. Niemand weiß es, nur die Ahnen, die es mir verraten haben. Und deshalb bin ich sicher, dass dieser Tee gut für Sie ist.«
    Obwohl ihr so schwindelig war, als würde sie auf einem sich immer schneller drehenden Karussellpferd sitzen, bildete sie sich ein, dass ein Lachen in seiner Stimme lag, ein tröstendes Lachen, das sie wärmte und festhielt, als würde jemand hinter ihr auf dem Karussellpferd sitzen und sie umarmen, während sie sich immer weiter drehte. Sie trank den kalten Tee, der herb und süß gleichzeitig schmeckte und in ihrem Mund ein pelziges Gefühl hinterließ.
    Während sie schluckte, meldete sich eine leise, warnende Stimme. Ludwig wird das nicht gutheißen, sagte die Stimme, verlor sich aber gleich wieder im Nebel. Das Karussell kreiste schneller, und Fanny lehnte sich zurück und wollte schlafen. Doch man ließ sie nicht, sie musste die ganze Kalebasse austrinken, dann erst durfte sie sich wieder hinlegen. Niemand weiß, wer ich bin, dachte sie und schloss erschöpft ihre Augen, niemand. Manchmal weiß ich es selbst nicht mehr.
    Als Fanny am nächsten Morgen erwachte, war sie wie geblendet, denn die Sonne schien voller Kraft, nichts tropfte auf ihr Gesicht. Sie blieb liegen und genoss die Wärme, die durch die Plane hindurch auf sie niederstrahlte, und sie beobachtete, wie alles auf dem Karren in der Hitze zu dampfen begann.
    Es ging ihr besser, so viel besser. Fanny setzte sich auf, ihr Kopf war klarer, das Fieber war wie weggeblasen. Trotzdem fühlte sie sich noch matt. Plötzlich erinnerte sie sich an letzte Nacht. Wieder so ein merkwürdiger Traum, dachte sie.
    Hastig sah sie nach, ob auf ihrem Bein wirklich ein Brei umschlag war, aber sie fand nur das Tuch, das Ludwig gestern dort platziert hatte. Sie schüttelte den Kopf. Niemals würde John so etwas wagen.
    Ludwig kletterte auf den Wagen und reichte ihr einen Becher mit lauwarmem Wasser.
    »Guten Morgen, meine Liebe«, begrüßte er sie. »Du siehst wohler aus«, stellte er fest und widmete sich dann ihrem Bein. »Seltsam, diese braunen Flecken auf deiner Haut. Hoffentlich entwickelt sich da nicht eine hässliche Pigmentstörung. Es wäre schade um deine schöne weiße Haut.« Er schüttelte den Kopf und befühlte dann ihre Stirn. »Immerhin ist die Schwellung weg, und dein Fieber ist auch besser geworden. Und es sieht so aus, als würde uns heute die Sonne lachen. Das müssen wir ausnutzen und so viele unserer Sachen wie möglich trocknen. Glaubst du, du bist schon wieder stark genug, um alles Nasse über die Karrenwände zu hängen?«
    Fannys Arme und Beine fühlten sich zwar schwer und formlos an wie Mehlsäcke, aber ja, sie wollte unbedingt etwas tun. Sie nickte, Ludwig gab ihr einen Kuss auf die Stirn und machte sich daran, John und Hendrik Befehle für den Aufbruch zu geben.
    Als Fanny versuchte sich hinzuknien, wurde ihr schwindelig. Langsam, mahnte sie sich, langsam. Sie hielt sich an der Seitenwand des Karrens fest und hievte sich hoch. Verblüfft sah sie sich um. »Aber das ist ja wunderschön!«, rief sie. Als ob eine Zauberin die Wüste verwandelt hätte. So weit sie schauen konnte, war der rote Sandboden plötzlich mit einem grünen Teppich bedeckt, auf dem hellgelbe kleine Sonnen blühten.
    Fanny konnte sich gar nicht daran sattsehen, am liebsten wäre sie heruntergesprungen, um sich daraufzulegen und daran zu riechen.
    Ludwig lief zu ihr, kletterte auf den Karren und freute sich über ihre Begeisterung. »Ja, so übel der Regen auch ist, er bringt die besten Seiten vom südlichen Afrika zum Vorschein. Was du hier vor dir siehst, ist der Morgenstern.«
    »Was für ein schöner Name. Allerdings wäre Sonnenstern noch treffender«, murmelte Fanny.
    Jetzt lachte Ludwig spöttisch. »Das hast du falsch verstanden, mit Morgenstern ist diese mittelalterliche Waffe gemeint, auf Englisch heißt diese Pflanze übrigens ›devils thorn‹, Teufelsdorn, was es noch besser trifft.«
    »Aber warum denn? Die Blume sieht vollkommen harmlos aus.«
    »Sie bekommt

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