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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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stachelige Kugelfrüchte mit langen Dornen, die wirklich an kleine Morgensterne erinnern. Wenn die Schafe das fressen, und glaub mir, sie fressen es gern, dann können sie geeldikkop bekommen. Da entwickeln die Tiere dann eine Gelbsucht, und sämtliche hellen und haarlosen Stellen ihres Körpers schwellen an. Na, ich erspare dir die Einzelheiten. Jedenfalls sterben sie elendiglich.«
    Er wandte sich wieder zu den Männern, kletterte vom Wagen und gab das Signal zum Aufbruch.
    Fanny wünschte, er hätte ihr das nicht erzählt. Schließlich reichte dieser schöne Blütenteppich, so weit das Auge sehen konnte.
    Aber wenn sie jetzt blühen, können sie noch keine von diesen gefährlichen Früchten tragen, dachte Fanny und beschloss, ihren Anblick deshalb trotzdem zu genießen.
    Sie legte alle Decken über die Karrenwände, öffnete die Kleidertruhen und hängte Kleider hinzu. Einige hatten Stockflecken, manche waren verschimmelt. Sie würde sich in Keetmanshoop neu einkleiden müssen.
    Schon nach kurzer Zeit zitterten ihre Beine von der Anstrengung, und sie musste sich wieder hinsetzen. Ludwig eilte heran und wollte wissen, wie sie sich fühle. Er ordnete an, dass sie mehr Wasser trinken solle.
    »Wenn der Boden weiterhin so fest bleibt und es nicht mehr regnet, können wir bis heute Abend Keetmanshoop erreichen.«
    »Gott sei Dank!«, entfuhr es Fanny, die sich nach einem Bad sehnte und nach einem trockenen Bett, ohne Mücken. Zum wiederholten Mal fragte sie sich, wie ihr Alltag in Keetmanshoop wohl aussehen würde, was ihre Aufgaben dort waren.
    Ludwig hatte nicht nur eine Praxis, bei der ihre Mithilfe erwartet wurde, sondern auch eine Landwirtschaft. Sein großer Traum war es, viel Land zu besitzen und seinen Kindern ein reiches Erbe zu hinterlassen. Er war nur Arzt geworden, weil sein Vater, ein Missionar, ihn dazu gezwungen hatte. Eigentlich hätte Ludwig auch Missionar werden sollen, doch er hatte sich so lange geweigert, bis sein Vater schließlich nachgab und ihm eine Ausbildung zum Arzt bezahlt hatte. Allerdings unter der Bedingung, dass Ludwig zurückkommen und die Eingeborenen der Missionsstation behandeln würde. Doch das war nie Ludwigs Absicht gewesen. Sofort nachdem er das Arztdiplom in der Tasche gehabt hatte, war er der kaiserlichen Armee beigetreten, damit er später billig Land in den Kolonien kaufen konnte. Und erst fünf Jahre später war er nach Keet manshoop zurückgekehrt, lange nachdem seine Eltern verstorben waren.
    Wie hatten Charlotte und sie glauben können, sie würde als seine Frau viel Zeit haben, nach ihren Eltern zu suchen? Ludwig hatte in seinen Briefen nichts von seinen wirklichen Plänen erzählt, dachte Fanny. Wir konnten es also nicht besser wissen. Sie hatte immer angenommen, dass man Arzt aus Neigung wird, so wie Missionar oder Oberin. Doch als sie krank auf dem Karren gelegen hatte, war es ihr so vorgekommen, als würde Ludwig ihr ausweichen, als würde ihn Krankheit abstoßen, und sie fragte sich, wie er mit Schwerkranken, wie etwa Leprösen, umging.
    Seit sie an Land gegangen war, hatte sie ihr eigenes Ziel immer mehr aus den Augen verloren. In Windhuk war sie viel mehr damit beschäftigt gewesen, die Fassade aufrechtzuerhalten und zu heiraten, als mit Nachforschungen. Und täglich passierte so viel Neues. Aber wenn sie sich erst eingelebt hatte und alles seinen gewohnten Gang ging, würde sie schon noch genug Zeit finden. Sie strich über ihr Armband. Ich verspreche es, flüsterte sie, ohne zu wissen, wem sie dieses Versprechen eigentlich gab.
    Als sie zur Mittagsruhe haltmachten und ausspannten, sah sie John an diesem Tag zum ersten Mal, und das Blut schoss ihr ins Gesicht, weil ihr die Geschehnisse der letzten Nacht wieder einfielen. Ihre einzige Entschuldigung war, dass sie Fieber gehabt hatte, sonst hätte sie John niemals gestattet, ihr Bein zu berühren, sie mit Medizin zu versorgen und so Ludwigs Autorität als Arzt und Ehemann zu untergraben.
    Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, wagte sie es, John anzuschauen, und blickte direkt in seine Augen, die so nachdenklich auf sie gerichtet waren, als ob er sie schon eine lange Zeit betrachtet hätte. Verlegen drehte sie sich nach Ludwig um, doch der war zusammen mit Hendrik dabei, die Rinder zu tränken.
    Als sie ihre Augen wieder John zuwandte, grinste er breit. »Die Weißen glauben immer, sie wüssten alles, aber das ist ein Irrtum.« Fanny spürte wieder seine Hände auf ihrem Bein, und ihr wurde heiß vor

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