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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Sie beneidete John. Es moch te ja sein, dass er ein schlechtes europäisches Bein hatte, aber er wusste doch wenigstens, wer seine Eltern waren. Sie wusste gar nichts über ihre, nicht einmal ihre Namen. Ubunyanga hörte sich geheimnisvoll an. Und wie nannten die Zulu das, was heute Mittag bei dem Gewitter passiert war? Hatte sie denn tatsächlich etwas bewirkt? Sie stellte sich vor, was Seraphina zu ihrem Auftritt oder Ludwig zur Traumdeutung von John gesagt hätte. Dann fragte sie sich, warum sie angesichts seiner heidnischen Ideen nicht das Bedürfnis gehabt hatte, ein Kreuz zu schlagen. Immerhin hatte John behauptet, ihr Traum könnte bedeuten, dass sie sich verlieben und ihr Mann bald sterben würde. Sie begann zu frösteln und schmiegte sich an Ludwig.
    Sie würde ihm verzeihen, beschloss sie mit schlechtem Gewissen, er war vorhin nicht er selbst gewesen, er war wütend und betrunken. Sie musste ihm eine bessere Frau werden. Doch während sie darüber nachdachte, wie sie das anstellen könnte, fiel ihr wieder der Witz ein, den ihr Charlotte im Traum erzählt hatte, und sie musste kichern. Ihr war jetzt klar, was ihr der Witz sagen sollte. Sie sollte dankbar sein, dass sie es nicht schlimmer getroffen hatte, und sich endlich daranmachen herauszufinden, wer ihre Eltern waren, wer ihr dieses Glasperlenarmband mitgegeben hatte. Sie berührte es, wie um ihm Gute Nacht zu sagen, und fiel in einen tiefen Schlaf. Und dieses Mal träumte sie, dass sie entspannt und leicht wie ein Adler über weite Landschaften flog.

8
    E s war die Hölle. Gnadenlose Hölle. Fanny hatte sich die Hölle immer als einen Ort vorgestellt, wo das Feuer unentwegt brannte und die Teufel einen mit Mistgabeln plagten, aber das war, bevor sie in Afrika angekommen war.
    Es regnete ständig.
    Die Zeit zwischen den Güssen war viel zu kurz, als dass irgendetwas richtig trocknen konnte, und so blieb die Kleidung feucht am Leib kleben, stank und scheuerte die Haut wund. Das Wasser konnte nicht richtig abfließen und stand fortwährend kniehoch, was für die Zugochsen eine entsetzliche Qual bedeutete, denn die Räder des Karrens sanken tief in die rote, lehmige Erde ein, und sie kamen nur zentimeterweise vorwärts.
    Und überall waren plötzlich Tiere. In jeder Wasserlache schwammen Hunderte von Kaulquappen, in den größeren Pfützen quakten sogar Frösche, in den Bäumen wimmelte es von Käfern. Überall schwirrten Mücken herum, und Ludwig warnte sie eindringlich vor den Moskitos, die sie besonders nachts plagten. Er bestand darauf, dass sie jeden Körperteil mit Stoff bedeckt hielt, um Stichen vorzubeugen. Und so trug Fanny ständig die feuchten langen Reithosen, hatte die Ärmel der Bluse immer heruntergekrempelt und ein Tuch um den Hals geschlungen. Die Haut unter den Armen, zwischen den Schenkeln, in den Kniekehlen und Ellenbogenbeugen war durch die Reibung offen und rissig.
    Mittlerweile war alles Holz triefnass, und auch die Busch mannkerze konnte keine Wunder mehr bewirken. Deshalb gab es nicht einmal ein bisschen warmes Wasser für Kaffee, geschweige denn für eine Suppe oder einen Brei. Seit drei Tagen gab es für alle nur noch in kaltes Wasser gerührten Mehlbrei. Auch der mitgeführte Zwieback war schimmelig geworden, und in dem Trockenfleisch wimmelte es von Maden. Fanny knurrte ständig der Magen, noch nie hatte sie solchen Hunger gehabt. Im Kloster hatte es sogar bei harten Strafen immer genug zu essen gegeben.
    »So eine verdrehte Regenzeit habe ich hier im Süden noch nie erlebt, und es tut mir sehr leid, Liebes, dass dies nun deine ersten Eindrücke von dem Land hier sind.« Ludwig stöhnte mehr, als dass er sprach. Nach dem schreck lichen Abend, als der Regen gekommen war, hatte er sich nicht mehr so abscheulich benommen, sondern war im Gegenteil nun wieder besonders zuvorkommend und besorgt um sie. »Normalerweise regnet es schon viel früher im Jahr. Und hier im Süden ist es sonst nie so heftig, sondern dauert immer nur ein paar Minuten, ganz selten mehr als eine Stunde. So etwas wie das hier habe ich noch nie erlebt.« Er war von seinem Pferd abgestiegen, nachdem er entdeckt hatte, dass sich unter dem ständig nassen Sattel eine hässliche Wunde auf dem Rücken des Pferdes gebildet hatte. Auch John ging zu Fuß, weil sein Pferd lahmte.
    Fanny war gegen Ludwigs ausdrücklichen Befehl einen Tag lang neben dem Karren gelaufen, damit es die Ochsen leichter hatten. Weil keines ihrer lächerlichen Schühchen für diesen Matsch

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