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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Wasser und Zucker und stellte das Ganze in die Sonne, bis es gärte. Dann fügte sie Mehl und Wasser und Salz hinzu und ließ es aufgehen. Als Form benutzte Fanny große, alte, eingefettete Konservendosen, aus denen das Brot dann oben pilzartig herausquoll. Allerdings dauerte es eine Weile, bis man dieses Brot auch essen konnte, denn sie hatte zwar einen Herd in der Küche, aber keinen Ofen. Deshalb experimentierte sie mithilfe von Zach und Martha so lange mit offenem Feuer, bis sie endlich wusste, wie heiß das Feuer sein musste, wo im Feuer sie die Dosen mit dem Brot platzierte und wie lange sie darin backen sollten. Am Anfang zog sie entweder schwarz verkohlte Klumpen oder schwabbelige Gummiteige aus dem Feuer, doch nach zwei Wochen hatte sie es endlich geschafft und konnte Ludwig zum ersten Mal ein selbst gebackenes Brot zum Frühstück servieren.
    Er probierte einen Bissen und legte das Brot dann wieder auf seinen Teller. Fanny, die voller Spannung auf sein Urteil wartete, hatte schon Angst, es würde ihm nicht schmecken. Stattdessen sprang er auf, nahm sie in seine Arme und wirbelte sie herum. Ludwig war nicht nur zufrieden, sondern begeistert und wurde nicht müde, ihr zu sagen, wie stolz er auf seine schöne Frau aus Deutschland war. Fanny freute sich zwar, dass ihr Brot so gut angekommen war, gleichzeitig irritierte sie etwas an Ludwigs Verhalten. Doch weil sie nicht genau sagen konnte, was sie störte, schalt sie sich eine elende Närrin, der man es niemals recht machen konnte.
    Nachdem sie nun Brot backen konnte, wandte sie sich dem Gemüse zu. Das Einzige, was im Garten neben dem Haus wild wuchs, war tsama , eine Art Kürbis, aus dem sich viele Beilagen kochen ließen. Ludwig mochte ihn am liebsten gekocht, durch ein Sieb gerührt, mit Zucker gemischt und mit Essig leicht gesäuert.
    Aber Fanny wünschte sich etwas mehr Abwechslung. In Keetmanshoop wurde getrocknetes Gemüse zu horrenden Preisen verkauft. Eine Papiertüte mit hundert Gramm getrockneter Zwiebel, Sellerie, Lauch, Weiß- oder Rotkohl kostete zwei Mark. In München hatte sie für ein Kilogramm Rindfleisch achtzig Pfennig bezahlt. Getrocknete Kartoffeln waren sogar noch teurer. Sie konnte den Preis allerdings verstehen, denn die Waren wurden bei einer Firma in Münsterberg, Schlesien, bestellt und hatten dann einen weiten Weg bis nach Keetmanshoop hinter sich. Das Gleiche galt für Elberfelder oder Münchner Flaschenbier. In Windhuk kostete es schon eine Mark und fünfzig Pfennig, in Keetmanshoop lag der Preis bei sechs Mark pro Flasche, da hätte ein Arbeiter in Deutschland drei ganze Tage für arbeiten müssen, aber in München gab es die Mass Bier ja auch für zwanzig Pfennig.
    Zum Glück hatte Charlotte ihr während ihrer Zeit in der Frauenkolonialschule den Umgang mit Geld nähergebracht, denn im Kloster hatte sie nie welches in den Händen gehabt und nicht gewusst, was wie viel kosten durfte.
    Dass die einfachsten Zutaten für eine Suppe ein Vermögen kosteten, fand Fanny ungeheuerlich. Sie dachte nicht daran, so viel Geld für lächerliche hundert Gramm getrocknetes Gemüse auszugeben. Außerdem bot ihr das eine willkommene Gelegenheit, sich mit Zach wieder über Pflanzen, die dem Klima und dem Boden in Keetmans hoop gewachsen waren, zu unterhalten. Sein Wissen darüber entpuppte sich allerdings als sehr mager. Er wusste zwar, was Tiere gern aßen und was giftig war, aber er hatte keine Vorstellung von Obst- und Gemüseanbau. Allein der Gedanke, etwas anzubauen, war ihm vollkommen fremd.
    Fanny ließ sich davon nicht entmutigen und fragte jeden, der sie besuchte. Daphne Amalia gab ihr schließlich widerwillig ein paar Auskünfte, die Fanny weiterhalfen. Sie pflanzte dann neben weiteren Kürbissen auch Morongo an, eine Art wilden Spinat, der laut Daphne Amalia hier gut gedeihen würde. Doch für Kartoffeln, Ludwigs Leibspeise, sah sie schwarz. Die würden hier niemals wachsen, der Boden und das Klima waren vollkommen ungeeignet. Außerdem bestellte sie Samen für Mittelmeerkräuter wie Majoran, Rosmarin, Thymian und Lavendel und hoffte, dass diese sich in der Sonne wohlfühlen würden.
    Abends bastelte sie aus festem Zwirn und getrockneten Kürbiskernen Vorhänge für Türen und Fenster, um die Mücken draußen zu halten. Und wenn sie nicht mit dem Haushalt auf die eine oder andere Weise beschäftigt war, musste sie sich um Ludwigs Praxis kümmern.
    Regelmäßig wurde ihr Mann gerufen, weil er der ein zige Arzt im Umkreis von Hunderten

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