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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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zu schneiden.
    Kurze Zeit später hatte sie den Übeltäter entfernt. Es war der Dorn einer Akazie, die hier überall wuchs und deren afrikanischer Name »Die schreckliche Akazie« bedeutete und von ihren langen Dornen herrührte. Sie entfernte den Dorn, ließ den Eiter abfließen, schnitt das verweste Fleisch weg und desinfizierte alles mit reichlich Borwasser.
    John hielt das Mädchen fest. Zu Fannys großem Erstaunen musste er dabei kaum Kraft aufwenden, denn das Mädchen blieb wie betäubt liegen. Schließlich gab Fanny noch Borsalbe auf ein Stückchen Gaze, bedeckte die frische Wunde damit und umwickelte den kleinen Fuß dann mit einer festeren Mullbinde.
    Sie atmete laut aus, ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen und betrachtete John und das Mädchen. Erst jetzt bemerkte sie, wie stark sie geschwitzt hatte und wie sehr ihr Herz klopfte. Hoffentlich hatte sie das Richtige getan.
    »Wir haben uns einen Tee verdient.«
    Fanny zog die Schürze, die mit gelben und roten Spritzern übersät war, aus und rief nach Grace.
    Grace war so schnell da, dass Fanny sicher war, dass Grace, Zach und Martha direkt hinter der Tür abgewartet hatten, was passieren würde. Fanny trug ihr auf, draußen Tee für John und sie zu servieren. Dann wusch sie sich die Hände und ihr schweißnasses Gesicht. Sie vermisste schmerzlich ihr Armband, trocknete die Hände ab und ging hinüber zu dem Mädchen, das nun sehr ruhig und gleichmäßig atmete. Vorsichtig griff sie nach der Hand des Mädchens, das immer noch ihre Perlen umklammert hielt, und entwand sie dem Kind. Sie fühlte sich erleichtert, als die Perlen wieder an ihrem linken Arm saßen, so als ob sie erst jetzt wieder ein ganzer Mensch wäre.
    »Warum bedeuten Ihnen diese Perlen so viel?«, fragte John, der sie offensichtlich beobachtet hatte.
    »In Ihrer Sprache würde man vielleicht sagen, weil sie von meinen Ahnen sind und sie mit mir sprechen können.«
    John lächelte. »Sie lernen schnell. Ich frage Sie, weil meine Mutter auch einige dieser Perlen in ihrer magischen Halskette trägt.«
    »Ihre Mutter?«, wiederholte Fanny verblüfft.
    John nickte. »Ich möchte Sie gern meiner Mutter vorstellen. Als ich ihr gesagt habe, dass auch Sie solche Perlen haben, wollte sie mir nicht glauben.« Er deutete auf Fannys Zauberperlen.
    Er musste sich irren, das war unmöglich. Woher sollte seine Mutter solche Perlen haben? »Aber nur diese gelben hier sind afrikanische Perlen.« Fanny zeigte auf die kegelförmigen mattgelben Perlen mit den feinen weißen und blauen Streifen. »Die roten sind böhmische Perlen, aber bei den bunt schillernden weiß niemand genau, woher sie stammen. Unmöglich kann Ihre Mutter solche Perlen besitzen. Ich selbst habe nur einmal in meinem Leben ähnliche gesehen, und das war im Kloster in …« Sie hielt inne, und ihre Kehle zog sich zusammen. Sie musste wahnsinnig geworden sein, wie kam sie dazu, vom Kloster zu sprechen?
    »Ja?« John sah sie neugierig an.
    »Nichts. Der Tee ist sicher schon fertig. Wir sollten gehen.« Sie deutete zur Tür.
    »Wir sollten besser keinen Tee zusammen trinken«, sagte John. »Ihr Mann könnte glauben, ich hätte nichts zu tun, sobald er weg ist.«
    Zuerst wollte Fanny ihm widersprechen, aber dann wurde ihr klar, dass John ihren Mann richtig einschätzte. »Sie haben recht«, lenkte sie ein, »es gibt sicher alle Hände voll zu tun. Und was geschieht nun mit Kajumba?«
    »Es wäre gut, wenn sie noch eine Weile hierbleiben könnte. Ich hole sie dann morgen.« Er sah ihr fragend in die Augen.
    Fanny nickte, auch wenn sie nicht wusste, wo das Mädchen schlafen sollte. »Und wo kann ich Sie erreichen, falls mit der Kleinen etwas sein sollte?«
    »Ich bin sicher, dass Kajumba durch Ihre Hilfe wieder gesund wird. Offiziell wohne ich zwar in dem Anbau dort hinten«, er wies zu den Fenstern, wo Fanny ihn am ersten Tag gesehen hatte, »aber dort bin ich nicht oft. Es gibt drau ßen auf den Weiden sehr viel zu tun. Wenn Sie es wünschen, dann bleibe ich wegen der Kleinen in der Nähe.« Er reichte ihr seine Hand. »Ich danke Ihnen.«
    Fanny wünschte sich, dass er noch nicht gehen möge, und hoffte, ihr würde ein geeigneter Grund einfallen. Er stand immer noch mit ausgestreckter Hand vor ihr. Sie griff danach und drückte sie. Von dort, wo sich ihre Handinnenflächen berührten, breiteten sich wohlige Schauer über ihren Körper aus, so angenehm, dass es ihr Angst machte. Sie ließ seine Hand los, so schnell, als ob sie sich

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